Agnes Essl: "Ich fühle mich nicht alt"

Agnes Essl: "Wenn man ein Bild betrachtet, ist man sofort in Kontakt mit einem Menschen." | Foto: Cornelia Grobner
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  • Agnes Essl: "Wenn man ein Bild betrachtet, ist man sofort in Kontakt mit einem Menschen."
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Wir treffen uns zum Weltfrauentag. Hat der für Sie eine Bedeutung? Mussten Sie für Ihren Erfolg sehr kämpfen?
AGNES ESSL:
"Eigentlich müsste jeden Tag Frauentag sein. Doch ich selber habe nie kämpfen müssen. Mit Charme erreicht man viel mehr. Aber natürlich nehme ich die Probleme vieler Frauen wahr. Jede hat ihr Binkerl zu tragen, sage ich immer. Für mich war es nicht leicht, als die Kinder klein waren – ich habe in zweieinhalb Jahren vier Kinder zur Welt gebracht, alle gestillt und dabei war ich so schwach."

Wie haben Sie schwere Zeiten geschafft?
AGNES ESSL:
"Ich bin ein gläubiger Mensch und habe viel gebetet, dass ich es schaffe. Das gab mir Trost und Kraft. Das mache ich heute noch. Mein Mann hat mich immer bestärkt, weil er mir viel zugetraut hat – anders als meine Mutter, die immer nur meinte, ich sei zu allem zu schwach. Das war schrecklich. Ich durfte mir noch nicht einmal meine Haare selber frisieren."

Heute ist die Situation für den Familienkonzern Baumax eine schwierige. Haben Sie Angst, dass die Lebenswerke von Ihnen und Ihrem Mann ...
AGNES ESSL:
"... den Bach runtergehen? Nein, habe ich nicht. Wir müssen positiv denken. Wir kämpfen hart und die Sammlung werden wir auf keinen Fall untergehen lassen. Da hängt mein Herzblut dran."

In wenigen Tagen startet die Ausstellung "Die andere Sicht. Sammlerin und Künstlerin", die Sie anlässlich des 15-Jahr-Jubiläums des Museums kuratieren. Es werden Werke von 27 österreichischen Künstlerinnen gezeigt. Welche Rolle spielt das Geschlecht in der Kunst?
AGNES ESSL:
"Kunst ist Kunst. Gute Kunst hat von der Qualität her keine Unterschied, ob sie von einer Frau oder einem Mann stammt. Vom Thema her sehr wohl. Jeder und jede erzählt die eigene Geschichte – und die ist beim Mann anders als bei der Frau. Das wird sichtbar in der Arbeit. Darum möchte ich bei den ausgewählten Werken, wenn möglich, auch einen Bogen spannen und frühe Werke ebenso wie späte Arbeiten zeigen und Werkgruppen präsentieren. Nur ein Bild sagt zu wenig über das Werk aus."

Wie sind Künstlerinnen zahlenmäßig in der Sammlung Essl vertreten?
AGNES ESSL:
"Insgesamt haben wir Werke von ca. 700 Künstlern, sicher mehr als hundert von ihnen sind Frauen. Besonders bei den indischen Werken und denen der australischen Aborigines sind viele Frauen vertreten. Ich möchte mit der Ausstellung 'Die andere Sicht' auch andere Sammlungen ansprechen, Museen und Galerien. Die sollen sich die vielen Künstlerinnen ansehen und Einzelausstellungen mit ihnen machen. Wir hatten im Essl Museum immer wieder Einzelausstellungen mit Künstlerinnen, weil ihnen das am meisten hilft."

Sind Sie und Ihr Mann sich als Sammler und Sammlerin immer einig?
AGNES ESSL:
"Ich bin sehr sensibel. Gerade bei brutalen Bildern brauche ich sehr lange für ein 'Ja'. Dann möchte ich schon den Künstler kennenlernen und über das Bild diskutieren. Überhaupt: Es ist mir sehr wichtig, die Künstler und Künstlerinnen persönlich zu treffen, sie in ihrem Atelier zu besuchen und mit ihnen über ihre Werke zu sprechen. Die Kunst hält mich auch jung."

Welche Rolle spielt das Altern in Ihrem Leben?
AGNES ESSL (lacht):
"Naja, ich muss mir halt die Haare färben und mein Mann hat das auch gern. Er ist ja um zwei Jahre jünger. Meine Schulkameradinnen sind entweder schon tot oder alte Weiberl. Ich fühle mich nicht alt, sondern kräftig."

Sie scheinen alles zu haben. Gibt es etwas, das Sie sich für Ihr Leben noch wünschen?
AGNES ESSL:
"Ich habe nicht alles. Ich habe kein Flugzeug und kein Schiff. Mir sind Künstlerinnen und Künstler sehr wichtig. Ich wünsche mir, dass ich noch viele von ihnen kennenlernen kann, und wenn ich wieder bei Kassa bin, dass ich mir hin und wieder ein neues Bild für die Sammlung kaufen kann."

Interview: Cornelia Grobner

ZUR PERSON:

Agnes Essl (geb. Schömer) wurde 1937 in Klosterneuburg geboren. 1958 sammelte sie in New York nicht nur Erfahrungen in einer Galerie, sondern lernte auch ihren Mann Karlheinz Essl, der später das Unternehmen seines Schwiegervaters zur Handelskette Baumax ausbaute, kennen. Mit ihm baute Agnes Essl die Kunstsammlung auf, die heute ca. 7.000 Werke zählt.

Agnes Essl: "Wenn man ein Bild betrachtet, ist man sofort in Kontakt mit einem Menschen." | Foto: Cornelia Grobner

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