"Appetit auf Zukunft": bereits rund 40 Initiativen in ganz Oberösterreich

Foto: Robert Kneschke - Fotolia.com

BEZIRK, OÖ. Direkte Allianzen zwischen Produzenten von Lebensmitteln und Konsumenten sind in Oberösterreich im Vormarsch: An die 40 Projekte gibt es bereits in Oberösterreich, viele weitere sollen es werden. Konsumentenschutz-Landesrat Rudi Anschober strebt 100 Allianzen mit tausenden "Mitmachern" in ganz Oberösterreich an.
Konsumenten bestellen, Produzenten liefern auf Basis von Direktverträgen. In Übernahmelagern erfolgt die Übergabe. Die Konsumenten erhalten hochwertige, regionale Lebensmittel und volle Transparenz, die Produzenten gute Preise und planbaren Absatz.

Hintergrund für das Bündnis „Appetit auf Zukunft“

Die Unzufriedenheit der Konsumenten über die steigende Abhängigkeit von industriell hergestellten Lebensmitteln und vom Einheitsbrei der Lebensmittelmultis sowie die Sehnsucht nach regionalen Lebensmitteln und mehr Transparenz führt zu einem wachsenden Bedürfnis nach gesunden, ökologischen, bäuerlichen Lebensmitteln und nach Ernährungssouveränität. Weltweit entstehen daher immer mehr Initiativen und Bündnisse zwischen Konsumenten und Produzenten, bei denen Produktion und Verteilung – vor allem biologischer – Produkte selbst übernommen werden. Die Konsumenten schließen direkte Lieferverträge mit den Produzenten – beide profitieren!

Die Vorteile eines solchen Bündnisses:

Die Konsumenten wissen, was sie kaufen – und später essen. Es herrscht absolute Transparenz über die Produzenten, deren Produktionsweisen und angebotenen Produkte. In den meisten Fällen ist es möglich, am Hof vorbeizuschauen, sich auszutauschen und selbst mitzuarbeiten. Es besteht eine besondere Verbindung zwischen Produzenten und Konsumenten. Die Anlieferung der Produkte erfolgt trotzdem sehr einfach: Zumeist an einer Übergabestelle werden die Produkte angeliefert, die Konsumenten holen sich alles gemeinsam ab.

Der große Vorteil der Produzenten besteht in dem sicheren Absatzmarkt und einem guten Preis. Durch die Mitgliedschaft im Bündnis und teils wöchentliche Vorbestellungen der Produkte können sie sich ihres Absatzes sicher sein.

Großartiger Start in OÖ

Bei einer Startveranstaltung im September haben einige der insgesamt schon 38 in OÖ bestehenden Netzwerke sich und ihre innovativen Konzepte vorgestellt, etwa NETs.Werk, Solawi, Food Coops oder Güterwege. Aber auch viele kleinere Initiativen, die teils noch ganz am Anfang stehen, präsentierten sich beim anschließenden Marktplatz der Möglichkeiten den interessierten Gästen. In persönlichen Gesprächen wurden Anregungen und wertvolles Erfahrungswissen für weitere Projekte ausgetauscht.

Nach den Beratungen durch das Agenda-Netzwerk und die Regionalmanager sowie die vielfachen Hilfestellungen der BIO AUSTRIA OÖ haben sich manche Projekte seither schon ordentlich weiterentwickelt und starten noch 2014 oder 2015 ihre Tätigkeit.

Zu finden sind die Initiativen und die wesentlichsten Infos zu jedem Netzwerk über folgende Landkarte auf http://www.anschober.at/politik/konsumentinnenschutz/

Außerdem sind die Betriebe auch im kostenlosen App „Gutes Finden“ des oö. Umweltressorts eingetragen – zum Download in den App-Stores von Apple und Android.

Umsetzung und Unterstützung pilothafter FoodCoops im Rahmen des Agenda 21-Netzwerkes Oö.

In sechs Pilotprojekten in ganz OÖ werden Erfahrungen gesammelt und Erfolgskriterien sowie mögliche Stolpersteine sichtbar gemacht, die für zukünftige Initiativen aufbereitet werden. Ein Beispiel ist der Verein RegioGut _ Nationalpark Kalkalpen.

