"Unwirtschaftlich": Wilhelmsburger Flüchtlinge ins Weinviertel gebracht

- Freiwillige Helfer engagierten sich im "Schutzhaus", um den Jugendlichen etwa die deutsche Sprache beizubringen.
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Aktion stößt auf massive Kritik: „Die Kinder haben schon einmal alles verloren, nun haben sie erste soziale Kontakte in ihrer neuen Heimat geknüpft und werden abermals gezwungen, diese zu trennen"
WILHELMSBURG (red). Jene zwölf unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge aus Syrien, die in Wilhelmsburg eine neue Heimat fleißige, freiwillige Helfer gefunden hatte, wurden gestern um 8 Uhr von der Betreiberfirma SLC Asylcare überraschend abgeholt und in ein Lager im Weinviertel gebracht.
Die Übersiedlung der Flüchtlinge stößt in Wilhelmsburg auf scharfe Kritik: „Die Kinder haben schon einmal alles verloren, nun haben sie erste soziale Kontakte in ihrer neuen Heimat geknüpft und werden abermals gezwungen, diese zu trennen. Es wurde den Kindern keine Gelegenheit gegeben, sich von ihren Freunden in der Schule oder anderen Bezugspersonen zu verabschieden“, heißt es in einer Aussendung vom Verein FreiKulturkörper Wilhelmsburg. Die von der Betreiberfirma SLC Asylcare mit dem Land abgestimmte Aktion sei ein Schlag ins Gesicht aller freiwilligen Helfer, die sich im letzten halben Jahr um die Integration der Jugendlichen und einen guten Start in das neue Umfeld eingesetzt haben.
Begründet wird die Entscheidung, die Flüchtlinge in ein anderes Quartier zu bringen, mit dem Personalaufwand bei der Betreuung für die zwölf Flüchtlinge.
"Wie man in diesem Beispiel sieht, geht es SLC gar nicht um die langfristige Integration der Menschen und ihre Bedürfnisse, sondern um den wirtschaftlichen Aspekt der Beherbergung. Wie Gegenstände werden Kinder und Jugendliche verschoben, wie es die wirtschaftliche Situation der Unternehmen erfordert. Uns ist es wichtig, festzuhalten, dass es keine Probleme mit der Bevölkerung in Wilhelmsburg oder den Jugendlichen selbst gab. Viele Menschen haben sich engagiert und mit viel Herzlichkeit und Menschlichkeit zur Integration der jungen Menschen in unserer Stadt beigetragen. Wir sehen das Unerbringungs- und Betreuungskonzept der Firma SLC gescheitert, wenn nicht einmal 12 Jugendliche mittelfristig eine Unterkunft und Stabilität gegeben werden kann", so der Verein FreiKulturkörper.
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