Eine Gedenkstätte am Lunzer See

Die Künstler, die sich am Wettbewerb für die Gestaltung des Mahnmals in Lunz beteiligen, mit Ortschef Martin Ploderer (2.v.r.). | Foto: WasserCluster Lunz
  • Die Künstler, die sich am Wettbewerb für die Gestaltung des Mahnmals in Lunz beteiligen, mit Ortschef Martin Ploderer (2.v.r.).
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LUNZ. Ruhig liegt der Lunzer See einem zu Füßen, wenn man auf dem Gelände des WasserClusters steht. Die Hügel spiegeln sich im Wasser, ein paar Enten ziehen ihre Kreise – es ist ein schöner Ort. Heute kann man sich kaum mehr vorstellen, was hier unter dem NS-Regime geschah.

Wehrertüchtigungslager in Lunz

Während des Zweiten Weltkriegs befand sich auf dem Gelände des WasserClusters ein sogenanntes Wehrertüchtigungslager der Hitlerjugend (HJ), junge Burschen wurden hier auf den Einsatz im Krieg vorbereitet. Auch Gräueltaten sind hier begangen worden, besonders tragische sind vor allem von den letzten Kriegswochen 1945 bekannt.

Massaker zum Kriegsende in der Region

"Die Lagerführer waren Mittäter der Endphasenverbrechen in der Region", weiß der Wieselburger Historiker Johannes Kammerstätter. Bei den Massakern in Göstling und Randegg im April 1945 sind über 170 jüdische Zwangsarbeiter ermordet worden. Dabei wurden auch junge Burschen, die zu dieser Zeit im HJ-Lager stationiert waren, gezwungen, an den Massakern mitzuwirken und Menschen zu töten. Drei Burschen sollen sich geweigert haben.
"Sie wurden von den NS-Bonzen ermordet und oberhalb des Gebäudes des damaligen HJ-Lagers am Waldrand verscharrt", erzählt Kammerstätter. Die Namen der Opfer seien leider bis heute nicht bekannt.

Pfarrer bedroht, Kommunist ermordet

Zudem wurde der damalige Lunzer Pfarrer Karl Gaschler von der Lagerleitung mit Mord bedroht, er konnte sich aber verstecken und überlebte. Tragisch hingegen endete das Leben des kommunistischen Widerstandskämpfers Rudolf Obendorfer.
"Sein Haus war von NS-Bonzen beschlagnahmt worden und sie feierten dort in den letzten Kriegsnächten ein Gelage", weiß Kammerstätter.
Als Obendorfer in sein Haus kam, führten ihn die NS-Bonzen in das HJ-Lager und ermordeten ihn. Das geschah in der Nacht von 8. auf 9. Mai 1945 – der letzten Nacht, in der die NS-Bonzen in Lunz noch das Sagen hatten, bevor das NS-Regime endgültig zusammenbrach. Nach dem Krieg wurden zwei der Haupttäter verurteilt, einer freigesprochen.

Ein Mahnmal zum Gedenken der Opfer

Im Gedenken an die Opfer des NS-Regimes wird nun auf dem Gelände des WasserClusters ein permanentes Mahnmal entstehen, das öffentlich sichtbar sein soll. Auf Initiative des WasserClusters wurde in Kooperation mit der Abteilung "Kunst im öffentlichen Raum" des Landes Niederösterreich ein Wettbewerb ausgeschrieben.
"Es ist uns sehr wichtig, dass die Vergangenheit des Gebäudes aufgearbeitet wird", sagt WasserCluster-Geschäftsführer Thomas Hein.

Völkerverbindung statt Fremdenfeindlichkeit

"Im NS-Regime herrschte eine fremdenfeindliche Ideologie. Im WasserCluster Lunz ist es heute genau das Gegenteil: Wir haben Mitarbeiter von allen Kontinenten und begrüßen regelmäßig Gäste aus vielen verschiedenen Ländern der ganzen Welt, mit denen wir zusammenarbeiten. Das ist nicht nur internationale Wissenschaftsskooperation, das wirkt auch völkerverbindend", führt Hein weiter aus.

Künstler holten sich erste Inspiration

Die zum Wettbewerb geladenen Künstler sind Lara Almarcegui, Florian Pumhösl, Daniel Knorr, Anna Witt und Hannes Zebedin nahmen an einer ersten Begehung des Geländes in Lunz, bei der auch Bürgermeister Martin Ploderer dabei war und bekräftigte, dass die Geschichtsaufarbeitung auch seitens der Gemeinde ein großes Anliegen sei.
Die Künstler konnten sich bei dem Treffen nicht nur vom Ort inspirieren lassen, sondern hatten auch die Möglichkeit, mit einem Zeitzeugen zu sprechen. Die Projektvorschläge der Künstler werden im Frühjahr von einer Jury bewertet, das Gewinnerprojekt soll dann im Zuge des wellenklaenge-Festivals im Juli 2017 eröffnet werden.

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