Zwettler stürmen Ambulanzen
Immer mehr Kranke im Bezirk meiden Arztpraxen und gehen direkt ins Spital.
BEZIRK ZWETTL (bs). Die Grippe wütet seit Wochen im Bezirk, die Arztpraxen sind voll. Immer mehr kranke Zwettler sparen sich aber immer öfter den Weg zum Doktor. Sie stürmen die Spitalsambulanzen. Die Patientenzahlen im Zwettler Spital sind um 35 Prozent angestiegen (siehe Patientenzahlen). Als Gründe geben die Kranken oft die raren Öffnungszeiten der Allgemeinmediziner (siehe Ärzte-Öffnungszeiten) an. Wir haben Spitäler und Praxen im Bezirk besucht und sind den Ursachen genau auf den Grund gegangen. Parallel zu den steigenden Ambulanz-Zahlen sind aber auch die Wartezimmer der Allgemeinmediziner im Bezirk voll. Die Ärzte lassen das Öffnungszeiten-Argument hingegen nicht gelten. Vonseiten des Landesklinikums Zwettl heißt es auf Anfrage, dass viele Patienten angeben, dass es im Spital schneller, einfacher und organisatorisch besser funktioniere – auch die subjektive Qualitätserwartung spiele eine Rolle.
Appell an Erkrankte
Einige Patienten schätzen demnach ihre Erkrankung so schwerwiegend ein, dass diese gar nicht daran denken, eine Ordination aufzusuchen. "Ein großer Teil jener Patienten, die die Spitals-ambulanz aufsuchen, scheint viel weniger schwer erkrankt zu sein, als zu erwarten wäre. Nach spitalsärztlicher Einschätzung könnten rund 60 Prozent der Selbstzuweiser adäquat in einer Ordination behandelt werden", heißt es vom Landesklinikum.
"Würden die Patienten primär die Hausärzte aufsuchen, wäre eine Entspannung am Landesklinikum möglich"
Primar Michael Hirschl
"Im Falle einer echten Grippe ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle für Betroffene, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und erforderliche Medikamente zu verschreiben", appelliert Primar Hirschl an die Erkrankten. "Aufgrund der Grippewelle gibt es einen sehr starken Anstieg von stationären Aufnahmen in unserem Klinikum, dies bedeutet einen erheblichen Mehraufwand", so der Leiter der Internen Abteilung.
Mögliche Ursachen sind ein im Laufe der Zeit dünneres Allgemeinmediziner-Netz und ein vermehrtes Aufsuchen von Arzt-ordinationen und/oder Ambulanzen.
Öffnungszeiten der Ärzte im Bezirk (Auszug):
Dr. Elias, Zwettl: Mo, Di, Mi, Fr 8-11 Uhr, Di 16-18
Dr. Steinkellner, Niedernondorf: Mo, Di, Mi, Fr 7:30-11, Mo 17-19
Dr. Sarmata, Langschlag: Mo 7:30-12, Mi, Do, Fr 8-12, Do 16-18:30
Dr. Reiner, Schweiggers: Mo-Do 8-12, Fr 14-18
Dr. Pesendorfer, Groß Gerungs: Mo, Fr 8:30-12:30, Mi, Do 8-12, Mi 16-19
Dr. Mayerhofer, Groß Gerungs: Mo, Di, Fr 8-12, Do 7-11, 16-19
Angaben ohne Gewähr.
Patientenzahlen:
Waren es im Jahr 2006 noch etwas mehr als 25 000 Patienten, die wegen Grippe am Landesklinikum Zwettl behandelt wurden, so waren es im Jahr 2015 bereits über 34 000. Das entspricht einer Steigerung von rund 35 Prozent. Zwettl liegt damit auch über dem NÖ-Schnitt von rund 30 Prozent.
Hier gehts zur Umfrage der Woche zum Thema: https://www.meinbezirk.at/zwettl/leute/umfrage-d2020440.html
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