Bauern bangen um Existenz: "Müssen die Milch bald wegschütten" (MIT VIDEO)

Die Berglandmilch steht unter anderem für die Marke Schärdinger. | Foto: Symbolbild: Berglandmilch
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GROSS GERUNGS. 34 Milchbauern aus dem Wald- und Mühlviertel, darunter acht aus dem Bezirk Zwettl, stehen nach eigenen Angaben unmittelbar vor dem wirtschaftlichen Ruin. Sie erhalten demnach per 1. Mai keinen neuen Liefervertrag mit den Molkerei-Betrieben Berglandmilch, Gmundner Milch oder NÖM. Aus diesem Grund luden einige der betroffenen Milchbauern am Montag, 24. April 2017, in das Gasthaus Hirsch in Groß Gerungs zu einer Pressekonferenz.

Alleingang als Grund?

Über die Hintergründe der Abnahme-Verweigerung der Molkereien kann nur spekuliert werden. Dennoch gilt ein Grund als sehr wahrscheinlich. Vor circa 15 Jahren, als der Milchpreis in den existenzbedrohenden Bereich von 25 Cent je Liter fiel, tat sich eine Gruppe Bauern zusammen, um eine gemeinsame Vermarktungsschiene aufzubauen und den bisherigen Abnehmern, den genannten Molkereien, den Rücken zuzukehren. So wurde der Milchpreis für jene Landwirte, die diesen Pionierweg gingen, einigermaßen gehalten – die Faire Milch eroberte den Markt. "Unsere Vermarktung in Richtung regionaler Produkte wurde bei den Konsumenten sehr gut angenommen. Doch nun sind wir gescheitert", brachte etwa Bernhard Holzmann die Fassungslosigkeit und Betroffenheit der Milchbauern im Rahmen der Pressekonferenz auf den Punkt.

Milchquote als Ende

Der Fall der Milchquote und die daraus resultierende Mengenexplosion in den letzten Jahren brachte dieses einstige Erfolgsmodell jedoch ans Ende. Die Landwirte mussten ihr Projekt aufgeben und wollen nun wieder an die involvierten Molkereien liefern. Besonders betroffen macht jener Umstand, dass bereits erste Landwirte ihre Milch entsorgen müssen und in die Kanalisation pumpen. In dieser Situation ist etwa Rudolf Hofbauer aus Mold (siehe Video).

Friedrich Gillinger, Reinhold Rauch oder Bernhard Holzmann aus dem Bezirk Zwettl könnte dies ebenfalls nach dem 1. Mai ins Haus stehen. Nun rufen die betroffenen Landwirte alle beteiligten Molkereien auf, ihre seit Monaten in Prüfung befindlichen Anträge anzunehmen.
Auch das Argument der weiten geografischen Streuung der betroffenen Betriebe lassen die Landwirte nicht gelten. Teilweise fahren demnach die Milchwägen zu Bauern im selben Ort. Für den 35 Milchkühe umfassenden Bio-Milcherzeuger Reinhold Rauch aus Arbesbach, wäre auch die Menge, um die es hier geht, leicht unterzubringen: "Wir sprechen hier von einem Volumen, das einer Tagesschwankung entspricht." Die Landwirte fürchten, dass aufgrund des Ausstiegs vor mehr als zehn Jahren an ihnen nun ein Exempel statuiert werden soll.

Existenzen gefährdet

Hinzu kommt, dass nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe gefährdet sind, sondern auch ganze Existenzen und Familien vor dem Ruin stehen. "Wir könnten gar nicht von heute auf morgen aufhören", spricht etwa Friedrich Gillinger die Situation von offenen Krediten oder möglichen Rückforderungen an Förderungsgeldern an.
Dass es keine Rückmeldung bezüglich der eingegangenen Anträge gegeben haben soll, entkräftet der Geschäftsführer der Gmundner Milch, Michael Waidacher, im Bezirksblätter-Telefonat. Außerdem stellte er klar, dass die 2700 Mitglieder umfassende Genossenschaft die Entscheidungen bei Gmundner Milch treffen würden. Dennoch ließ er den betroffenen Landwirten eine Tür offen: "Bei uns handelt es sich nicht um einen 'Justament-Standpunkt'."
Auch Leopold Gruber-Doberer, Geschäftsführer der Milchgenossenschaft Niederösterreich, die 25 Prozent an der NÖM hält, erklärt gegenüber den Bezirksblättern: "Wir haben all jenen Landwirten, die davor an uns geliefert haben, ein Angebot gemacht. Dieses wurde fast gänzlich auch angenommen."

"Wir sind randvoll"

Josef Braunshofer, Geschäftsführer der Berglandmilch, bestätigt auf Anfrage, dass es derzeit rund 100 unbearbeitete Anträge gebe. "Wir nehmen derzeit so viel Milch auf wie noch nie und sind auch mit unseren Anlagen an der Kapazitätsgrenze", so Braunshofer. Deshalb habe der Vorstand beschlossen, dass die Mitgliederaufnahme bis auf Weiteres ausgesetzt werde.

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