Salzburgs beinahe vergessener Komponist

Sigismund Neukomm | Foto: arge neukomm/leopoldine
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Als Sigismund Neukomm 1778 auf die Welt kam, war Wolfgang Amadeus Mozart 22 Jahre alt und nicht mehr in Salzburg. Auch später sind die beiden einander nie begegnet. Und das, obwohl Sigismund Neukomm schräg gegenüber von Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse wohnte. Auch heute steht Neukomm im Schatten seines berühmten Nachbarn. Sehr zum Missfallen von Mozarteumorchester-Violinist Herbert Lindsberger: Er arbeitet daran, die mehr als 2.000 Werke des Komponisten, Pianisten, Organisten und Dirigenten Neukomm wieder in unser Bewusstsein zu rücken.

"Er war ein ausgefallener Typ, extraordinär gekleidet, mit ausladenden Ohrgehängen, die ein Gast des Zaren in St. Petersburg als "als so groß wie die Vorderräder von Droschken" beschrieb. Er war ein Exzentriker, ein Durchgeknallter", beschreibt Herbert Lindsberger. Sigismund Neukomm war hoch- und frühbegabt: Als Vierjähriger konnte er lesen, als Fünfjähriger schreiben, als Sechsjähriger Orgel spielen. Später, mit 38 (im Jahr 1816), war er der erste europäische Komponist in Übersee – genau genommen in Rio de Janeiro, wo er fünf Jahre lang blieb. Den größten Teil seines Lebens hat er in Paris verbracht, wo er Hauspianist bei Charles Talleyrand, dem "Außenminister" Napoleons war. Im Gefolge der Franzosen kam Sigismund Neukomm dann zum Wiener Kongress. Bei der Wiener Geheimpolizei konnte man nur schwer nachvollziehen, was ein Hauspianist dort für eine Aufgabe haben sollte. "Nachts hat er für Talleyrand Klavier gespielt – wodurch sich die Spitzel vor der Tür zur Annahme hinreißen ließen, mit dem Klavierspiel sollten Geheimgespräche übertönt werden", berichtet Lindsberger.

Doch zurück zu Neukomms musikalischen Werken: Weil er 80 Jahre lang lebte, überspannen seine Werke von der Klassik bis in die tiefe Romantik eine ganze Epoche. Es wäre nicht der Exzentriker Sigismund Neukomm, hätte er nicht eine neue Gattung erfunden: die Orchesterfantasie. Während eine Mozart-Sinfonie für 45 Musiker war, sind seine Orchesterfantasien für 100 und mehr gedacht. "Er hatte einen Hang zum Pompösen – und das zeigte sich in seinen Werken für riesengroße Orchester", betont Herbert Lindsberger. Unter seinen mehr als 2.000 Kompositionen befindet sich auch das "Libera me, Domini" für Mozarts Requiem. Erst damit erhielt dieses seine liturgisch korrekte Form. Zum ersten Mal in Salzburg zu hören sein wird dieses Werk übrigens bei den Dialogen der Stiftung Mozarteum Ende November, Anfang Dezember.

Wer davor schon Lust auf Sigismund Neukomm hat: Am 14. Juli gestaltet Herbert Lindsberger einen Abend unter dem Titel "Neukomm on Tour" für die Festspiele auf der Burg Golling. Gemeinsam mit Filmemacherin Ulrike Halmschlager ist auch ein Dokumentarfilm über Sigismund Neukomm entstanden. Mehr dazu unter Saudade/.

Noch einmal zurück in die Mozartstadt: Die Ironie der Geschichte will, dass Sigismund Neukomm, der als 19-Jähriger nach Wien ging, nicht nur Wolfgang Amadeus Mozarts Söhne Carl Thomas und Franz Xaver in Wien unterrichtet hat, sondern im September 1842 für die musikalische Gestaltung des Festes zur Einweihung des Mozartdemkmals auf dem Salzburger Mozartplatz verantwortlich war. "Er hat die Eröffnungsrede gehalten, er hat das ganze Fest organisiert und er hat auch die Statue selbst enthüllt", so Herbert Lindsberger. Sigismund Neukomm starb am 3. April 1858 in Paris. An ihn erinnert die Neukommgasse.

Sigismund Neukomm | Foto: arge neukomm/leopoldine
Herbert Lindsberger | Foto: Johannes Ritter
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