Wie halten Sie´s mit dem Fasten?
Wir sprachen mit einem Priester, einer Religionslehrerin und einer Projektleiterin über das Fasten.
(jm). Fasten, verstanden als das freiwillige Verzichten auf Genussmittel, ist in unserer Konsumwelt schwierig geworden. Übergewicht und alarmierende Laborwerte können Auslöser zum Fasten und Abnehmen sein. Der Zukunftsforscher Matthias Horx bezieht sich auf das bekannte Sprichwort „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ und erklärt Fasten mit dessen Umkehrung: „Fasten trennt Leib und Seele und macht durchlässig für neue Erfahrungen.“ Dieses Ziel wird heute von jenen angestrebt, die sich für ein Heilfasten entscheiden. Die katholische Kirche lädt ihre Gläubigen zur freiwilligen Einschränkung im Konsumverhalten in der 40-tägigen Fastenzeit als Vorbereitung auf das Osterfest ein.
Einsatz für Gerechtigkeit
Für den Hollabrunner Priester Herbert Leuthner bedeutet Fasten ein schonender Umgang mit den Ressourcen unserer Erde. 30 Jahre lang hat er als Missionar in Ecuador gewirkt und sich für mehr Gerechtigkeit eingesetzt. In Hollabrunn arbeitet er im Arbeitskreis für die Integration von etwa 200 Asylanten mit: „Ich verzichte jetzt in meiner Pension bewusst auf ein Auto und bemühe mich gemäß der Bibel um Werke der Barmherzigkeit“.
Auszeit vom Überangebot
Für Silvia Köhrer, Retzer-Land-Projektleiterin, sind die 40 Tage eine willkommene Zeit, vom Überangebot an Nahrungsmitteln und vom lauten Reigen an Veranstaltungen Auszeit zu nehmen. „Schade finde ich, dass unsere Konsumgesellschaft auch vor der Kommerzialisierung der Fastenzeit nicht Halt macht. Dennoch ist die Zeit, die in unserer Religion dem Verzicht gewidmet ist, für mich eine gute Gelegenheit, bewusster zu leben.“ Da sie nicht raucht und kaum Kaffee oder Alkohol trinkt, schränkt sich Silvia bei Süßigkeiten ein.
Tablet links liegen lassen
Neben dem Verzicht auf Kaffee, Süßes oder Alkohol, ausgenommen ist eine Geburtstagsfeier, nimmt sich Religionslehrerin Liane Böck-Peichl für die Fastenzeit vor, das Tablet öfters links liegen zu lassen. „Ich möchte mir bewusst Zeit für persönliche Gespräche nehmen. Das Tablet lenkt mich oft davon ab.“ Vorsätze können in der Gruppe leichter umgesetzt werden. „Viele meiner VolksschülerInnen nehmen die Sache mit dem Fasten ernst, vor allem, wenn sie vom Elternhaus dazu angehalten werden.“
Zur Sache:
• Am Aschermittwoch und Karfreitag beschränkt sich der Katholik auf eine einmalige Sättigung und verzichtet auf Fleischspeisen.
• Die katechetische Tradition kennt 7 leibliche und 7 geistliche Werke der Barmherzigkeit. Die leiblichen: Hungrige speisen - Durstige tränken - Fremde beherbergen - Nackte kleiden - Kranke pflegen - Gefangene besuchen - Tote bestatten.
•Die geistlichen: Unwissende belehren - Zweifelnden raten - Trauernde trösten - Sünder zurechtweisen - Dem Beleidiger verzeihen - Unrecht ertragen - Für Lebende und Tote beten.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.