Die Caritas kauft keinem Flüchtling ein Handy

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Mythos 1: Die Flüchtlinge bekommen ja alle Familienbeihilfe und Mindestsicherung!
Nein, Asylwerber bekommen weder Mindestsicherung noch Familienbeihilfe. Anerkannten Flüchtlingen stehen nach einem (positiven) Asylverfahren die selben Geldleistungen, wie Österreichern zu. Die Mindestsicherung bekommen aber nur Personen, die weniger als 4140 Euro Geldvermögen besitzen. Verweigert jemand eine ihm vom AMS vermittelte Arbeit, wird die Mindestsicherung stufenweise gekürzt.

Mythos 2: Asylwerber werden fürs Nichtstun belohnt.
Das Nichtstun ist gesetzlich vorgeschrieben. Asylwerber dürfen in Österreich nicht arbeiten. Es gibt nur zwei Ausnahmen: Sie dürften als Saisonarbeiter im Gastgewerbe oder in der Landwirtschaft sechs Monate aushelfen. Solche Beschäftigungsbewilligungen werden aber äußerst selten ausgestellt. Und sie dürfen gemeinnützige Arbeiten (z.B. Winterdienst) in den Gemeinden verrichten. Entlohnung: Maximal 5,50 Euro pro Stunde.

Mythos 3: Asylwerber kriegen mehr Geld als Österreicher!
Wenn Asylwerber in einer Großunterkunft einquartiert sind, erhalten sie 40 Euro pro Monat – und drei Mahlzeiten pro Tag. Sind die Flüchtlinge in einem Quartier einer Privatperson untergebracht, entfallen die 40 Euro. Allerdings bekommen Erwachsene dann 5,5 Euro pro Tag und Minderjährige 121 Euro pro Monat. Essen und Trinken muss von diesen 5,5 Euro finanziert werden.

Mythos 4: Die Caritas kauft den Flüchtlingen ein Handy!
Auf Facebook hält sich dieses Gerücht hartnäckig. Vor knapp einem Monat machte das Gerücht in Bad Ischl die Runde. Als dort der „Handykauf aus Steuergeld“ auftauchte, klärte der Bad Ischler Bürgermeister Hannes Heide (SPÖ) die Sache selbst auf. Er forschte den Urheber der Nachricht und das Handygeschäft aus – und beantwortete die Vorwürfe via Facebook (siehe Bild). Übrig blieb nichts! Kein Kauf, kein Handy, alles erfunden. „Es wird auf Facebook einfach alles geteilt, ohne die Quelle zu überprüfen“, kritisiert Heide.

Da dieses Gerücht scheinbar nicht totzukriegen ist, sah sich mittlerweile auch die Caritas genötigt klarzustellen: "Als Caritas bezahlen wir keinesfalls Handys für Asylwerber und geben dafür auch keine Gutscheine aus", so die Caritas auf ihrer Homepage. Dort finden sich übrigens auch noch weitere Flüchtlings-Mythen und deren Richtigstellung.

Mythos 5: Die Asylwerber haben alle Markenkleidung an.
Stimmt nicht und irgendwie doch. Laut Caritas-Pressesprecherin Maria Knapp stammt die Kleidung von Asylwerbern in OÖ fast ausschließlich aus Kleiderspenden der österreichischen Bevölkerung. "Und da sind manchmal auch Markensachen dabei. Das ist halt so", sagt Knapp.

Mythos 6: Die Asylwerber werfen Essen weg und hinterlassen viel Müll
Ja, in den Transitzonen fällt viel Müll an. Dort bewegen sich Tausende in kurzer Zeit auf engstem Raum. „Es entstehen aber keine Müllberge“, sagt Jürgen Kimmerstorfer vom Roten Kreuz OÖ. Aus Schärding heißt es: „Am Anfang hatten wir viel Müll – Kartons, Flaschen und Restabfall“, so Margit Max, Leiterin des Abfallsammelzentrums in Schärding.

Dennoch wird den Flüchtlingen zuweilen auch „einheimischer Müll“ untergeschoben. Im Sommer machten Bilder eines vermüllten Feldes auf Face-
book die Runde. Die Behauptung: Der Müll stamme von Flüchtlingen. Die Wahrheit: Es handelte sich um Bilder des Nova Rock Festivals in Nickelsdorf (Burgenland).

Mythos 7: Das sind ja alles Wirtschaftsflüchtlinge, die jetzt kommen.
Stimmt nicht. 2/3 aller Asylanträge werden derzeit von Menschen aus Syrien, Afghanistan und Irak gestellt, sagt das Innenministerium. "Und dort gibt es ja nicht nur wirtschaftliche Probleme", so Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Übersetzt heißt das: Dort ist Krieg, deswegen fliehen Menschen.

Mythos 8: Die Asylwerber dürfen stehlen und denen passiert nichts. Die werden gedeckt.
"Das stimmt natürlich nicht. Jede Straftat wird aufgenommen. Alles andere wäre Amtsmissbrauch", sagt Bernd Innendorfer vom Landespolizeikommando OÖ. Trotzdem ist die Polizei "überrascht" über den geringen Anstieg der Kriminalität – trotz des massiven Flüchtlingszustroms. Immerhin passierten in den vergangenen zwei Monaten 450.000 Flüchtlinge Österreich.
"Je mehr Menschen, desto mehr passiert. Aber trotzdem gibt es keinen Anstieg der Kriminalität. Freilich gibt es einzelne Straftaten, aber bei der Masse an Menschen ist das eigentlich gar nichts", sagt der Polizist.

Mythos 9: Die Asylwerber vergewaltigen Mädchen.
Seit Beginn der Flüchtlingskrise gab es in OÖ weniger als zehn Anzeigen wegen Sexualdelikten – in erster Linie wegen Po- und Busengrapschen. Erst kürzlich wurde ein Verfahren gegen einen Asylwerber, der ein Mädchen in Bad Goisern (Bezirk Gmunden) begrapscht haben soll, eingestellt. Dieser Fall hatte für ein großes Medienecho gesorgt. Der Grund für die Einstellung: Das Mädchen hatte sich die Geschichte nur ausgedacht. Ein weiterer Fall sorgt aktuell für Aufsehen: Ein 17-jähriger Asylwerber soll eine 72-jährige Frau in Traiskirchen vergewaltigt haben. Der Mann wurde verhaftet, das Verfahren läuft.

Mythos 10: Die Asylwerber bedrohen die Busfahrer mit Kopfabschneiden.
Ja, diesen Vorfall gab es. Zwei Iraker dürften einen Busfahrer in OÖ bedroht haben. Sie wurden verhaftet. Es war dies allerdings der einzige derartige Vorfall seit Beginn des intensiven Flüchtlingszustroms.

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