Kongress Mentale Gesundheit: Ein psychisches Trauma kann jeden treffen Das Leben danach wurde in Ottenschlag beleuchtet

Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh, Dr. Christiane Richter, Mag. Renate Lipp, Univ.- Prof. Dr. Henriette Walter, DI Judith Nannt, Prim. Dr. Christiane Handl (Ärztliche Leiterin des Fachbereiches Rehabilitation psychischer Erkrankungen im Lebens.Resort Ottenschlag), Mag. Sandra Pitzl, Prokuristin Dr. Christina Lohninger, Prim. Dr. Johannes Püspök (Ärztlicher Leiter im Lebens.Resort Ottenschlag) | Foto: Lebens.Resort Ottenschlag
  • Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh, Dr. Christiane Richter, Mag. Renate Lipp, Univ.- Prof. Dr. Henriette Walter, DI Judith Nannt, Prim. Dr. Christiane Handl (Ärztliche Leiterin des Fachbereiches Rehabilitation psychischer Erkrankungen im Lebens.Resort Ottenschlag), Mag. Sandra Pitzl, Prokuristin Dr. Christina Lohninger, Prim. Dr. Johannes Püspök (Ärztlicher Leiter im Lebens.Resort Ottenschlag)
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OTTENSCHLAG. Das Lebens.Resort Ottenschlag lud gemeinsam mit der Xundheitswelt-Akademie zur siebten Veranstaltung „Mentale Gesundheit im Dialog“. Der hochkarätige Kongress widmete sich dem Thema „Posttraumatische Belastungsstörungen – Möglichkeiten & Grenzen in Primärbehandlung und Rehabilitation“.

Ärzte, Psychotherapeuten, Psychologen und interessiertes Fachpublikum nahmen an der Fortbildung im Lebens.Resort Ottenschlag teil.
Das Thema „Krisenintervention“ gewinnt angesichts der immer größeren und rasch wachsenden Sensibilität in allen Lebensbereichen zunehmend an Bedeutung. War es bis vor wenigen Jahrzehnten noch eine Randerscheinung, steht es heute rund um die Uhr im Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Zudem sorgen ja auch die Medien dafür, dass traumatisierte Menschen einen Fixplatz in unserem Bewusstsein gefunden haben.

Traumatisches in der Vorgeschichte

Prim. Dr. Christiane Handl, Ärztliche Leiterin des Fachgebietes Rehabilitation psychischer Erkrankungen im Lebens.Resort Ottenschlag und für die wissenschaftliche Leitung des Kongresses verantwortlich, stellt fest: „In der Vorgeschichte vieler Patienten mit psychischen Erkrankungen finden sich traumatische Erlebnisse. Wissenschaftliche Studien konnten diesen Zusammenhang nachweisen. Dementsprechend hoch ist auch der Anteil an traumatisierten Menschen in der sechswöchigen Rehabilitation.“

Wie sehr dieses brisante Thema die Gesellschaft prägt, untermauerte Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh (Leiter des Zentrums für Psychosomatische Medizin und Supervision an der Donau- Universität Krems) mit eindrucksvollem Zahlenmaterial. Demnach machen 50 bis 90 Prozent aller Menschen im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal eine traumatische Erfahrung. Rund zehn Prozent davon entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung. So leidet jeder Zweite nach einer Vergewaltigung an einer posttraumatischen Belastungsstörung, jeder Vierte nach einem anderen Gewaltverbrechen, 20 Prozent von Kriegs-, 15 Prozent von Verkehrsunfallopfern oder auch 15 Prozent bei schweren Organerkrankungen (Herzinfarkt, Malignome). Da Trauma nicht gleich Trauma ist, gibt es noch eine Gliederung in zwei Untergruppen: Typ-I-Traumata, die einmalig auftreten, sowie Typ-II-Traumata, die anhaltend oder wiederkehrend sein können.

