Karikaturist Manfred Deix ist tot

2014 feierte Manfred Deix (2.v.r.) seinen 65. Geburtstag im Karikaturmuseum Krems. Unter den Gratulanten waren der Maler und Schulfreund Gottfried Helnwein, Schauspieler Lukas Resetarits und der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (v.l.n.r.). | Foto: Hahn
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  • 2014 feierte Manfred Deix (2.v.r.) seinen 65. Geburtstag im Karikaturmuseum Krems. Unter den Gratulanten waren der Maler und Schulfreund Gottfried Helnwein, Schauspieler Lukas Resetarits und der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (v.l.n.r.).
  • Foto: Hahn
  • hochgeladen von Maria-Theresia Klenner

WIEN. Kein Tagesgeschehen der letzten Jahrzehnte blieb von Manfred Deix unkommentiert. Bitterböse und satirisch legte der gebürtige Sankt Pöltner in seinen Zeichnungen die Seele der Österreicher offen, wie es vor ihm nur Helmut Qualtinger mit seinen Texten gelang. Nun ist der Künstler tot - gestorben an den Folgen seines exzessiven Lebenswandels mit Unmengen an Zigaretten und Alkohol.

Schon als Kind zeichnete Deix seine Mitbürger, sicher auch inspiriert durch die Gäste des Gasthauses "Zur blauen Weintraube" seiner Eltern in Böheimkirchen. Sein Talent zum Beruf machen wollend, schrieb er sich 1965 auf der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien ein, wo er gemeinsam mit dem Maler Gottfried Helnwein und "Zirkus Roncalli"-Chef Bernhard Paul die Schulbank drückte. Allerdings beendete er die Ausblidung nicht, ebenso wenig wie sein Kunststudium an der Akademie der bildenden Künste.

Stattdessen zog es den jungen Deix mit seiner Partnerin Marietta, mit der er bis zuletzt verheiratet war, nach Las Vegas, wo er die Beach Boys kennenlernte, mit denen er sogar eine CD in Wiener Mundart aufnahm.

Kritiker und Prozesse

Seit den frühen 1970er Jahren war Deix als Cartoonist beim Magazin "profil" tätig, Veröffentlichungen seiner Zeichnungen in deutschen Magazinen wie "Stern", "Spiegel", "Playboy" und "Titanic" folgten. Der Erfolg des Karikaturisten war nicht mehr aufzuhalten - sehr zum Leidwesen der Kirche, deren "Vertreter" von Jesus bis Kardinal Schönborn in den Deix-Zeichnungen wenig schmeichelhaft dargestellt wurden. Anfeindungen und Prozesse von der Kirche bis zum ehemaligen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider waren die Folge der Deix-Veröffentlichungen.

Wenig beeindruckt von seinen Kritikern zeichnete der Katzenfan - zuletzt lebten 39 Samtpfoten in seinem Haus bei Klosterneuburg - unbeirrt weiter seine "Deix-Figuren": Alle dick, verhärmt, grauslich, richtig böse und mit einem hohen Wiedererkennungswert.

Deixfigur im Duden

Vor Jahren berichtete Deix in einem Interview, dass er ständig auf die angeblichen Vorlagen seine Karikaturen angesprochen werde: "Da habens meine Schwiegermutter gezeichnet - woher kennen´s denn die? Ich zeichne aber niemand bestimmten und nehme keine Leute von der Straße als Vorlage." Seine berühmte Deixfigur schaffte sogar die Aufnahme in den deutschen Duden mit der Beschreibung "ins Lächerliche verzerrte Darstellung eines Menschen".

Doch auch weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus war Manfred Deix berühmt und beliebt. So schrieb Hollywood-Legende Billy Wilder 1989 das Vorwort zum Deix-Buch "Augenschmaus" und U2-Sänger Bono zog in den frühen 90ern in einem Interview eine Parallele seiner Texte zu Deix-Bildern.

Seinem Ruf als Badboy machte der Künstler alle Ehre: Zigaretten und Alkohol waren seine ständigen Begleiter. 1988 reagierte der Körper mit einem Lungeninfarkt auf den wilden Lebenswandel; ein zweiter folgte 2014. Am Samstag, 25. Juni 2016 verstarb Deix im Alter von 67 Jahren. Seine Karikaturen sind zwar weiterhin sowohl in einer Dauerausstellung im Kremser Karikaturenmuseum als auch in seinen unzähligen Büchern zu sehen, aber Österreich hat mit seinem Tod ein Stück Heiterkeit verloren - Manfred Deix hinterlässt zweifelsohne eine große Lücke.

Bericht: Ehrengrab für Manfred Deix am Zentralfriedhof

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