Als im südlichen Niederösterreich im April 1941 ein Stück (Kriegs-)Geschichte geschrieben wurde

Am 12. April 1941 begannen 14 Tage, die das südliche Niederösterreich im April 1941 zu einem Brennpunkt europäischer (Kriegs-) Politik und weitreichender Entscheidungen machten.
Nachdem Deutschland durch Schwächen der verbündeten Italiener in den Balkan-Konflikt verwickelt wurde, ergab sich die Notwendigkeit der Einrichtung eines Befehlsstandes für den bevorstehenden Feldzug. Da das „Oberkommando der Wehrmacht“ davon ausging, dass dieser Krieg auf dem Balkan in kurzer Zeit abgeschlossen sein wird, erschien den Verantwortlichen keine Notwendigkeit für den Bau einer festen, gebunkerten Anlage.
Wie schon zu Beginn des Krieges im September 1939 entschied man sich, den „Führer-Sonderzug“ als Zentrale des „Führer-Hauptquartiers“ zu nutzen. Sein Deckname wurde auf „Frühlingssturm“ festgelegt.
Im März 1941 wurde eine Erkundergruppe der „Hauptquartier-Findungskommission“ beauftragt, einen geeigneten Bahnabschnitt im südöstlichen Teil des Reiches ausfindig zu machen und darauf den genauen Standort für Hitlers Sonderzug zu erkunden.
Die Wechselbahn hat sich bei diesen Erkundungen als ideal herausgestellt. Sie führt durch einige Tunnels, die bei feindlichen Luftangriffen ausreichend Schutz vor Fliegerbomben hätten bieten können. Ein naher Tunnel war für den genauen Standort des „Führer-Sonderzuges“ also Voraussetzung, ebenso sollten ausreichend Quartier- und gute Zufahrtsmöglich¬keiten für Personen- und Lastkraftwagen vorhanden sein.
Die kleine, traditionsreiche Tourismusgemeinde MÖNICHKIRCHEN mit ihrem etwa zwei Kilometer abseits des Ortes, vor dem 2.500 Meter langen Großen Hartbergtunnel gelegenen Bahnhof erfüllte alle diese Bedingungen und wurde deshalb zum Standort des Sonderzuges bestimmt.
Nach Eintreffen der zuständigen Einheiten wurde das Areal um den Bahnhof planerisch ausgearbeitet und mit der Schaffung der Infrastruktur begonnen.
Die neben dem Bahnhof gelegene Kiesfläche wurde zum Aufmarsch-Platz umfunktioniert und dort auf einer Fahnenstange die Standarte des „Führer-Begleitbataillons“ (eine über 1.000 Mann starke Truppe, die für die Sicherheit des „Führer-Hauptquartiers“ zuständig war) gehisst.
In der Fliegerkaserne Wiener Neustadt hatte die „Fliegerstaffel des Führers“ ihren Stützpunkt, deren Piloten vom dortigen Flugfeld aus lang- und kurzstreckige Kurier- bzw. Personentransport-Flüge unternahmen. Am Wiener Südbahnhof stand der Sonderzug „Westfalen“ des Auswärtigen Amtes, in dem die Mitarbeiter des Reichsaußenministers von Ribbentrop ihre Arbeit verrichteten.
Albert Speer, Hitlers „Leibarchitekt“ und 1942 bis 1945 „Reichsminister für Bewaffnung und Munition“, beschreibt in seinen Erinnerungen Hitlers Sonderzug wie folgt: Aus Sicherheitsgründen wurde der Zug von zwei schweren Lokomotiven gezogen … dann kam Hitlers Wagen, dessen Mittelteil ein grosser Salon bildete, die Wände waren in Rosenholz und Palisander furniert. Natürlich war eine Küche vorhanden, Abteile für Hitlers persönliche Bedürfnisse, ein Schlafraum, ein reich ausgestattetes Bad, Garderobe, Vorraum und Dienstzimmer. Unmittelbar an diesen Wagen schloss sich der „Befehlswagen“ an, über den nicht nur die vielfältigen Verbindungen zur Aussenwelt liefen, der vielmehr auch einen militärischen Lageraum enthielt und gewissermaßen als „fliegendes“ Führerhauptquartier diente. … dann kamen die Gästewagen, dann zwei Schlafwagen erster Klasse, ein Presse- und ein Gepäckwagen; ein zweiter Spezialwagen mit Flakgeschützen bildete den Schluss des Zuges.
