Liebeserklärung an ein Kultauto
Die „Ente“ ist eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Citroen-2CV-Liebhaber trafen sich zur Sternfahrt in den Mai.
Der Kärntner 2CV-Club „Karnt`n is lei ans“ unternahm seine erste Jahresausfahrt und besuchte Albert Jank, vlg. Lipl in Egg. Die schmale Straße zum Speckbauer war erfüllt von Knattern und Schnattern, denn an die fünfzehn Enten schwankten und schaukelten mit ihren stolzen Besitzern zur Stallbesichtigung. Organisiert wurde die Sternfahrt von Hartwig Komposch aus Presseggen. Er ist wie Albert Jank stolzer Besitzer der einstigen Studentenkutsche, beide sind Clubmitglieder und sind sich einig: „Entenfahren ist keine normale Fortbewegung, sondern eine mobile Weltanschauung“.
Hartwig Komposch ist gelernter Schlosser und Schweisser und hat sich vor 14 Jahren in die Ente mit Baujahr 1987 verliebt und erinnert sich: „Das Auto war schrottreif, doch ich wollte es wieder zum Leben erwecken und habe meine gesamte Freizeit in die Radikalkur des damals hässlichen Entleins investiert. Die Informationen holte ich mir aus Fachzeitschriften, die Bestandteile ergatterte ich auf Flohmärkten“. So wurde in akribischer Feinarbeit der Fahrzeugrahmen in Edelstahl neu gebaut, die Karosserie und sogar der Unterboden und die Achsen lackiert. 8- bis 12.000 km im Jahr tuckert Komposch mit seiner Frau Sieglinde durch die Lande. „Die Teilnahme am Welt- Ententreffen ist inzwischen zum Pflichtprogramm geworden“ schwärmt der Selfmade-Mann und erzählt: „Voriges Jahr fuhren wir sogar nach Spanien, um uns mit Gleichgesinnten zu treffen“. Für solch lange Ausfahrten hat der Bastler seine Ente umgebaut. Der Kofferraum wurde verlängert und bietet jetzt Platz für zwei Schlafplätze, sogar eine Küche mit Kocher und Spüle ist im Zubau integriert. Einziger Nachteil für so lange Fahrtstrecken: Die Ente ist durstig, sie schluckt 6 Liter auf 100 Kilometer, das heisst alle zwei bis drei Stunden nachtanken. „Im Stich gelassen hat mich mein schwarz-rotes Liebhaberstück noch nie“ verrät Komposch und kann nach jeder Ausfahrt behaupten: „Ente gut, alles gut“!
Ebenso vom spartanischen Charme des runden Franzosen begeistert ist Albert Jank. Der Speckbauer hat sich vor zwanzig Jahren für eine Ente entschieden und erklärt den Grund: „Ich suchte ein günstiges Auto, um meine Kinder zur Schule zu fahren“. Inzwischen ist auch er vom Entenvirus infiziert und möchte den einzigartigen Soundtrack des Zweizylinder-Boxermotors nicht mehr missen. „Es ist schon ein erhabendes Gefühl, mit dem Kultauto durch die Gegend zu tuckern, die hochgeklappten Seitenscheiben und das offene Faltdach sorgen für zusätzliches Freiheitserlebnis“ schwärmt der Bauer und nutzt seinen rot-weissen Citroen 2CV auch zum Speckliefern und stellt fest: „Auch Enten schmeckt mein Speck“!
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