Verein Regio Gut _ Nationalpark Kalkalpen

Entstehung/Hintergrund
Im Regionalen Agenda 21-Prozess der LEADER Region Nationalpark Kalkalpen hat sich Anfang 2014 im Ennstal eine aktive Gruppe von Konsumenten, Landwirten und Gewerbetreibenden gegründet, die sich mit der Idee einer Konsumenten- und Produzentengemeinschaft in der Nationalpark Region vertieft beschäftigt hat. Im Rahmen von Exkursionen wurden bereits gut funktionierende Projekte besichtigt, in mehreren Themenabenden wurde an möglichen Inhalten gearbeitet und im Herbst wurde schließlich der Verein Regio Gut_Nationalpark Kalkalpen gegründet. Dadurch wurde bewusst, dass die Region über enorme Naturraumpotenziale verfügt, die von zahlreichen kleinen gewerblichen sowie land- und forstwirtschaftlichen Betrieben In-Wert-gesetzt werden.

Ziele

- Aufbau einer FoodCoop, vorerst im mittleren Ennstal im Gebiet um Ternberg, Großraming, Laussa, Maria Neustift und Reichraming
- Stärken der regionalen bäuerlichen und gewerblichen Strukturen
- Schärfen des Bewusstseins für Regionalität, Bio-Produkte und die Philosophie des Nationalparks Kalkalpen
- Aufbau einer breiten regionalen Produktpalette mit Fokus auf permanenter Qualitätsverbesserung
- Anreiz zur Entwicklung von neuen regionalen Spitzenprodukten, Absatzmöglichkeiten und Dienstleistungen

Stand

Der neu gegründete Verein plant eine Info-Veranstaltung für Anfang 2015, erarbeitet dann die regionale Produktpalette und das Online-Tool und möchte ab Mitte 2015 mit der Warenausgabe starten. Das Projekt wird von der LEADER-Region Nationalpark Kalkalpen mitunterstützt. Ziel ist es, die Übergabestellen bei bestehenden Nahversorgern einzurichten, um diese zu stärken.

Geförderte Beratungen von BIO AUSTRIA OÖ

Über diese sechs ausgewählten Modellprojekte im Zuge des Agenda21-Prozesses hinaus, kann eine Beratung und Begleitung beim Aufbau eines Prosumenten-Projekts durch Bio Austria erfolgen – dank der Förderung durch das oö. Umweltressort von LR Anschober. Ziel ist natürlich, dass alle interessierten Gruppen oder Gemeinden die bestmögliche Unterstützung erhalten.

Aber auch die bereits bestehenden Initiativen profitieren vom Beratungsangebot der BIO AUSTRIA: Durch die Förderung ist eine Tätigkeit als allgemeine Beratungsstelle möglich – dieses Angebot wird schon stark angenommen.

Foodcoops: In welchen Bereichen wird Beratung nachgefragt?

Produktsuche: Durch den prinzipiellen Verzicht auf den Großhandel wird durch die Foodcoops deutlich, wie viel bzw. wie wenig Produkte es in den Regionen noch direkt von den Höfen gibt. Es ist kaum noch möglich, alle Grundnahrungsmittel auf diesem direkten Weg zu beziehen. Wir haben darum mit der Direktvermarktungsabteilung von BIO AUTRIA OÖ begonnen, die Nachfragen zu sammeln, und leiten sie dann gebündelt an unsere Mitglieder weiter. Auf diese Weise wollen wir Betriebe zur Direktvermarktung motivieren und so auf Produktionsseite die Voraussetzungen für eine flächendeckende Versorgung mit bioregionalen Lebensmitteln erreichen.

Interne Organisation und Gruppendynamisches: Aufnahmekriterien in den Verein, Aufteilung der anfallenden Arbeiten, Entscheidungsfindung, Kommunikation nach außen.

Herausforderungen: Jede Gruppe hat ihre ganz eigenen Ideen und Bedürfnisse – was sehr bereichernd ist und wodurch die Initiativen ständig voneinander oder auch miteinander lernen können, aber auch für uns heißt das, dass wir nicht die Standardvorlage hernehmen können, es braucht individuelle Beratung.
Man merkt, dass das Thema immer mehr Leuten unter den Nägeln brennt, aber auch dass es ein sehr neuer Weg ist, wo es noch nicht viele Orientierungspunkte gibt.

Weitere Erfolge bzw. Entwicklungen:

Anfang 2015 geht die speziell entwickelte Foodcoop-Software von Mario Rothauer (Mitglied beim Fairteiler Scharnstein) in Serie – für eine einfache Abwicklung der Bestellungen. Mehr Infos auf http://www.rothauerwebsites.com/ unter dem Reiter foodcoopshop.com

Im November fand in Wien ein österreichweites Foodcoop Vernetzungstreffen statt, einige Vereinsmitglieder aus OÖ waren mit dabei. Das nächste Vernetzungstreffen soll im Februar/ März 2015 in Oberösterreich stattfinden.

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Foto: Cityfoto
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