Halleins Kapelle der Leprakranken
Wer in Hallein früher Lepra hatte, kam ins Leprosenhaus. Das Haus und die Kapelle stehen noch heute.
HALLEIN (tres). Während des Mittelalters (von ca 1000 bis 1200 n. Chr.) entstanden vor den Stadtmauern vieler Städte so genannte Leprosenhäuser, in die Leprakranke ("Aussätzige") gebracht wurden. Lepra war nämlich hochansteckend. Auch heute gibt es in tropischen Gebieten noch Lepra, sie ist jetzt aber mit Antibiotika heilbar.
Meist wurden in unmittelbarer Nähe zu den Leprosenhäusern Kapellen mit eigenen Leprosenfriedhöfen errichtet.
Was ist Lepra?
Wenn man Lepra hat, verliert man die Gefühlsempfindung, v. a. in den Armen und Beinen. Das führt dazu, dass Verletzungen und Verbrennungen vom Erkrankten nicht als schmerzhaft empfunden werden bzw. in den offenen Wunden siedeln sich Bakterien an, die sich bis hin zum Knochen ausbreiten können. Das führt dann meist zum Verlust von z. B. Zehen und Fingern. Lepra wird von Mensch zu Mensch übertragen. Schlechte Ernährung, schmutziges Wasser und beengte Wohnräume erhöhen das Risiko, an Lepra zu erkranken. Und das gab es im Mittelalter zuhaufe.
Halleins Leprosenhaus
Das Leprosenhaus von Hallein findet man kurz nach Kaltenhausen, wenn man Richtung Hallein fährt, auf der linken Seite an der Salzachtal Straße. Es ist samt dem daneben stehenden Kirchlein seit 1376 nachweisbar. Das Leprosenhaus wird heute als ganz normales Wohnhaus genutzt, die Leprosenhauskapelle ist ebenfalls nicht öffentlich zugänglich, sondern in Privatbesitz: Kurt Purkhart hat die Kapelle vor einem Jahr von der Brau Union gekauft. Die ursprüngliche Einrichtung der Kapelle ist nicht mehr vorhanden, die Fresken an den Wänden sind vergilbt.
Meister Gottfried`s Schmuckstück
Das Salzburg Museum hat das Schmuckstück der Halleiner Leprosenkapelle seit 1858 in Besitz: den Altar, eines der wichtigsten Stücke gotischer Tafelmalerei. Die Altarmalerei zeigt die Anbetung Christi durch die Heiligen drei Könige. Man weiß nicht genau wann der Altar gemalt wurde, auch der Maler ist nicht hundertprozentig bekannt, wahrscheinlich ist es aber "Meister Gottfried" aus dem Lungau.
Spritzschutz muss her
Der kulturbegeisterte Michael Neureiter, u. a. Theologe, Historiker und ÖVP-Gemeinderat, hat sich vor kurzem dafür eingesetzt, dass die Kapelle einen so genannten Spritzschutz bekommt. Ihm ist nämlich aufgefallen, dass der Verfall der historischen Kapelle, die unter Denkmalschutz steht, zunimmt: Weil der Schnee, das Wasser und das Salz des Winterdienstes an den alten Mauern nagen. Die Landesstraßenverwaltung hat dem zugestimmt. Nun musste Neureiter aber bemerken, dass es lediglich ein Schneefangzaun, aber kein Spritzschutz geworden ist. "So geht das nicht, da muss etwas Ordentliches her", fordert Neureiter.
Besitzer handelt jetzt
Purkhart, der Besitzer, ist derselben Meinung. Er will die Sache nun aber selbst in Angriff nehmen, weil: "Da stimme ich Herrn Neureiter zu, dieser Schneefangzaun bringt wirklich nichts. Der Eingang muss ja trocken gehalten werden und so rinnt weiter Wasser in die Kapelle." Purkhart hat nun vor, noch in diesen Tagen einen Spritzschutz zu installieren.
Der Kauf der Kapelle hatte für ihn keinen besonderen Grund: "Ich habe von der Brau Union das Grundstück unterhalb der Kapelle gekauft und da habe ich die Kapelle quasi dazubekommen. Ich bin schon ein gläubiger Mensch aber nicht so gläubig, dass ich eine eigene Kapelle brauche."
Purkhart möchte die Kapelle der Öffentlichkeit nicht vorenthalten: "Nur offen lassen kann ich sie nicht, wegen Vandalismusgefahr."
Wer die Kapelle für kleine Veranstaltungen nutzen möchte, der kann sich aber gern bei Purkhart melden: Tel. 0664/2317404.
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