Türken vor Gänserndorfs Toren

- Franz Neduchal ärgert sich über das "inhaltlich falsche FPÖ-Video."
- Foto: Mold
- hochgeladen von Ulrike Potmesil
Die FPÖ Gänserndorf warnt vor der "Turkisierung" Weidens und Gänserndorfs.
WEIDEN/GÄNSERNDORF. Ein Hinweis, per E-Mail verschickt, führt zum FPÖ-TV-Magazin. In einem aktuellen Beitrag werden die angeblichen Einwanderungspläne der Türken plastisch geschildert: Die Leute würden in ihrem anatolischen Heimatdorf via YouTube explizit für Weiden werben, das als Brückenkopf für die Turkisierung Österreichs dienen solle. Einer der ansässigen Türken habe Ambitionen, Ortsvorsteher zu werden.
Gänserndorfs Stadtrat für Integration, Walter Krichbaumer (FPÖ), stellt die Frage: "Wird Gänserndorf Süd 2015 einen türkischen Ortsvorsteher haben? Wie viele Türken werden dann im Gemeinderat sitzen?"
Die Stadt habe einen hohen Anteil an Bürgern mit Migrationshintergrund, die Lebensart der Türken passe nicht zu uns. "Eine Frau ist für die türkischen Männer nichts wert", lautet Krichbaumers Meinung, und: "Der Unmut über jene, die sich nicht integrieren wollen, wächst in unserer Stadt." Er vertritt den Standpunkt, nur Migranten der zweiten oder dritten Generation, die in unserer Gesellschaft verankert wären, dürften für ein Gemeinderatsmandat kandidieren.
Gänserndorfs Bürgermeister Kurt Burghardt (SPÖ) sieht das Thema wertfrei: "Wer österreichischer Staatsbürger ist und sich in einer Partei für die Allgemeinheit engagiert, darf selbstverständlich in den Gemeinderat gewählt werden."
Gerhard Krammer von den Gänserndorfer Grünen ist schockiert über Krichbaumers offizielle Aussage: "Mit der Aktion disqualifiziert sich Krichbaumer selbst." Damit sei dieser als Integrationsstadtrat unhaltbar und Krammer ruft die anderen Parteien auf, sich der Rücktrittsforderung anzuschließen.
Weidens Ortschef Franz Neduchal ist richtig sauer: "Ich habe dieses besagte Werbevideo von einem befreundeten Türken übersetzen lassen. Die Leute sagen darin nur, dass es ihnen bei uns gefällt. Kein Wort von Turkisierung." Als Brückenkopf eigne sich 1000-Seelen Gemeinde ob seiner geopolitischen Bedeutung wohl auch nur bedingt.
Ulrike Potmesil
Stellungnahme von Bürgermeister Franz Neduchal
Die Gemeinde Weiden an der March distanziert sich auf das Schärfste von den im dem Video der FPÖ auf youtube getroffenen fremdenfeindlichen Aussagen.
Die sogenannten Argumente der FPÖ-Mandatare - die im übrigen nicht einmal für die Gemeinde Weiden an der March zuständig sind, sondern Ihre Zwischenrufe von Wien aus tätigen– entbehren jeglicher realistischer Grundlage und erschöpfen sich in Spekulationen und Interpretationen.
Das Video, auf das sich die FPÖ hinsichtlich der angeblichen „Türkisierung Europas“ bezieht, enthält lediglich eine teilweise informativ und teilweise humorvoll gemeinte Berichterstattung darüber, wie sich türkische Mitbürger in Österreich, exemplarisch in der Gemeinde Weiden, niederlassen und welche Bedingungen dies mit sich bringt.
Es gibt bis zum heutigen Tag keine Probleme mit ausländischen Mitbewohnern. Und immerhin gibt es in der Gemeinde 12 versch. Nationalitäten. Wir können also so meine ich mit Fug und Recht behaupten, dass in Weiden an der March Integration stattfindet.
Die Gemeinde Weiden an der March heißt jeden neuen Bürger willkommen und freut sich über alle, die sich hier ein neues zuhause schaffen wollen, vorausgesetzt, die Gesetze und Kultur Österreichs werden respektiert.
Zum Abschluss noch eine geopolitische Betrachtung der Gemeinde Weiden:
Wir halten die Aussage der FPÖ, die Gemeinde Weiden als „Brückenkopf für die Türkisierung Europas“ zu bezeichnen, für eine Fehlschätzung: eine 1.000-Seelen Gemeinde im östlichen Niederösterreich scheint angesichts ihrer Größe, Wichtigkeit und Lage nicht unbedingt zum „Brückenkopf“ geeignet.



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