Trauma annehmen

Möglichkeiten und Grenzen in der Behandlung wurden von Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter (Leitende Oberärztin an der Medizinischen Universität Wien/AKH) aufgezeigt. Traumatisierende Ereignisse wie Kriegserlebnisse, Lagerhaft, Geiselnahmen oder die derzeitigen Fluchterfahrungen wurden beleuchtet. Diese lösen neben Stress auch Gefühle der Hilflosigkeit aus. Demnach ist also das Therapieziel, das Traumaerlebnis zum integrierten Teil der persönlichen Lebensgeschichte zu machen. Wichtig ist dabei die Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit, um Krisen zu bewältigen. Dadurch sollen Wiederholungs- und Alpträumen ebenso vorgebeugt werden wie einem dauernden Gefühl von Betäubtsein, Stumpfheit, Gleichgültigkeit oder Teilnahmslosigkeit. Obwohl der Krankheitsverlauf oft wechselhaft ist, darf nach Ansicht Walters in der Mehrzahl der Fälle eine Heilung erwartet werden.

Dissoziative Störungen

Dr. Christiane Richter (Fachärztin für Psychiatrie, Geriatrie und psychotherapeutische Medizin) beleuchtete in ihrem Vortrag zum Thema „Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörungen“ schwerpunktmäßig das Spektrum der Dissoziativen Störungen*, die selbst im hochdissoziativen Bereich in der Praxis in hohem Maße unterdiagnostiziert sind. So ist es beim Diagnostizieren neuer Patienten wichtig, immer daran zu denken, dass eventuell eine dissoziative Störung vorliegen könnte. Bei traumatischen Erfahrungen liegt die Vermutung nahe, aber sie können sich auch hinter anderen, nicht mit Traumatisierung assoziierten Erkrankungen verbergen, zum Beispiel Depressionen, Angsterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie, Anpassungsstörungen, Substanzmissbrauch oder Somatisierungs- und Essstörungen.

(* Dissoziative Störung ist ein Überbegriff für eine Reihe psychischer Krankheitsbilder. Die Betroffenen reagieren auf sehr belastende Erlebnisse mit der Abspaltung von Erinnerungen oder gar ganzen Persönlichkeitsanteilen. Dadurch blenden Patienten unerträgliche Erfahrungen aus.)

Krisenintervention auf Abruf

In Österreich gibt es seit rund zwei Jahrzehnten AKUT-Teams, die rund um die Uhr in Bereitschaft stehen. Mobile Krisenintervention durch psychologische und psychotherapeutische Fachkräfte gilt bei Akutereignissen wie Unfällen, plötzlichen Todesfällen, Gewalttaten, Suiziden oder elementaren Katastrophen mittlerweile als selbstverständlicher Standard – und ist für die Betroffenen kostenlos.

Die Anforderung der Betreuung erfolgt über Einsatzorganisationen, Krankenhäuser, Behörden und soziale Dienste. Ziel der Betreuung ist eine erste ganzheitliche Stabilisierung. Studien zeigen eine deutliche Minderung von Belastungen nach traumatischen Erfahrungen durch die rasche Hilfe. Zudem sinkt die Tendenz zu Dauerschäden. Mag. Sandra Pitzl, Gesundheits- und Notfallpsychologin sowie fachliche Leiterin des AKUTteam Niederösterreich, griff dieses Thema in ihrem Vortrag auf.

Psychisches Trauma: Reha muss vieles abdecken

Breiten Raum nehmen dabei die Möglichkeiten und Grenzen in der Rehabilitation ein. Prim. Dr. Christiane Handl, Ärztliche Leiterin des Fachbereiches Rehabilitation psychischer Erkrankungen im Lebens.Resort Ottenschlag, beschäftigte sich in ihren Ausführungen mit diesem Thema. Um im sechswöchigen Rehabilitationsprogramm für Traumafolgestörungen die erhofften Erfolge zu erzielen, ist eine genaue Kenntnis des Krankheitsverlaufes für die Erstellung der Therapieplanung im Vorfeld unerlässlich. Demnach sind also im Zuge der Zuweisung anamnestische Hinweise sowie Begleitbefunde von grundlegender Bedeutung.
DI Judith Nannt, Psychotherapeutin im Lebens.Resort, wiederum gab Einblicke in ihre Erfahrungswerte und die psychotherapeutische Vorgangsweise. Das Erkennen und Vorgehen bei Traumafolgestörungen verlangt eine spezifische Herangehensweise. Mag. Renate Lipp, Klinische- und Gesundheitspsychologin im Lebens.Resort Ottenschlag, ging auf das interdisziplinäre Team und die Zusammenarbeit im Lebens.Resort Ottenschlag näher ein.

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