Biedermeier-Haus muss Ganslwirt weichen

- Gumpendorfer Straße 157
- Foto: BZ/Sebastian Baryli
- hochgeladen von Bezirkszeitung für den 6. Bezirk
Die Diskussion um den Neubau am Gumpendorfer Gürtel gewinnt an Brisanz: Wie jetzt bekannt wurde, soll das Haus an der Gumpendorfer Straße 157 abgerissen werden. Damit verliert der Bezirk ein kostbares Biedermeier-Juwel.
(bar). Das dreigeschoßige Gebäude im Eingangsbereich der Gumpendorfer Straße hat in seiner Geschichte sicherlich schon bessere Zeiten gesehen. Die Fassade ist heruntergekommen und im Innenhof stapelt sich – neben alten Fahrrädern und Öfen – der Bauschutt. Doch die vorgesetzte Häuserfront und die romantischen Pawlatschen-Gänge im Hof lassen den Kenner schnell auf dessen Entstehungszeit schließen. Das im Jahr 1830 vom Architekten Josef Klee erbaute Haus gehört nämlich zur Stilepoche des Biedermeier. Doch obwohl Kulturgüter aus dieser Zeit anderswo als schützenswert gelten, liegt der Fall hier anders: Das Gebäude liegt weder in einer Schutzzone, noch ist es denkmalgeschützt.
Langwierige Beratungen
Die Experten haben sich die Entscheidung um das Haus nicht einfach gemacht. „Es gab mehrere Beratungen, ob dieses Haus unter Denkmalschutz gestellt werden soll“, erzählt Friedrich Dahm, Landeskonservator für Wien beim Bundesdenkmalamt. Auch jetzt, da der Abriss des Gebäudes akut wird, hatte es wieder eine Sitzung gegeben.
„Das Gebäude hat aber unseren strengen Kriterien nicht entsprochen“, erklärt Dahm. „Es gibt in Wien doch noch einige Häuser aus dieser Epoche, und der künstlerische Anspruch war in diesem Fall nicht gegeben“, rechtfertigt Dahm die Entscheidung des Bundesdenkmalamtes.
Dabei hat für die Experten vor allem der Verbau des Erdgeschoßes den Ausschlag gegeben: „Die ursprüngliche Fassade in diesem Bereich ist vollkommen verlustig gegangen“, meint Dahm. Auch die Fenster des Hauses stammen nicht mehr aus dieser Zeit, so der Experte.
„Dennoch gab es schon mehrere Anfragen bezüglich des Gebäudes“, erklärt Dahm weiter. „Es gibt einen Kreis von Personen, der sich für den Erhalt des Bauwerkes einsetzt.“
Kritik aus dem Bezirk
Auch von Bezirkspolitikern kommt Kritik am geplanten Abriss. „In den ersten Plänen war niemals davon die Rede“, kritisiert Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Werner Haslauer von den Grünen die Informationspolitik der Stadt Wien.
Michael Dressel, Drogenkoordinator der Stadt Wien, hatte in den vergangenen Wochen den Bezirk über den Neubau informiert. Offiziell ist der Ganslwirt – neben einem Mutter-Kind-Zentrum und einem Seniorenheim – nur Mieter, errichtet wird der Komplex von der Gesellschaft G157, die von Stephan Fuld betrieben wird. Lange Zeit war das Projekt an dem Haus an der Gumpendorfer Straße 157 gescheitert, bis Heinz Meller sich von der Immobilie letztendlich doch noch trennte. In diesem Teil soll nun ein Bürogebäude entstehen, das Teil des gesamten Neubaus wird. „Eine eigenwillige Konstruktion, der es eindeutig an Transparenz fehlt. Warum tritt die Stadt Wien nicht als Eigentümerin auf?“, kritisiert Haslauer.
Auch Gerhard Hammerer, VP-Klubobmann, ist nicht überzeugt von dem Projekt: „Die äußere Gumpendorfer Straße ist in einem sehr schlechten Zustand. Leider wurde seitens der Stadt Wien zu spät reagiert. Nun hat man wieder eine Chance verpasst, dieses Biedermeierhaus zu sanieren.“
„Das verfallene Gebäude ist seit Jahren ein Schandfleck im Bezirk. Von den Anrainern wird ein Neubau auf jeden Fall begrüßt“, argumentiert SP-Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann.
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