Schafzucht-Verband: "Problem-Wölfe jagen!"
Johann Hörth, Geschäftsführer der Nö Landeszuchtverband für Schafe und Ziegen, nimmt Stellung:
WALDVIERTEL. Durch die vermehrten Wolfsrisse im Waldviertel, aber auch im angrenzenden Mühlviertel, wurden in der letzten Zeit viele Schafbauern geschädigt und die Tiere mussten qualvoll umkommen. Als nach dem Wild hauptbetroffene Tiersparte kann und will der Nö. Landeszuchtverband für Schafe und Ziegen diesen Geschehen nicht länger tatenlos zusehen und fordert daher, wie von Obmann Eduard Köck in den letzten Tagen bekannt gegeben, die Bejagung von Problemwölfen.
"Besonders betroffen macht mich, wenn über anonyme Nachrichten, verbreitet über soziale Medien, die betroffenen Tierhalter auch noch bedroht werden. Ich hoffe daher, das auch die Wolfsbefürworter den Mut aufbringen ihre Identität preiszugeben. Ja, und es gibt eben bei dieser Problematik verschiedene Sichtweisen und jeder sieht etwas anderes", so Hörth.
Wolfsübergriffe aus Sicht der Schafhaltung
"Wir stehen erst am Anfang der Rudelbildungen und damit vor vermehrten Übergriffen auf Wild- und Nutztiere. Der Populationszuwachs im geschützten Bereich (FFH Richtlinie) liegt in Deutschland bei 30 Prozent jährlich. Das heißt, bei einer ungeregelten Ausbreitung der Population, haben wir in einigen Jahren die derzeitige Problematik wie im Waldviertel in ganz Österreich", erklärt Hörth.
"Der Herdenschutz ist sehr teuer und birgt viele andere Gefahren für Wildtiere durch verhedern im Elektronetzzaun und Übergriffe auf Spaziergänger und Wanderer durch Herdenschutzhunde in sich. Die Kosten des Herdenschutzes übersteigen auf jeden Fall den Rohertrag aus der Schafhaltung. Niemand ist gewillt diese Kosten zu tragen. Auch, die sich rühmenden Wolfsbefürworter haben kein Spendenkonto für die Schutzmaßnahmen eingerichtet bzw. stellen Mittel zu Verfügung", moniert der Geschäftsführer.
"Die Entschädigungen für die gerissenen Tiere sind in Österreich nicht einheitlich und gehen oftmals am wahren Schadensausmaß vorbei (indirekte Schäden). Aus topografischen Gründen ist ein wirksamer Schutzzaun nur unter massiven Eingriffen in die Naturlandschaft möglich (siehe Foto)."
Lösungsansätze
Hörth fordert die Bejagung von koppelfixierten Wölfen, die sich auf Nutztiere spezialisieren, den Aufbau der natürlichen Scheu des Wolfes vor den Menschen durch Abschüsse,
transparente Entschädigungszahlungen für direkte und indirekte Schäden am Tier, Abgeltung jeglicher zusätzlicher Schutzmaßnahmen, Gründung einer Arbeitsgruppe Raubtierschutz in den betroffenen Regionen, um seitens der Nutztierhalter Strategien und Forderungen zu entwickeln oder Einbindung der Tourismusbranche.
Krisengespräche
Aus aktuellem Anlass hat der Sprecher der Region Waldviertler Hochland, Bürgermeister Maximilian Igelsböck, die Bürgermeisterkollegen und einige Verantwortungsträger betroffener Gemeinden zu einem Krisengespräch eingeladen. Die Attacken der Wölfe stellen nicht nur für die Landwirte ein großes Problem in der Weidewirtschaft dar, sondern bereiten der gesamten Bevölkerung große Verunsicherung und Sorge. Die zunehmende Wolfspopulation lässt verheerende Auswirkungen auf die Region erahnen. Von wirtschaftlichen Einbußen in der Landwirtschaft bis zu kaum mehr möglicher Erholungs- und Freizeitnutzung unserer Region reichen die Problemfelder. Die Bürgermeister bereiten entsprechende Resolutionen in ihren Gemeinderatsgremien vor und fordern ein wirkungsvolles Wolfsmanagement. „Wir fordern sinnvolle und wirkungsvolle Maßnahmen von der Politik, oder müssen wir warten, bis Haustiere oder gar ein Mensch zu Schaden kommt?“, formuliert Igelsböck stellvertretend für die Bürgermeisterkollegen.
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