Sommergespräch
"Natürlich reibe ich mich am Luger und prangere seine Schweinereien an"

Lorenz Potocnik geht auch in Corona-Zeiten mit Bürgermeister Klaus Luger gewohnt scharf ins Gericht. | Foto: BRS/Diabl
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  • Lorenz Potocnik geht auch in Corona-Zeiten mit Bürgermeister Klaus Luger gewohnt scharf ins Gericht.
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Sommergespräch mit Lorenz Potocnik (Neos) über Schweinereien, heiße Luft und teuren Populismus.

LINZ. Lorenz Potocnik (49) ist Fraktionsobmann der Neos und seit 2015 im Linzer Gemeinderat.

Was ist Ihnen aus der ersten Zeit der Corona-Krise besonders in Erinnerung geblieben?
Die ersten Wochen habe ich nicht als unangenehm erfahren. Ich kenne einige, die die Corona-Krankheit gehabt haben, unter anderen mein Bruder. Und die Saubermacher-Geschichte wäre ohne Corona nicht passiert. Ich bin von Anfang an rausgegangen, habe mich an dieses Zuhausebleiben nicht gehalten und habe das auch nicht verstanden, so wie ich auch jetzt sehr viel nicht nachvollziehen kann. Ich habe den Abstand gewahrt, mich mit niemandem getroffen, aber ich war draußen und habe getan, was ich immer schon gemacht habe, nämlich Müll gesammelt. Das habe ich zwei, dreimal gepostet und gesehen, dass es von Interesse ist. Dann habe ich mir diesen Greifer gekauft.

Wie hat sich die Stadt Linz bislang bei der Krisenbewältigung geschlagen?
Für mich war auffällig, dass ich als Gemeinderat nichts von offizieller Seite mitbekommen habe. Ich habe nur über die Medien davon erfahren und das fand ich eigentlich nicht okay. Wenn man da eine gute Strategie hat und will, dass alle mitmachen, hätte man den Gemeinderat einbeziehen können. Es geht nicht darum, dass ich mitentscheide, sondern die Dinge erfahre.

Und was sagen Sie zu den Maßnahmen?
Das ist im wesentlichen Bundesthema. Die Stadt hat Räumlichkeiten reserviert, falls es ganz schlimm wird und es gab ein Krisenmanagement, wo man anrufen konnte, aber de facto …

… es gibt zum Beispiel einen Solidaritätsfonds …
Das ist okay, aber selbstverständlich. Ich verstehe nicht, warum man da allen auf die Schulter klopfen muss. Dafür gibt es einen Bürgermeister, dafür gibt es eine Stadtregierung, da tue ich mich schwer da ein Lob auszusprechen.


"Die Schweinereien enden nicht"

Seit unserem letzten Sommergespräch ist ein Jahr vergangen. Wie hat sich Linz abseits von Corona entwickelt?
Ich sehe eher eine negative Entwicklung, die unmittelbar mit dem Bürgermeister zusammenhängt. Die Schweinereien enden nicht, egal ob das der Grüngürtel, Fabasoft, Grundstücksverkäufe oder die Hängebrücke über die Donau betrifft: Das ist alles skandalös und wird auch nicht aufhören, weil er (Luger, Anm.) vom Typ einfach ein Bulldozer ist und versucht vor der Wahl noch alles durchzupressen. Der Rest ist Fake, von der Klimahauptstadt bis zur digitalen Hauptstadt, das sind Mediengeschichten, die nicht der Rede wert sind. Eintagsfliegen, heiße Luft, das macht mich wütend.

Eine Radler-Demo soll für das Ende des autofreien Hauptplatzes mitverantwortlich sein. War der Zeitpunkt klug?
Das war der richtige Zeitpunkt. Es war logisch den autofreien Hauptplatz mit einer zusätzlichen Radspur auf der Nibelungenbrücke zu denken. Was wir erlebt haben, war einfach mangelnder Wille. Es staut die ganze Zeit in Linz und es staut nicht wegen der Radler, im Gegenteil, die Radler entlasten die Straße. Es staut wegen einem fehlenden Verkehrskonzept, weil der Öffentliche Verkehr fehlt, weil Park&Ride fehlt, weil Schnellradwege fehlen und weil nur 1,2 Köpfe in den Scheiß-Autos drinnen sitzen, das ist total ineffizient. Das Gefäß Stadt ist voll und mit Autos kommen wir nicht mehr weiter. Im Gegenteil: Jedes Straßenprojekt macht die Situation nur schlimmer. Die Nibelungenbrücke ist nicht das Nadelöhr, die ist nur ein Rückstaubecken.