Es ist überliefert, dass die im Einsatz stehende Lokomotive rund um die Uhr unter Dampf stand um gegebenenfalls sofort einsatzbereit zu sein. Da es in Mönichkirchen zu keinem Fliegeralarm gekommen ist wurde auch der Einschub der Waggons in den Tunnel nicht notwendig.
Dass der Aufenthalt in Mönichkirchen so sicher war hat auch damit zu tun, dass der genaue Zug-Standort größtmöglicher Geheimhaltung unterlag, jedenfalls war in den Zeitungen der Zeit nur die Bezeichnung „Feldquartier“, „Hauptquartier“ u. ä., nicht aber der Ort Mönichkirchen zu lesen.
Zur Besprechung der Lage, vor allem was den bulgarischen Anteil bei der Aufteilung Jugoslawiens und der Beitrag seines Landes zur bevorstehenden militärischen Auseinandersetzung mit der Sowjetunion betrifft, war am 19. April der Bulgarische König Boris III. zu Gast im Sonderzug.
Ein besonderer Tag im „Führer-Hauptquartier“ war der 20. April, der so genannte „Führergeburtstag“ - der zweite im Krieg. Seit der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 kam dieser Tag im Deutschen Reich in seiner verordneten Bedeutung einem Feiertag gleich. Im Laufe des Vormittags an diesem 20. April traf zahlreiche NS-Prominenz von außerhalb des Mönichkirchner „Führer-Hauptquartiers“ ein, aus Rom reiste der italienische Außenminister Graf Ciano an, um nicht nur zu gratulieren und die Wünsche von Mussolini zu überbringen, sondern vor allem militärisch-politische Belange zu erörtern.
Hermann Göring, zweiter Mann im NS-Staat, kam von seinem Quartier auf dem Semmering (Hotel „Panhans“) nach Mönichkirchen und hielt auf der mit Blumen geschmückten Holzrampe vor dem Zug eine kurze Festansprache, die über den „Großdeutschen Rundfunk“ Verbreitung fand und in der er dem „Führer“ die Glückwünsche der Wehrmacht, insbesondere der auf dem Balkan im Einsatz stehenden Truppen überbrachte.
Am 24. April traf ein weiterer Gast eines verbündeten Staates in Mönichkirchen ein. Auch der ungarische Reichsverweser Horthy nahm in diesen Tagen die „Landzuteilung“ in Empfang. Hitler versprach ihm das Banat, die Karpatho-Ukraine und einen Teil von Galizien.
Nachdem am 23. April nach Serbien auch Griechenland gegenüber Deutschland und Italien kapitulierte, verließ der „Führer-Sonderzug“ in der Nacht zum 26. April den Bahnhof Mönichkirchen und traf - über die Strecke Friedberg-Fehring-Graz - zeitig in der Früh in Marburg, nunmehr „Untersteiermark“, ein wo während etwa zwei Stunden eine kurze Stadtbesichtigung sowie eine Rundfahrt im offenen Auto auf dem Programm standen. Von Marburg fuhr der Sonderzug zurück nach Graz. Den Sonntag (27. April) verbrachten Hitler und sein Anhang in Klagenfurt. Im „Sandwirt“ empfing der „Führer“ auch seinen ehemaligen, mittlerweile 88-jährigen, Geschichtslehrer an der Realschule in Linz, den aus St. Andrä im Lavanttal stammenden Dr. Leopold Pötsch.
Hitlers Sonderzug verließ um 16.30 Uhr Klagenfurt und traf gegen 17 Uhr in Villach ein, wo er kurz Halt machte, um danach seine nächtliche Rückfahrt ins etwa 1.000 Kilometer entfernte Berlin anzutreten.

Die ausführliche Dokumentation dieser historischen Ereignisse, illustriert mit unzähligen Bildern, ist im soeben erschienen Buch
„Frühlingssturm – Ein Führer-Hauptquartier in Niederösterreich, Mönichkirchen 12. bis 25. April 1941“ (Kral-Verlag, Berndorf)
zu finden. Für Geschichtsinteressierte eine wirklich interessante, empfehlenswerte Lektüre.

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