Linzer Ideen mit Kapital vom Schwarm
- Mehr als 80 Investoren sind bereits am neuen Franchise-Konzept von Franz Sehers holis market beteiligt, Laufzeit: acht Jahre. Foto: holis
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Crowdfunding bedeutet für Start-ups nicht nur Finanzierung, sondern auch Kontakt zu Kunden.
LINZ (jog). Beim Crowdfunding finanzieren viele Menschen mit kleineren Beträgen zusammen eine Vision, ein Projekt oder ein Unternehmen. Heute suchen längst nicht mehr nur Künstler, Spiele-Entwickler und Filmemacher auf diesem Weg finanzielle Unterstützung, sondern auch Start-ups und mittelständische Betriebe. Kurios: Auch Gefängnisstrafen werden mittlerweile in den USA mit sogenannter Schwarmfinanzierung verhindert. "Crowdfunding ist nicht nur eine reine Finanzierungsform. Für Start-ups bietet es die Möglichkeit, Feedback von Kunden zu Produkt, Preis oder Design zu bekommen, bevor man damit in den Markt geht", sagt Wolfgang Gumpelmaier. Er gibt beim monatlichen Crowdfunding-Day der Creative Region Linz wertvolle Tipps und Tricks zur Schwarmfinanzierung. Nächster Termin: 3. Dezember ab 10 Uhr. In Linz gibt es mittlerweile zahlreiche Projekte und Firmen, die ihre Ideen vom Schwarm finanzieren lassen. Erfolgreichstes Beispiel: holis market.
"Keine Konkurrenz"
Nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne eröffnete diesen Sommer der erste verpackungsfreie Supermarkt in Linz. Aktuell versucht das Team rund um Geschäftsführer Franz Seher ein Franchise-System aufzubauen, das weitere Filialen in anderen Landeshauptstädten vorsieht. Dazu läuft noch bis 5. Dezember eine Crowdinvesting-Kampagne auf www.greenrocket.com. 80.000 Euro hat das Unternehmen bereits gesammelt. "Wir sind mit der Entwicklung unserer Idee sehr zufrieden. Der grundsätzliche Zuspruch macht aber noch keinen regelmäßigen holis-Einkäufer aus. Daher haben wir in den letzten Wochen vor allem in Sortiment und Service investiert", so Franz Seher. Weitere erfolgreiche Linzer Ideen, die sich via Crowdfunding finanzieren, sind etwa das Start-up "Gentletent", der Spielehersteller "rudy games" oder das Lokalkonzept "Tiki Tiki-Bar" in der Altstadt. Experte Wolfgang Gumpelmaier sieht Crowdfunding nicht als Konkurrenz zum Bankgeschäft: "Crowdinvesting wie bei holis market, wo man sich tatsächlich am Unternehmen beteiligt, ist eher selten. Die meisten Projekte betreiben klassisches Crowdfunding. Ich denke, in diesen Fällen müssen Geldgeber sogar froh sein, wenn junge Geschäftsideen für ihre Startphase selber Kapital auftreiben." Die meisten Projekte sammeln zwischen 5000 und 25.000 Euro. Die Gefahr, dass man sein Geld verlieren könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. "Gerade bei Crowdinvesting gibt es zwar Renditen von vier bis sechs Prozent, aber nachrangige Investments sind mit höherem Risiko verbunden." Aktuell sucht auch der Fußballklub SK Rapid nach Fan-Investoren für die Errichtung des neuen Stadions.
Unterschiedliche Formen des Funding:
Crowdfunding: Der Geldgeber erhält für seinen finanziellen Beitrag eine Gegenleistung in Form von fertigen Produkten oder namentlicher Erwähnung.
Crowdinvesting: Der Geldgeber investiert in ein Unternehmen, ein kommerzielles Projekt oder eine Immobilie. Dafür wird er später am Gewinn beteiligt.
Crowdlending: Der Geldgeber verleiht Kapital an Selbstständige, mittelständische Unternehmer oder Privatpersonen, unverzinst oder zu einem festen, vereinbarten Zinssatz.
Spenden-Crowdfunding: Der Geldgeber spendet einen Betrag ohne Gegenleistung.
Kommentar des Autors:
Auf Crowdfunding-Plattformen sind allerhand verrückte Ideen zu finden, die finanziert werden wollen: vom Wiederaufbau der Stadt Atlantis, der Griechenland-Rettung bis hin zum Pornodreh im Weltall. Wer in ein Projekt investiert, sollte weitestmöglich die Glaubwürdigkeit des dahinter stehenden Unternehmens und seiner Versprechungen prüfen, denn die Internetplattformen tun es nicht. Dem Risiko entgegen steht dafür der Vorteil, dass über Crowdfunding innovative, kreative Projekte realisiert werden können, für die sich traditionelle Investoren nicht begeistern lassen. Wie in vielen Bereichen, in denen es um Geld geht, bilden sich auch immer wieder Blasen. Jeder muss eigenverantwortlich einschätzen, wie er sein Geld veranlagt. Man informiert sich ja auch beim Kauf eines Flatscreen-Fernsehers und nimmt nicht gleich den Erstbesten.
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