Theater Kosmos
„Mein Sohn, du schaffst das!“

- Beeindruckende Darstellung: Haymon Maria Buttinger als dementer Vater, Anwar Kashlan als sein ignoranter Sohn.
- Foto: Gerhard Kresser
- hochgeladen von Christian Marold
Der Mann, der die Welt aß: das wirklich letzte „Mannsbild“ im Kosmos
Als letztes seiner „Mannsbilder“ bringt das Theater Kosmos einen Anti-Helden auf die Bühne. „Der Mann, der die Welt aß“ müsste eigentlich heißen „Der Mann, der von der Welt gegessen wurde“, denn die Geschichte (ein Drama, das eher eine Komödie ist) handelt von einem einzigen Scheitern. Die Aufführung scheitert keineswegs, der große Wurf gelang dem Team aber auch nicht.
Das Stück ist das vierte und letzte, das unter dem heurigen Kosmos-Motto „Mannsbilder“ steht. Nach „König Ubu“ (sehr gut), „Saturn kehrt zurück“ (gut) und „Oh Schimmi“ (schwach) liegt „Der Mann, der die Welt aß“ zwischen letzteren, also sehr ok, mehr aber auch nicht. Das liegt vor allem daran, dass die Geschichte beziehnungsweise die Hauptperson für ein nur ansatzweise realistisches Stück völlig überzeichnet ist. Der egomanische und in Summe auch unsympathische Anti-Held reagiert auf seine Lebensumstände derart irrational und dumm, dass die Story, die ja wohl nicht als Jugend-Lehrstück geschrieben wurde, nur als Fantasy-Vision oder als schrille Satire wirklich funktionieren würde. Als solche wurde sie aber nicht inszeniert.
Absturz auf Raten
Ein von Kosmos-Dauerakteur Anwar Kashlan durchaus gut gespielter Mit-Dreißiger verliert Job, Frau und den Boden der Realität und ist scheinbar unfähig, seinem eigenen Teufelskreis aus fehlendem Rückgrat und absurder Selbstüberschätzung zu entkommen. Er macht also falsch, was man falsch machen kann – auch gegenüber seinem dement werdenden Vater, seiner ihm noch nachtrauernden Frau und seinem durchaus gut gesonnenen Freund. Der Absturz ist vorprogrammiert; wirklich rund ist dies – zumindest als Tragödie – nicht. Manche Szenen sind anrührend, vor allem jene mit dem Vater und ganz besonders der einen Mord/Selbstmord andeutende Schluss. Manche Szenen sind witzig, etwa die fast nur auf Handys geführte Konversation der Anfangs-Viertelstunde. Manches ist aber auch unplausibel oder berührt sogar peinlich, etwa wenn und wie der Antiheld mit Ex-Frau und Freund agiert. Das Highlight des Abends ist Haymon Maria Buttinger, der das Chargieren auch mal übertreibt, was dem Stück aber nur gut tut. Kashlan ist überdurchschnittlich, auch wenn man ihm die Rolle des Ekels irgendwie nicht ganz abkaufen will/kann. Leider agiert Philip Butz als Freund etwas hölzern und vor allem Michaela Spänle spielt, als ob sie bei „Sturm der Liebe“ vor der Kamera steht. Dadurch verliert das Stück jene (meinem Empfinden nach) dringend benötigte zynisch-flapsige Anmutung, die auch Regisseur Augustin Jagg nicht umsetzte oder umsetzen wollte. Deshalb also „nur“ o.k. und das Gefühl, dass da mehr drinnen gewesen wäre.


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