Menschlichkeit ist im Böhmerwald gefragt
ULRICHSBERG, KLAFFER, SCHWARZENBERG. Seit einigen Monaten gibt es in diesen drei Gemeinden Flüchtlingsquartiere. Am Freitag, 6. März, 20 Uhr, wird im Pfarrsaal die Initiative "Menschlichkeit in der Region Böhmerwald – nimm Deinen Mut in beide Hände" ins Leben gerufen. Ziel ist es, neue ehrenamtliche HelferInnen zu gewinnen. "Die Hilfe ist nicht nur auf Flüchtlinge beschränkt, sondern gilt auch für ÖsterreicherInnen in Not", erklärt das Gründungsteam. Die Iniatiative wird sowohl von der drei Bürgermeistern als auch von den Pfarrern der Gemeinden unterstützt und wurde von 14 Bürgern initiiert. "Am 6. März wartet ein vielseitiges Programm. Die Chor-i-feen sorgen für musikalische Momente und wir hoffen, dass viele Menschen, die helfen wollen, kommen", sagen die Organisatoren.
Was genau will die Initiative?
Hauptziel der Initiative ist es, seriöse Informationen zu liefern.
Was ist der Unterschied zwischen Migrant, Ausländer, Flüchting, Asylant, Zuwanderer? Was die Initiative auf keinen Fall möchte, ist, die Augen vor Ängsten,
Unsicherheiten, und Bedenken, die zweifelsohne in der Bevölkerung
vorhanden sind, zu verschließen. Es ist zwar nur ein kleines Beispiel, diese Frage wird aber sehr oft gestellt: „Warum haben fast alle Asylwerber so teure Smartphones?“ „Die Menschen haben vor der Flucht ein ganz normales Leben geführt, sie haben gearbeitet, sind zur Schule gegangen, haben studiert und haben – so wie wir – ein Handy gekauft. Was würden Sie auf die Flucht mitnehmen?“
Information zum Thema
Wieviel Geld bekommen die Flüchtlinge tatsächlich? Diese Frage wird am 6. März klar beantwortet. Geld ist oft der Hauptgrund von negativen Auseinandersetzungen zum Thema Flüchtlinge. Neid ist ein extremer Antrieb! Es werden manchmal bewusst Falschzahlen in die Welt gesetzt, die sich zum Teil leider schnell verbreiten. Durch fundiertes Wissen kann man Gerüchten und gewissen „Stammtischparolen“ entschieden entgegnen - und auch mit Mut! …nimm Deinen Mut in beide Hände!
Deutsch lernen
Deutsch lernen – für Flüchtlinge ist es besonders schwierig: der Kopf, die Gedanken sind oft im Heimatland in Sorge um ihre Familien, das „warten“ auf den Termin zur „Asylbefragung“, dann wieder das „warten“ auf den „Asylbescheid“. Es vergeht viel Zeit. Es ist jedoch keine Zeit der Ruhe, sondern eine Zeit der Anspannung!
Dazu kommt, daß Flüchtlingsquartiere nicht unbedingt ein Ort der Ruhe per se sind und Plätze, wo sich Flüchtlinge zurückziehen können sind ebenfalls kaum vorhanden – oft sind die Menschen in 3-4-Bett Zimmer untergebracht. Kontakt zur österr. Bevölkerung ist schwierig. Deutschkurse in den Quartieren gibt in der Regel 2x pro Woche, 1-2 Stunden.
Von Beispielen lernen
Die Initiative „Menschlichkeit in der Region Böhmerwald“ steht und fällt mit freiwilligen Helferinnen und Helfern. Was machen Ehrenamtliche genau? Auch diese Frage wird am 6. März beantwortet. „Helfen“ will - gerade in diesem sensiblen Bereich - gelernt sein. Die Plattform „Altmünster für Menschen“, die Vorbild ist, faßt es so zusammen: „Am Anfang brauchen die Menschen ausreichend Ruhe, um anzukommen. Die meisten sind traumatisiert, manche haben vielleicht gar nicht realisiert, wo sie angekommen sind. Mit Fragen nach dem, was Personen erlebt haben, sollte man sehr zurückhaltend sein. Unbedachtes Fragen können schlimme Erinnerungen wieder wach werden lassen. Wenn jemand von sich aus beginnt, über das Erlebte und Erlittene zu erzählen, dann ist es gut, einfach zuzuhören und es gilt abzuwarten! Der Zeitpunkt für ein näheres Gespräch ist sehr unterschiedlich! ….Grundsätzlich bemühen sich die Flüchtlinge alles „richtig“ zu machen, sie wollen auf keinen Fall Schwierigkeiten bereiten. Trotzdem gibt es kulturbedingt Unterschiede, die für Irritation sorgen können. Das gilt es dann im respektvollen Gespräch zu klären…“
Frau Almut Etz von der Plattform „Altmünster für Menschen“ wird am 6. März referieren.
Die Beweggründe, helfen zu wollen, sind unterschiedlich. Sieglinde Friedl, Mitbegründerin der Initiative erzählt: „Meine Oma ist mit ihren drei Kindern mit einem Pferdefuhrwerk aus Rumänien vor den Russen geflohen. In Österreich angekommen, standen sie vor dem Nichts. Meine Mutter war damals fünf Jahre alt und jedes Mal wenn ich ein Flüchtlingsmädchen in diesem Alter sehe, denke ich, das könnte meine Mutter vor 70 Jahren gewesen sein…“
Die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich = freiwillig – zu engagieren, sind breit gestreut:
vom gemeinsamen einkaufen, Deutsch lernen (Unterlagen werden zur Verfügung gestellt) oder wie hierzulande der Müll richtig getrennt wird, Sachspenden oder Fahrten. Alle freiwilligen Helfer, die bisher aktiv sind, sagen dasselbe: „Es ist unglaublich bereichernd und schön, Menschen in einer Notlage helfen zu können…das Gefühl kann man nicht beschreiben!“ Jene Personen, die Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit zeigen, werden zwei Wochen später zu einem näheren Infoabend eingeladen. Dabei wird gesehen, wer, was machen kann und möchte. „Erfahrene“ Ehrenamtliche werden auch da sein. Nach dem 6. März wird es regelmäßige Zusammenkünfte von ehrenamtlichen HelferInnen geben, (ca. 1 x pro Monat) um gemeinsam Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen.
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