Gemeinde Neulengbach
Der Knöterichkiller im Wienerwald - Neulengbacher sagt dem Eindringling den Kampf an
Edwin Herzberger aus Matzelsdorf geht erfolgreich gegen den Japanischen Staudenknöterich vor und verrät, was getan werden kann. Die BEZIRKSBLÄTTER haben nachgefragt, was die Gemeinde, die Bundesforste und "Natur im Garten" gegen den Wüterich unternimmt.
NEULENGBACH. Der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) ist eine eingeschleppte Pflanze, die sich ungehemmt ausbreitet und damit heimische Pflanzen komplett verdrängt. Im Fachjargon: Ein invasiver Neophyt.
Artenvielfalt in Gefahr
Er ist tödlich für die Biodiversität.", so Edwin Herzberger, Mitarabeiter am Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft in Wien. Seit einigen Jahren lebt er in Matzelsdorf bei Neulengbach und beobachtet die Ausbreitung des Knöterichs mit Sorge. "Dort wo er sich breit macht, wächst nichts anderes mehr."
Bekämpfung im Untergrund
Den allgemeinen Tenor, man könne nichts gegen den Knöterich tun, teilt er nicht.
"Ich bin schon seit einigen Jahren dabei, in der Umgebung von Neulengbach etliche Standorte, wie Bahndamm, Bach-Einhang, oder Straßenböschung, knöterichfrei zu bekommen und ist es mir schon an mehreren Plätzen durch mehrmaliges gezieltes Mähen und Ausreißen gelungen. Ein paar von ihnen brauchen immer noch eine gewisse Nachsorge, das heißt, ich schau auf einer Rad-Runde vorbei und entferne, was noch nachgekommen ist. Jede ausgerissene Pflanze, die am Ort zurückgelassen und nicht auf den Kompost geworfen oder verschleppt wird, wäre ein kleiner Erfolg.", so Herzberger.
Angesichts der Intensität der Diskussion zum Thema Neophyten die in der Raika Neulengbach stattgefunden hat, hat Herzberger das Gefühl, dass die Leute gerne was tun würden und der weiteren Ausbreitung nicht tatenlos zusehen wollen.
Gefahren der Verbreitung
Ein großes Problem ist die Unwissenheit und Sorglosigkeit im Umgang mit der Pflanze. "Sie verbreitet sich nicht durch Samen, sondern wird überwiegend durch mit Wurzeln verunreinigtes Erdreich und damit vom Menschen verschleppt. So konnte sie sich vor allem an vielen Bächen ausbreiten. Auf den Erddeponien von Erdbaufirmen in unserer Umgebung wachsen üppige Fallopia-Bestände. Eine gezielte Bekämpfung hier an der Quelle könnte vielen weitere "Infektionen" vorzubeugen.
Gemeinde ist ebenfalls in Sorge
"Entlang der Straßen bearbeiten wir den Knöterich mechanisch vier bis fünf Mal pro Saison mit einem Mulchgerät (Schlögelhexler) und lassen die gehexelte Form vor Ort liegen. ", so stellvertretender Bauhofleiter Josef Stickelberger. Karl Gfatter, Obamnn des Wasserverbandes sieht das Problem als massiv an: "Vom Laabental bis nach Langenrohr hat sich der Knöterich ausgebreitet. Nach jedem Mähen verbreitet er sich aufs Neue. Stehen lassen kann man ihn aber auch nicht, aufgrund der Radwege und Gefahr der Verklausungen."
Die neuen Ansätze
Die effektivsten Ergebnisse sähe Gfatter in einer Beschattung.
"Der Knöterich braucht viel Sonne, dort wo er beschattet wird wächst er kaum bis wenig, aber die Bepflanzung ist schwierig, denn der Knöterich wächst schneller als die meisten Pflanzen."
Bei Plankenberg werde derzeit eine Bepflanzung mit Weiden versucht. Auch der wirtschaftliche Faktor ist enorm: "Vier bis fünf Mal in der Saison wird die Bachböschung gemäht, in verbauten Gebieten öfter. Heuer bereits drei Mal." Das Interesse an Lösungsmöglichkeit und neuen Erfahrugswerten ist groß. Gfatter möchte die Thematik bei einer Mitgliederversammlung zum Thema machen.
Versuche der Bundesforste
"Der finanzielle Aufwand ist enorm.", berichtet auch die Leiterin des Teams Biosphärenpark Wienerwald, Alexandra Wieshaider:
"Wir haben in einem 2014 abgeschlossenen Projekt verschiedene Methoden zur Bekämpfung getestet. Etwa ihn mit einer Plane lichtdicht und fest abzudecken. Nur leider hat er seine Wurzeln bis außerhalb der Plane ausgebreitet und ist dann dort weiter gewachsen. Am besten funktioniert das Ausreißen, was sehr aufwendig ist, daher machen wir das nur punktuell. Eine andere Methode wird derzeit am Mauerbach in Kooperation mit der Boku ausprobiert – hier werden heimische Weiden nach einem ausgeklügelten System gepflanzt, in der der Hoffnung, diese schnell wachsenden Pflanzen verdrängen den Eindringling."
Natur im Garten-Tipps
Nachgefragt bei "Natur im Garten" in Tulln wird folgendes empfholen: "Am nachhaltigsten, wenn auch am aufwändigsten, ist das Ausgraben der bis zu zwei Meter tiefen Rhizome, (Wurzelstöcke). Diese sind allerdings speziell zu lagern. Sie müssen austrocknen, um einen Wiederaustrieb zu verhindern oder können zertifizierten Kompostieranlagen zugeführt werden. Mit Rhizomen durchsetztes Erdmaterial sollte keinesfalls mit unbelastetem Material vermischt oder in der freien Natur abgelagert werden."
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