Gedenkort bei ehemaliger Synagoge

- Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg (r.) mit Künstlerin Dvora Barzilai (2. v. r.), Bürgermeister LAbg. Martin Schuster (3. v. r.), Kulturreferentin Vizebürgermeisterin Brigitte Sommerbauer (l.), den Projektinitiatorinnen Brigitte Biwald (3. v. l.) und Caroline Handler (4. v. r.) mit dem Oberkantor des Stadttempels Shmuel Barzilai (5. v. r.), der die Feier musikalisch umrahmte.
- Foto: Ing. Walter Paminger, Perchtoldsdorf
- hochgeladen von Herwig Heider
Am Sonntag, 28. Juni 2015, enthüllten Bürgermeister LAbg. Martin Schuster und der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Paul Chaim Eisenberg im Perchtoldsdorfer Zellpark ein Denkmal zur Erinnung an die Perchtoldsdorfer Opfer der Shoah.
Schuster legte in seiner engagierten Rede ein klares Bekenntnis zu einem respektvollen Miteinander und gegen Ausgrenzung ab, dessen Versäumnis in der Vergangenheit Handlungsauftrag für Gegenwart und Zukunft sei. Gestaltet und musikalisch umrahmt wurde die bewegende Feier, an der rund 250 Menschen teilnahmen, vom Oberkantor des Wiener Stadttempels Shmuel Barzilai und Schülerinnen und Schülern der Franz-Schmidt-Musikschule, des Bundesgymnasiums und der Mittelschule Perchtoldsdorf.
Der jüdische Anteil an der Entwicklung Perchtoldsdorfs steht seit einigen Jahren im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Gemeindearchivar Gregor Gatscher-Riedl hat 2008 eine Geschichte mit dem Titel „Jüdisches Leben in Perchtoldsdorf“ herausgebracht, die den Startschuss für weitere Aktivitäten wie Ortsführungen auf den Spuren der Perchtoldsdorfer Juden durch Brigitte und Rudolf Biwald und die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für die Schaffung eines bleibenden Memorials bildete. Dem Komitee um Caroline Handler gelang es, die österreichisch-israelische Künstlerin Dvora Barzilai für die Gestaltung des Erinnerungsortes zu gewinnen, der im Zellpark unweit der mittelalterlichen Synagoge in der Häusergruppe Wiener Gasse 7-9 gelegen ist.
In Perchtoldsdorf ist seit 1323 jüdisches Leben nachweisbar, das sich Ende des 14. Jahrhunderts zu einer jüdischen Gemeinde verdichtete, die zu den bedeutendsten in Niederösterreich zu zählen ist. Mit den Pogromereignissen der Wiener Geserah 1420/21 endete diese blühende Gemeinde abrupt, ehe sich jüdische Aktivitäten in Perchtoldsdorf erst wieder in Quellen des 17. Jahrhunderts finden. Im 18. Jahrhundert stehen Juden am Beginn sowohl der Sommerfrischebewegung, als auch der Industrialisierung des Marktes im Süden Wiens.
Das 19. Jahrhundert ist von starkem Zuzug vermögender Wiener jüdischer Familien geprägt, die auch aktiv am lokalpolitische Geschehen beteiligten und sich in vielen Bereichen, sei es wirtschaftlich oder kulturell in das Ortsgeschehen einbrachten. Parallel zu diesem vermehrten jüdischen Engagement wird ab 1880 auch lokaler Antisemitismus manifest, der den Weg in die Shoah wies, der mehr als 30 Perchtoldsdorferinnen und Perchtoldsdorfer zum Opfer fielen.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.