"Bremsen ist oft der halbe Sieg"
Hermann Waldy ist 46-jährige Motorsportgeschichte. Das Gespräch im Park.
WOCHE: Wie haben Sie zum Motorsport gefunden?
Hermann Waldy: Schon mit 6 Jahren hat mich das Fieber gepackt. Damals waren ich und mein Vater bei der Alpenfahrt dabei. Bereits damals hab ich mir gesagt: Ich will Rennfahrer werden. Mit 10 Jahren habe ich mein erstes Auto mit Lenkung bebaut, mit 13 mein erstes Moped bekommen und mich in der Schottergrube beim Sick ausgetobt. Meine erste Rallye bestritt ich 1967. Von da an habe ich dann Blut geleckt.
Wie sind sie zu den Bergrennen gekommen?
Ich fuhr davor Autocross. Der Dreck ging mir dann aber irgendwann auf die Nerven. Am Montag nach dem Rennen hat es noch zwischen den Zähnen gekracht von den ganzen Steinen vom Rennen Tags zuvor.
Worauf kommt es an?
Natürlich spielt Geld immer eine Rolle. Der Motorsport ist teuer. Entweder man hat das Geld und man kann sich einen Ingenieur leisten, oder man legt eben selbst Hand an. Das macht auch den Reiz für mich im Motorsport aus: die Technik zu beherrschen.
Der schönste Sieg?
Mein Sieg beim Europameisterschaftslauf am Rechberg in der Steiermark war natürlich etwas ganz Besonderes. Eine Europameisterschaft zu gewinnen, ist nichts Alltägliches.
Das schlimmste Erlebnis?
Mein schlimmstes Erlebnis waren sicherlich die beiden Toten in Agatha in Oberösterreich. Ein Auto krachte in eine Familie und riss Mutter und Tochter in den Tod. Was mir in diesem Zusammenhang aufgefallen ist, wie sich die Medien hier verhalten haben. Ich habe so viel gewonnen, aber so viele Anrufe wie nach diesem Unfall habe ich nie bekommen. Durch die Sensationsgier geriet hier der Sport in den Hintergrund.
Wie hat sich der Motorsport verändert?
Er ist sehr komplex geworden, was mir eigentlich sehr taugt, ich bin ja ein Tüftler. Ohne Laptop und Datenaufzeichnung läuft heute nichts mehr. Die Elektronik hat Einzug gehalten. Das Know-how ist heute ganz ein anderes.
Welchen Stellenwert hat der Motorsport in Österreich?
Es gibt genügend Talente, aber die Unterstützung fehlt. Das hat auch immer mit finanziellen Mitteln zu tun. Wir haben auch zu wenig Fernsehpräsenz. um Sponsoren auf uns aufmerksam zu machen, obwohl die Rennen vom Publikum immer außerordentlich gut aufgenommen werden.
Warum findet heuer in St. Urban kein Bergrennen statt?
In den letzten beiden Jahren hatten wir viel Pech mit dem Wetter, wodurch die Besucher ausblieben. Die Veranstaltung kostet 45.000 Euro. Wir wollen uns dieses Jahr von den Einbußen der letzten beiden Jahren etwas erholen. Gestorben ist das Rennen natürlich nicht!
Sind Sie privat auch ein Bleifuß?
Nein eigentlich überhaupt nicht. Ich habe noch nie ein Problem mit der Polizei gehabt. Das einzige, das auffällt ist, dass ich etwas später bremse als der Otto Normalautofahrer. Jochend Rindt wurde in einem Interview einmal gefragt: Was ist das Wichtigste beim Rennfahren: "das Bremsen", sagte er. Damals hab ich das noch nicht verstanden, was er damit meinte. Heute weiß ich es. Wenn du auf der Bremse gut bist, ist das der halbe Sieg.
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