Griechenland im Notstand

Nach dem nachdenklichen Vortrag: Leo Aschauer, Reinhard Poppinger, Elisabeth Leidenfrost, Uli Küntzel, Anastasia Kalantzi-Azizi, Farokh Azizi und Karl Elsigan.
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  • Nach dem nachdenklichen Vortrag: Leo Aschauer, Reinhard Poppinger, Elisabeth Leidenfrost, Uli Küntzel, Anastasia Kalantzi-Azizi, Farokh Azizi und Karl Elsigan.
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SCHWARZENAU (kuli). Nachdem bei E.i.S. nun schon viel über die glorreiche, antike Vergangenheit erfahren werden konnte, stand am 21. Juni 18 die aktuelle Situation im EU-Mitglied Griechenland auf dem Programm. Anhand des Gesundheits- und Sozialsystems berichteten Univ.-Prof. em. Anastasia Kalantzi-Azizi und Mag. Farokh Azizi am Beispiel ihres eigenen Schicksals von den dramatischen Veränderungen seit dem Beginn der „nicht vom Himmel gefallenen“ Wirtschaftskrise, deren Ende noch nicht abzusehen sind. Dass drei Regierungs-Memoranden und EU-Rettungsschirm-Geldpakete wenig bis überhaupt nichts für die Bevölkerung gebracht haben, war demnach klar zu erkennen. So sind viele Kürzungen bei Gehältern und Pensionen vorgenommen worden. Als emeritierte Universitätsprofessorin erhält Anastasia nurmehr knapp über tausend Euro Pension im Monat, ihr Mann Farokh als ehemaliger Apotheker deutlich weniger als tausend Euro. Und sie zählen zu denen, denen es noch gut geht.

Das gesellschaftliche Leben, eigentlich das Überleben, funktioniert nur noch über private Hilfsinitiativen, so auch die Organisation und Verteilung von dringend benötigten Medikamenten in Athen und Umgebung. Diese Initiative auf dem Gelände des alten Flughafens von Athen nennt sich die "Sozialapotheke" , sie wurde vom Kardiologen Dr. Giorgos Wichas ins Leben gerufen. Farokh Azizi selbst zählt seit einem Jahr zu den Mithelfern, die auf ihren Erfolg wirklich stolz sein können. Ärzte in Spitälern fahren freiwillige Doppelschichten, damit Patienten - darunter auch Migranten - nach acht Stunden Wartezeit auch noch notdürftig untersucht oder behandelt werden können. Sie sind die „Helden des Rests vom System“. Entlassene Arbeitnehmer haben keinen Krankenversicherungsschutz mehr, sie sind allein auf karitative Initiativen angewiesen. Und sie werden immer mehr. Weniger geworden sind die 26 nur zu Postenschacherzwecken eingerichtet gewesenen Krankenkassen, nämlich neun – ein erfreulicher Ansatz.

Die wenigen Reichen im Land zahlen nach wie vor kaum bis keine Steuern, die Staatsverschuldung erreicht astronomische Höhen. Noch dazu kommt der „Ausverkauf“ von Firmen und Infrastruktureinrichtungen an ausländische Investoren – darunter auch viele aus EU-Ländern -, welche zum Beispiel Nobelhotelwolkenkratzer in Dubai-Dimensionen für zahlungskräftige Touristen errichten wollen, wo einstmals Gewerbegebiete und Leichtindustrie angesiedelt waren und Arbeitsplätze boten. Die „geduldete Korruption“ der Politiker öffnet solchen „dub(a)iosen“, mafiösen Machenschaften Tür und Tor. Quasi ein „Selbstbedienungsladen“, wie die Referenten es nannten.

Beide Azizis hatten Mitte bis Ende der 60er Jahre in Wien studiert, er Pharmazie und sie Psychologie. Dabei haben sie sich näher sowie den den österreichischen Sozialstaat kennen und auch Deutsch gelernt. „Es war wie das gelobte Land, damals waren die österreichischen Sozialdemokraten allen anderen weit voraus“, erinnerten sie sich im Nachgespräch. Das in Schwarzenau wohnende Mediziner-Ehepaar Dr.es Susanne und Zavar Rabady ist seit Jahrzehnten mit den Azizis freundschaftlich verbunden. Über sie kam die Idee zu dieser informativen Veranstaltung auf.

Angesichts dieser Schilderungen, die nicht medial gefiltert und parteipolitisch tendenziös sind, überkam so manche der 20 anwesenden Waldviertler Griechenlandtouristen ein mulmiges Schuldgefühl beim Gedanken an den letzten Insel-Urlaub fernab von sozialen Brennpunkten. „Ihr müsst aber immer wieder in unser Land kommen, denn ohne euch Feriengäste wäre alles noch viel schlimmer!“, relativierten die beiden Vortragenden die Situation.

Das Thema Flüchtlinge bzw. Migranten wurde extra außen vorgelassen, sonst hätte der Vortrag nicht nur zwei Stunden gedauert, sondern die ganze Nacht.

Als eine Quintessenz bleibt wieder einmal die Erkenntnis, dass in Österreich, auch im Waldviertel, gerne auf hohem Niveau gejammert wird.

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