Kanzler versteht Bahnhof

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Milch- und Schweinepreis sind im Keller, viele Bauern denken ans Aufhören. Hat Landwirtschaft in NÖ eine Zukunft?
Ja. Tatsächlich haben wir momentan eine dramatische Situation bei Milch und Schweinefleisch. Ich glaube aber, hier ist die Talsohle durchschritten, es wird wieder aufwärts gehen. Ich appelliere hier an die Konsumenten: Nur billig gibt es nicht, irgendwer zahlt drauf. Ein Beispiel: Inzwischen kommen zwei von drei Putenbrüsten in Österreich aus dem Ausland. Dort kann man billiger produzieren, weil man weniger strenge Tierschutzstandards hat. Der Konsument muss aber wissen: Wer billig kauft, kauft Tierleid mit.

Kann die Politik helfen?
Auch. Aber natürlich haben die Konsumenten den größten Einfluss. Es ist ja paradox: Die Leute kaufen Griller um 300 Euro, aber das, was oben liegt, sollte am besten gratis sein. Wir Politiker können jetzt einmal unterstützen, zum Beispiel durch Entlastungen, etwa eine einmalige Reduzierung der Sozialabgaben. Darüber führen wir gerade intensive Gespräche mit dem Koalitionspartner in der Bundesregierung.

Darüber wird aber schon länger verhandelt. Warum geht nichts weiter?

Weil der Kanzler zwar viel von Bahnhöfen versteht, aber wenig von Bauernhöfen.

Gibt es auch etwas, das unsere Bauern besser machen können?

Die Bauern haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie haben durch Kooperationen wie den Maschinenring Kosten reduziert. Aber dieses Thema ist jetzt ausgereizt.

Wenn sich die Situation nicht bessert, ist unsere Lebensmittelversorgung in Gefahr?
Wir haben im Vorjahr eine Sicherheitsgefährung in der Republik gehabt, weil man eine Zeit lang dachte, es geht ohne Polizei und Bundesheer und dort drastisch gespart hat. Jetzt hat man dort Geld investiert und dadurch hat sich die Lage verbessert. Genauso brauchen wir nun ein Finanzpaket zur Entlastung der Bauern. Denn sonst gibt es eine Versorgungskrise mit heimischen Lebensmitteln, und eine Versorgungskrise ist immer auch eine Sicherheitskrise. Abhängigkeiten aus dem Ausland sind nie gut.

Neben der Preiskrise plagt unsere Bauern auch das Wetter. Auch der Rest der Bevölkerung hat unter Unwettern gelitten. Tut die Politik genug im Bereich Katastrophenschutz?
Da sind wir führend. Bei einer Reise nach Dresden war der zuständige Minister ganz erstaunt, wie wir das handhaben. Dort werden Hochwasseropfer teilweise nach drei Jahren noch nicht entschädigt. Bei uns geht der Bürgermeister mit einer Kommission nach einem Unwetter durch den Ort und schätzt den Schaden. Dann schickt er uns einen Bericht. Und einen Tag nach Einlangen des Berichtes überweisen wir 20 bis 50 Prozent der Summe an die Betroffenen.

Entschädigungen sind gut, aber Vorsorge ist besser. Wird da genug gemacht?

Es gibt 255 Gemeinden, die seit 2002 sicherer als vorher sind, weil sie seither einen Hochwasserschutz bekommen haben. Derzeit sind zusätzliche 85 Projekte in Bau.Trotz all dieser Bemühungen wird es einen hundertprozentigen Schutz aber nie geben. Ein Beispiel: In Krummnussbaum ist im Juli die vierfache Menge an Niederschlag gefallen als im Vorjahr. Da hilft dann selbst die beste Verbauung nicht mehr.

Nicht nur für die Opfer, auch für die Freiwilligen Einsatzkräfte sind die Unwetter eine Herausforderung. Wie problematisch ist es, dass Freiwillige für Einsätze auch frei bekommen?
In den vergangenen Wochen waren in Niederösterreich 3.500 Freiwillige im Einsatz. Und mir ist nicht ein Fall bekannt, wo ein Retter in der Firma Probleme bekommen hat. Denn bei uns in Niederösterreich gibt es ein vernünftiges Miteinander mit den Betrieben vor Ort. Da brauche ich mich nicht einmischen, da gibt es auch in Wochen wie diesen großen Zusammenhalt. Und dieser Zusammenhalt ist größer als jede Naturkatastrophe.

Sie sind auch Präsident des ökosozialen Forums und waren jetzt bei den kommunalen Sommergesprächen. Man hat den Eindruck, der Zusammenhalt ist durch globale Probleme zuletzt etwas kleiner geworden.
Ich halte nichts vom Krankreden, es geht uns gut.Niederösterreich ist das kaufkraftstärkste Bundesland geworden, früher waren wir im hinteren Drittel. Aber es gibt Sorgen, die kommen von außen: Terror, Brexit, Russlandkrise. Hier sind die Bürgermeister trotzdem die ersten Anwälte der Bürger, denn das Vertrauen auf kommunaler Ebene ist groß. Das Vertrauen zur Bundesregierung oder der EU ist das nicht. Die Gemeinde ist in Zeiten wie diesen die wesentliche Drehscheibe, weil es Vertrauen gibt. Deswegen ist sie für mich auch unantastbar. Von Zusammenlegungen wie in der Steiermark halte ich gar nichts. Es geht um intelligente Zusammenarbeit, und das passiert ja bereits. Aber wir werden niemandem seine Identität entziehen - und die heißt Heimat.

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