Angst, Abgrund, Alter Ego
Beeindruckende Installationen von Raphaela Vogel im Kunsthaus Bregenz

Nichts für Arachnophobiker: auch die spinnenähnlichen Objekte von Raphaela Vogel werden in Bregenz zu sehen sein. | Foto: Raphaela Vogel
  • Nichts für Arachnophobiker: auch die spinnenähnlichen Objekte von Raphaela Vogel werden in Bregenz zu sehen sein.
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Herbstausstellung im Kunsthaus Bregenz

In ihren raumgreifenden Installationen, die Bühne und Kulisse zugleich sind, verbindet die deutsche Künstlerin Raphaela Vogel eine Fülle bezugreicher Objekte mit Ton und Video. Durch Verfremdung sowie Neukontextualisierung schafft sie für ihre Themen ein opulentes, radikal neues Vokabular. Ihre aufregenden Arbeiten sind als Herbstausstellung ab Freitag im Kunsthaus Bregenz zu sehen.

Die Löwen, Sinnbild von Macht und Männlichkeit, haben ihre Mäuler aufgerissen. Mit ihren Pranken drücken sie je einen Schlangenkörper nach unten. Raphaela Vogel lässt zwei Kopien der Monumentalplastik von der Decke baumeln. Schwarze Kugeln baumeln von ihren Nasen. Es sind Lautsprecher aus denen die Stimme von Raphaela Vogel erklingt, einen Song von Milva interpretierend, bedrückend, düster und verloren...

Spinnen und Tunnels

Im ersten Obergeschoss zeigt Raphaela Vogel Spinnenfiguren. Auf einer sitzt eine rissige Plastikschale, wie ein weißes Skelett oder eine Haut. Es wirkt, als würde sich die Spinne »häuten oder paaren«. Vogelspinne — so der Ausstellungstitel der Galerie BQ Berlin, wo die Figuren 2019 zum ersten Mal zu sehen waren — ist eine Anspielung auf Vogels eigenen Namen und Alter Ego und schürt die weitverbreitete Angst vor Spinnen. Vogel entführt in die Welt der Ängste, in die Abgründe von Begehren, Einsamkeit und Hypnose. Im zweiten Obergeschoss zeigt die Künstlerin eine Installation, die in der Berlinischen Galerie zu sehen war. Die Tragwerke von zwei Lagerzelten sind ineinander verzahnt. Schienen und Stahlträger sind charakteristisch für Vogels Werk, auch die Wiederverwertung von ausgedienten Equipments von Bühnen, Diskotheken oder Erlebnisparks. Vogel wird durch einen Tunnel verfolgt, liegt in einem Bett, wird von oben gefilmt, in »postkoitaler Müdigkeit«. Auch dieses Bild dreht sich, provoziert Schwindel und phobische Fantasien.

Verwitterte Signets

Im obersten Stockwerk findet sich eine eigens für das Kunsthaus Bregenz entwickelte Arbeit. Raphaela Vogel hat den Nachlass eines Miniaturparks erworben. Die Modelle sind vermoost und verwittert: die Tower Bridge, der Triumphbogen, die Freiheitsstatue, das Wiener Riesenrad, die Dresdner Frauenkirche und die Berliner Siegessäule. »Auch das Kunsthaus ist signethaft, Wahrzeichen und Imageträger für das Stadtmarketing.« Die Nachbildungen sind durch verchromte Rohre verbunden, wie Versorgungsleitungen auf einer Baustelle. Ein Film ist zu sehen, Vogel singt die ins Deutsche umgedichtete Version von Nina Simones „Ain’t Got No, I Got Life“ aus dem Musical Hair, eine Aufzählung fehlender und wieder erlangter Besitztümer und Beziehungen, ein »universelles Gleichnis, eine Art Inventarliste des Habens und Nichthabens, ein existenzielles Soll und Haben«. Die Vernissage zur Ausstellung, die bis Jänner 2020 zu sehen ist, findet morgen, Freitag, statt.

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