Ist die Verbreiterung der Brücke eine Option?
Ich halte die Verbreiterung für vollkommen unnötig und ineffizient. Das steht in keiner Relation zum Aufwand. Ich bin klar dafür, dass man den Radlern eine Spur auf der Fahrbahn gibt. Den Radsteg wiederum halte ich für ein großartiges Projekt. Wäre ich Bürgermeister wäre das das erste Projekt, das ich angehen würde. Auf Biegen und Brechen und wenn es privat finanziert ist.


"Ich fühle mich missverstanden"

Man bekommt den Eindruck, egal welches Infrastruktur- oder Wohnprojekt die Stadt plant, Potocnik ist dagegen. Woran liegt das?
Ich fühle mich missverstanden. Erstens passieren wirklich viele Idiotien und natürlich reibe ich mich am Luger und prangere seine Schweinereien an. Zweitens habe ich in diesen fünf Jahren so viele Ideen geliefert, wie die Busspur statt neuer Schienenachse, das LASK-Stadion auf der Gugl, die Kooperativen Planungsverfahren oder das Linzer Modell für leistbares Wohnen. Diese Dinge werden nicht berichtet und das ist auch Schuld der Medien. Harte Opposition ist Teil meiner Arbeit, aber ich mache mindestens so viele konstruktive Vorschläge.

Aktuell bastelt Potocnik an einer Kandidatur 2021 mit den Neos. | Foto: BRS/Diabl
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Sie waren als einziger gegen die Linden am Hauptplatz, warum?
Das ist teurer Populismus, der Spaß kostet 100.000 Euro. Die eigentliche Wirkung von Bäumen ist die Kühlung über Verdunstung und das können diese Zwergerlstecken nicht. Hier wurde die Bevölkerung betrogen, weil die Bilder, Texte und Presseaussendungen suggeriert haben, dass da echte Bäume gepflanzt werden. Ich hätte diese 100.000 Euro gerne besser eingesetzt. Wir reden immer von knapper Kasse und dann machen wir eine Schnellschuss-Sommeraktion, um so zu tun, als wären wir Klimahauptstadt.

Bei den Neos hat es nach personellen Veränderungen offene Differenzen bei der neuen Ausschussverteilung zwischen Ihnen und der neuen Gemeinderätin Olga Lackner auf der einen und Elisabeth Leitner-Rauchdobler auf der anderen Seite gegeben. Was ist da los?
Elisabeth Leitner-Rauchdobler wollte bestimmte Ausschüsse und das wollten Olga Lackier und ich nicht. Es ist ganz normal, dass man in einer Fraktion nicht immer einer Meinung ist. Besonders ist, dass Elisabeth Leitner-Rauchdobler diese Meinungsverschiedenheit nach außen trägt.


"Ich habe 150 Prozent gegeben"

In einem Jahr wird gewählt. Werden Sie für die Neos kandidieren oder mit einer eigenen Liste antreten?
Ich werde antreten und freue mich darauf. Ich habe in den letzten fünf Jahren 150 Prozent gegeben. Ich habe das Fulltime gemacht und habe einen Überblick über die Stadt wie wenige andere. Mein Ziel ist das Infrastrukturressort. Ich möchte die Stadt planerisch in die Zukunft führen. Es gibt ein Super-Einvernehmen mit Neos, ich fühle mich als Teil dieses Reformprojektes. Es melden sich sehr viele Unabhängige, die mit mir arbeiten wollen. Wir tüfteln daran, wie wir antreten können. Im Februar 2021 kann ich da weiteres sagen.

Lorenz Potocnik geht auch in Corona-Zeiten mit Bürgermeister Klaus Luger gewohnt scharf ins Gericht. | Foto: BRS/Diabl
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