Frauen hilflos im Auto gefangen

- <b>Tatort Mitterau: </b>Hier wurden die Frauen letzten Donnerstag gegen 23 Uhr überfallen.
- hochgeladen von Alisa Haugeneder
Hafnerbach/Markersdorf: Junger Mann schlitzte Reifen zweier Hafnerbacherinnen auf und onanierte vor deren Autofenster.
WIMPASSING/MITTERAU (ah). Es war ein schöner Donnerstagabend für die zwei Frauen Brigitte S. und Luise K. aus Wimpassing (Namen von der Redaktion geändert), denn sie waren gerade auf dem Heimweg von einem Konzert.
Es war gegen 23 Uhr. Unweit ihres Zuhauses sahen sie auf der Straße bei Mitterau (Gemeinde Markersdorf-Haindorf) plötzlich einen wankenden Mann.
Durch den torkelnden Gang vermuteten sie, dass dieser stark alkoholisiert sein muss, also hielten sie an. Danach geschah das Unfassbare: "Der Mann lehnte sich über meine Kühlerhaube und beugte sich dann auf die rechte Seite. Er zückte ein Messer und stach den ersten Reifen meines PKWs kaputt", erzählt die geschockte Fahrerin Brigitte S. Die Frauen hatten geistesgegenwärtig das Auto von innen bereits versperrt. "Es ging alles so schnell", so Luise K.
Gefangen im Auto
Die Flucht konnten die beiden nicht mehr ergreifen, denn der Täter zerstach alle vier Reifen ihres Autos. "Nachdem er die ersten Räder mit dem Messer zerstach, kam er auf die Fahrerseite und entblößte sich vor mir und vollzog sexuelle Handlungen", so S.
Während des gesamten Vorfalls hupte S. und hoffte somit auf Hilfe der Anrainer. "Wir standen neben dem Gut Mitterau (im Besitz der Familie Montecuccoli, Anm. der Redaktion), neben Wohnhäusern und noch dazu unter einer Straßenlaterne, aber es kam keine Menschenseele, um uns zu helfen", erzählt die geschockte Hafnerbacherin im Gespräch mit den Bezirksblättern. Luise K. rief währenddessen die Polizei. Der junge Asylwerber, der seit vergangenem Juli im Gut Mitterau untergebracht war, bedrohte nicht nur die Frauen im Auto. "Er lief umher und zerstach auch andere Reifen von parkenden Autos", so S., die von dem Vorfall sichtlich gezeichnet ist. Die rasch eintreffende Polizei konnte den amtsbekannten Mann schnell fassen. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten zeigte ihn auf freiem Fuß an. Momentan befindet er sich wegen seiner Alkoholsucht in klinischer Behandlung.
Gut Mitterau: Keine Option
Felix Montecuccoli bestätigt im Gespräch, dass der Mann seit Juli 2015 bei ihm untergebracht war. "Er war hilfesuchend und hilfsbedürftig und ich habe ihn aufgenommen." Montecuccoli beschreibt den Mann als anfänglich zurückhaltend und introvertiert. "In St. Pölten muss er dann auf die schiefe Bahn geraten sein. Er kam mit Alkohol in Berührung und entwickelte eine Sucht. Ich möchte betonen, dass es für mich kein Problem ist, dass er Asylwerber ist, nein – mein Problem ist, dass er alkoholkrank ist und dabei können wir ihm nicht helfen." Im Gut Mitterau wird er keine Wohnmöglichkeit mehr bekommen.
Bevor die Hafnerbacherinnen ihr Erlebnis der Redaktion schilderten, überlegten sie sich gründlich, ob sie den Schritt wagen sollten: "Der Vorfall war schlimm. Wir möchten aber keinesfalls erreichen, dass der Mann mit anderen Flüchtlingen über einen Kamm geschoren wird - nein, im Gegenteil. Wir ändern unser Weltbild auf keinen Fall. Die Türen sollen für alle Hilfsbedürftigen weiter offen sein. Das ist ein Versagen der Politik und deshalb wollen wir diese Missstände aufzeigen."
Keine Spur von Zivilcourage
Die Tatsache, dass sie während des Überfalls keinerlei Hilfe von Anrainern bekamen, schockierte die Damen viel mehr. "Das sind zwei Sachen - der Vorfall mit dem Mann, und die ausbleibende Hilfe. Das Letzere macht mich noch viel, viel zorniger", so S.
Das einzige Lächeln, welches S. während des Gesprächs entwich, erschien, als sie erzählte: "Ich schilderte dem Chef der KFZ-Werkstätte Rabl in Prinzersdorf unsere Geschichte. Daraufhin zögerte er nicht und beteiligt sich an meinen entstandenen Unkosten. Das freut mich unglaublich."


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