Die Türken flohen vor den Feuerzeichen
Der Autor Wilhelm Kuehs erzählt in der WOCHE die Sage "Die Entstehung des Osterfeuers" im Lavanttal.
LAVANTTAL. Als die Türken in das Lavanttal einfielen und Dörfer und Städte verwüsteten, flohen die Menschen auf die Hänge der Kor- und Saualpe. Von der Rieding aus und von Lading und Pölling beobachteten sie, wie sich immer mehr feindliche Truppen sammelten. Die Türken errichteten ein großes Lager zwischen Wolfsberg und St. Andrä, und es sah ganz so aus, als wollten sie sich da häuslich niederlassen.
Pläne geschmiedet
Das gefiel den Lavanttalern nicht, und sie überlegten, was sie dagegen unternehmen könnten. Sie wollten sich mit den Leuten auf der anderen Seite des Tales absprechen, aber das war gar nicht so einfach. Kein Bote schaffte es durchs Tal, jeder wurde von den Türken abgefangen. Am Ostersamstag hatte dann einer der Bauern eine Idee. Warum versuchten sie es nicht mit Feuerzeichen?
Schnell war der erste Haufen zusammengetragen. Äste und alte Bänke, Latten und Bretter wurden angezündet, und bald leuchtete hier und da ein Feuer. Die Leute auf der anderen Seite folgten diesem Beispiel, und schon bald flammten viele Feuer an den Hängen der Saualpe und der Koralpe auf.
In die Flucht geschlagen
Als der Morgen dämmerte, staunten die Lavanttaler nicht schlecht. Kein einziger Türke, kein einziges Zelt und kein einziges Pferd waren am Talboden zu sehen. Wie man später erfuhr, hatten die Türken Reißaus genommen, weil sie glaubten, die Feuer stammten von einem großen Kriegsheer, das gekommen war, um sie zu vernichten. Seit dieser Zeit entzünden die Lavanttaler in jeder Osternacht große Feuer, um dieses unblutigen Sieges zu gedenken.
ZUR SACHE:
Die Lavanttaler Ostersage "Die Entstehung des Osterfeuers" stammt aus dem Buch "Kärntner Sagen", das im Jahr 2013 von Wilhelm Kuehs und Jakob Kirchmayr bei Tyrolia erschienen ist.
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