Versicherungsmakler deckt auf: Flutopfer in Passau voll versichert – Schärdinger nicht

- Kommen betroffene Flutopfer – wie etwa in Schärding – endlich in den Genuss einer umfassenden Hochwasser-Versicherung?
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Passauer Flutopfer erhalten anders als in Schärding vollen Schadensersatz. Eine Sauerei, sagt ein Makler.
SCHÄRDING, MÜNCHEN (ebd). Noch immer leiden zahlreiche Bürger aus dem Bezirk an den Folgen der Hochwasserkatastrophe. Während viele nur ein paar tausend Euro von ihrer Versicherung ausbezahlt bekamen, ist im benachbarten Passau fast jeder Geschädigte (sofern versichert) in den Genuss einer 100-prozentigen Schadensdeckung gekommen. Was also bisher von der Versicherungswirtschaft in Österreich als nicht möglich bezeichnet wurde, ist in Deutschland gängige Praxis. Ebenso in Gebieten, die sich in "roten Gefahrenzonen" befinden, wie es sie auch in Schärding gibt. Aber weshalb ist in Passau möglich, was in Schärding undenkbar ist? "Das hab ich mich auch gefragt", sagt der unabhängige Schärdinger Versicherungsmakler Fritz Hörmandinger, der bereits seit 30 Jahren im Geschäft ist.
Nur durch Zufall sei er überhaupt darauf gestoßen. "Stutzig bin ich geworden, als ich für einen Schärdinger Klienten ein Haus in Passau versichern sollte. Zuerst habe ich es gar nicht glauben können, dass es einen solchen 100-prozentigen Schutz überhaupt gibt." Im Zuge von Nachforschungen fand Hörmandinger heraus, dass auch die Schweiz Mehrgefahrenversicherungen zu gewöhnlichen Sturmschadenversicherungen anbietet. "Wenn das in diesen beiden Ländern geht, fragt man sich schon, warum das bei uns nicht auch möglich sein sollte."
Mehrkosten wären gering
Die Kosten für eine Mehrgefahrenversicherung wären alles andere als überzogen, wie das Beispiel Bayern zeigt. Dort bietet etwa die Versicherungskammer Bayern (VKB) für günstiges Geld derartige Zusatzversicherungen für Privatpersonen an – und das bereits seit Mitte der Neunzigerjahre. Die BezirksRundschau fragte in der VKB-Zentrale in München nach. "In unserem Geschäftsgebiet sind 99,7 Prozent der Gebäude versicherbar", sagt der Leiter der Presseabteilung, Stefan Liebl. "Nur wenige Gebiete wie in Passau, die regelmäßig von Überschwemmungen betroffen sind, nicht." Aber auch diese 0,3 Prozent sind laut Liebl unter bestimmten Voraussetzungen versicherbar – etwa bei baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen. "Diese Fälle müssen zwischen Kunde und Versicherung im Einzelnen geklärt werden", so Liebl. Dazu schlussfolgert Hörmandinger: "Demnach müsste in Schärding ja jedes einzelne Gebäude versicherbar sein."
Politik muss endlich handeln
Hörmandinger sieht neben der Versicherungswirtschaft vielmehr auch die Politik in der Pflicht. "Es ist an der Zeit, dass endlich Abänderungen der Versicherungsbedingungen umgesetzt werden." So wie in der Schweiz, wo sogar eine parlamentarische Lösung gefunden wurde. Demnach ist dort jede Schweizer Versicherung verpflichtet, eine Mehrgefahrenversicherung anzubieten.


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