Wienerwald/Neulengbach
Studieren in der Krise
Im Pyjama zur Vorlesung? Das hätten wir vor einem Jahr noch für einen Faschingsscherz gehalten.
WIENERWALD. "Nur zwei Monate hat der Unterricht am Uni-Campus stattgefunden", so Alexandra Jäger aus Innermanzing, die im Herbst "Internationales Management" in Wien zu studieren begonnen hat. Seit November lernt sie nur mehr von zuhause. "Ich habe manchmal den Eindruck weniger zu lernen, da der Austausch mit anderen und die Interaktion fehlen. Außerdem ist es sehr anstrengend einer Vorlesung drei Stunden am Computer zu folgen. Die Professoren sind zwar sehr bemüht, aber bei bis zu drei Vorlesungen am Tag ist es schon passiert, dass ich eingeschlafen bin“, erzählt sie. Einen Vorteil kann sie erkennen: "Durch die vielen neuen Herausforderungen bin ich um einiges selbständiger geworden."
Zu kurz für Freundschaften
Fiona Eichberger ist ebenfalls Studienanfängerin. Sie studiert seit Herbst "Soziale Arbeit". „Ich hatte mich darauf gefreut neue Leute kennenzulernen, aber das eine Monat Präsenzstudium war zu kurz um neuen Leuten zu begegnen. Das ist echt schade. Die typischen Studentenaktivitäten hätte ich mir natürlich auch gewünscht“, so die Studentin. Auch Fiona hat manchmal mit fehlender Motivation zu kämpfen, wenn sie stundenlang alleine am Computer sitzt. „Es ist anstrengend, wenn eine große Gruppe gleichzeitig online ist, da man jedes Geräusch wie Tippen oder Husten extrem laut hört.“ Sie hat ebenfalls die Befürchtung, dass die Qualität des Studiums darunter leidet. „Ich hoffe einfach auf eine baldige Rückkehr zu Normalität“, spricht die junge Studentin vielen aus der Seele.
Nur mit Konzept zum Dreh
Manuel Plach kennt das Studentenleben vor Corona, er studiert Medientechnik im 3. Semester: „Ich war nie so der Partygeher, aber natürlich haben sich auch für mich die sozialen Kontakte verschlechtert. Wenn man nie auf der FH ist, gibt es auch keine Plaudereien am Gang oder Gespräche mit meinen Kollegen. Ich bedaure sehr, dass das alles nicht stattfinden kann.“ In seiner Studienrichtung erschweren die Beschränkungen besonders den Praxisunterricht, wie Dreharbeiten. „Früher haben wir einfach gedreht, jetzt müssen wir vorher ein Maßnahmen-Konzept vorlegen“, erklärt Manuel, „Der Theorieunterricht funktioniert online sehr gut, ich habe nicht den Eindruck einer Verschlechterung. Im praktischen Unterricht ist es schwieriger, wenn technische Geräte erklärt werden müssen.“ Gemeinsam und doch jeder für sich, vermissen sie an erster Stelle, den Austausch mit Kommilitonen und die sozialen Kontakte. Alle wünschen sich eine baldige Rückkehr zur Normalität und wem’s gefällt auch zum Party machen.
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