BESTOFF13 - Ausstellung von Arbeiten Studierender der Kunstuniversität Linz
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
BESTOFF13
30.10.2013, 18.00 Uhr
Brückenkopfgebäude West, Räumlichkeiten der ehemaligen Großbetriebsprüfung Finanzamt Linz
Hauptplatz 8, 4020 Linz
Begrüßung: Rektor Reinhard Kannonier
Einführende Worte: Ella Raidel, Kuratorin
Die ausgewählten Arbeiten beschäftigen sich auf subtile Weise mit Alltag, gesellschaftlichen, historischen oder räumlichen Kontexten und versuchen diese zu brechen, offenzulegen oder zu manipulieren. Obwohl die Werke aus unterschiedlichen Instituten und Semestern stammen, intervenieren sie alle in Realitäten und eröffnen durch eine Verschiebung in der Wahrnehmung neue Perspektiven. Als gemeinsame Plattform der Bestoff13 dienen die leerstehenden Räume eines Bürogebäudes. Die ehemalige Großbetriebsprüfung des Finanzamtes im Brückenkopfgebäudes West am Hauptplatz hat eine markante Geschichte. Das Gebäude wurde während des Nationalsozialismus errichtet, und der bürokratische Apparat des Finanzamtes hat allerorts Spuren hinterlassen. Lange Flure, schallgedämpfte Türen, zahlreiche Zimmer mit Türschildern, an denen noch die Namen derer zu lesen waren, die dort gearbeitet haben. Abdrucke und Schatten von Bildern an den Wänden, Aufkleber an den Fenstern, Ablagerungen der Zeit eines bürokratischen Alltags lassen den Raum als einen historischen erfahren. Leerstellen, die allerorts auf das Abwesende, die Vergangenheit des Gebäudes hinweisen. In diese vorgegebene Atmosphäre wurden die Arbeiten der Studierenden installiert, mit dem Ziel, die Räume in ihrem Zustand zu belassen, die Spuren nicht zu verwischen, sondern durch kleine Eingriffe die Inhalte zu verdeutlichen, die Raumordnung neu zu konfigurieren und damit zu neuer Sichtweise zu verhelfen. Mittels einer Inszenierung der Räume werden die BetrachterInnen durch die Ausstellung geleitet: die Werke interagieren mit dem Gebäude in Form von minimalen Interventionen. Architektonische Elemente werden neu gesetzt, Lichtkörper geschwenkt und manche Arbeiten fügen sich fast unscheinbar in das Szenario.
Der erste Stock widmet sich Arbeiten, die sich subtil in die Architektur einfügen. Artefakte wie ein Brief, ein Säulenelement oder eine Glühbirne erzählen Geschichten, die sich so sehr an den Ort assimilieren, dass die Fiktion als Faktum angenommen werden kann, wie zum Beispiel die Arbeit von Jens Höffken. Der Brief einer Sekretärin beschreibt eine Szene unter schwierigen Arbeitsbedingungen im Prag von 1968, die sich im Botschaftsviertel zwischen zwei Häuserfronten abspielte. Ein Blick aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Gebäude erweitert die Erzählung in die Gegenwart. Qu Jiannans A4 Blatt steht frei in einem großen Raum und lockt die Interessierten durch seine Einfachheit an näher zu treten, um dann den Satz darauf zu lesen, man solle gerade dies nicht tun. Die Inszenierungen erschaffen vielschichtige Beziehungen zwischen BetrachterInnen und Objekt, Gegenstand und Raum, subjektiver Wahrnehmung und Geschichte werden in dieser Dialektik präziser.
Auch die Arbeiten im zweiten Stockwerk der Ausstellung operieren mit geringen Verschiebungen. Hentschel Ricos abgehängter Deckenraster erscheint beispielsweise als Bestandteil des Raumes und wirkt doch gleichzeitig höchst irritierend. Als Systemfehler bezeichnet er seine Arbeit, die durch eine geringe Abweichung, einen Fehler in unseren Ordnungs- und Wahrnehmungsprinzipien eine neue Perspektive eröffnet. Barbara Lindmayrs Gerinnung dringt radikal in die Architektur ein und zersetzt die monumental wirkende Empore durch das Ausfließen zähflüssiger Melasse. Täuschung und Humor sind die subtilen und subversiven Mittel, mittels deren Arbeiten den Raum von seiner schweren Historie erleichtern. Viele der Studierenden präsentieren durchdachte und ausgereifte Werkgruppen, Abschlussarbeiten, Kataloge und Ergebnisse von Recherchen oder Studienreisen, die bereits in anderen Ausstellungen zu sehen waren oder Auszeichnungen erhielten. Bei anderen handelt es sich oftmals um Fragmente, Ansätze für Arbeiten oder Arbeitsskizzen. Bestoff13 zeigt einen Querschnitt an Arbeiten eines Jahres, und versucht mit den räumlichen Gegebenheiten eines Leerstandes die besten Rahmenbedingungen für deren Präsentation zu schaffen.
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