Wissenschaftler forschen im Stadtarchiv Zwettl über das „lange“ 19. Jahrhundert
ZWETTL. In den 1980er Jahren erschienen die Zwettler Heimatbücher „Zwettl-NÖ I. Die Kuenringerstadt“ und „Zwettl-NÖ II. Die Gemeinde“. Da seither in der Geschichtsforschung zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen wurden, sich die Fragestellungen der Wissenschaft änderten und viele weitere Publikationen zur Zwettler Geschichte erschienen sind, ist es an der Zeit, die lokale Geschichte neu aufzuarbeiten und Lücken zu schließen.
Für diese umfangreichen Arbeiten konnten renommierte Historiker gewonnen werden, die sich in den kommenden Jahren mit Themen zur Zwettler Geschichte intensiv auseinandersetzen werden. Die erste Etappe zu diesem Großprojekt wurde am 24. Juli gestartet.
Dozent Dr. Oliver Kühschelm vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien kam mit drei jungen Wissenschaftlern zu Forschungszwecken ins Stadtarchiv Zwettl. Unter seiner Leitung begannen Maximilian Martsch, Andreas Bunzl und Peter Hinterndorfer mit ihren Forschungen über das „lange“ 19. Jahrhundert.
Besonderes Augenmerk legen sie dabei auf das Wachstum der Stadt, markante bauliche Veränderungen und den Einzug des Fortschritts. Interessant wird, herauszufinden wie die altehrwürdige Stadt damals, in Zeiten des Umbruchs, mit ihrem Erbe, etwa der Stadtmauer, umging und welche Erinnerungskultur bzw. welches Selbstverständnis die Vorstellungen der Zwettler prägten. Ein Thema sind die dramatischen Veränderungen in der städtischen Verwaltung - von der Herrschaft durch Adel und Kirche über die Revolution 1848 hin zu freien Wahlen, zu der Einrichtung der Bezirkshauptmannschaft und zu kommunaler Selbstverwaltung. Diese neuen Strukturen stellten die Stadt vor neue Herausforderungen, die in der Sozialgeschichte ebenso wie in Wirtschaft und Verkehr ihren Niederschlag fanden.
Die Wissenschaftler werden in den kommenden Monaten mehrmals das Stadtarchiv besuchen, um ihre Forschungen weiterzutreiben. Die Erkenntnisse werden in gut lesbaren Manuskripten zusammengefasst. Der Band zum 19. Jahrhundert soll 2019 veröffentlicht werden.
Dies ist Teil eines vom Zwettler Gemeinderat am 26. Juni genehmigten Mehrjahresprojektes (2018-2022), das in Kooperation mit dem Verein „Netzwerk Geschichte NÖ – Verein zur Förderung des Archivwesens in NÖ“ umgesetzt wird.
Für dieses Projekt konnten namhafte Historiker gewonnen werden, die sich in ihrer Arbeit den Epochenblöcken Mittelalter, Frühe Neuzeit, 19. Jahrhundert und 20./21. Jahrhundert widmen. Den Abschluss wird im Jahr 2022 eine öffentliche Gesamtpräsentation in Zwettl bilden.
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