„Tote Kinderseele“ bricht ihr Schweigen

Hermine Reisinger präsentiert heute ihr Buch „Tote Kinderseele“ in Villach | Foto: KK/Zore
  • Hermine Reisinger präsentiert heute ihr Buch „Tote Kinderseele“ in Villach
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Immer wieder liest man es in Zeitungen, hört es im Radio oder sieht es im TV. Immer werden Kinder und Jugendliche Opfer von sexueller Gewalt, manche Missbrauchte überleben die Tat nicht. Die Opfer bleiben oft ein Leben lang mit ihrer Geschichte allein. Andere versuchen es mit Unterstützung zu verarbeiten.

Vom Opfer zur Kämpferin
Hermine Reisinger (60) trat als Opfer aus dem Schatten hervor. Bereits mit 15 Jahren klagte sie ihren Pflegevater an. Aufgrund von Verjährung ging er allerdings straffrei aus. „Mein Pflegevater hat dem Richter nämlich gesagt, er habe mich ja nur zwischen sechs und elf missbraucht, also könne ich nicht als Zwölfjährige von ihm schwanger geworden sein“, erinnert sich Reisinger.
Zum Glück hat die heutige Autorin den Weg zurück ins Leben gefunden. Nicht sofort. Es folgten Jahre weiterer Misshandlungen, zahlreicher Drogenexzesse und auch Prostitution – bis sie eines Tages beschloss, ein neues Leben anzufangen.
Heute ist die Villacherin eine Kämpferin. Sie kämpft gegen sexuelle Gewalt und möchte mit ihrer Autobiografie „Tote Kinderseele“ (siehe unten) anderen Betroffenen Mut machen und zur Aufklärung beitragen.

Gesetz ist nicht in Kraft
Nach dem Fall „Luca“ (sexuelle Misshandlung mit Todesfolge) wurde 2009 in Österreich ein neues Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetz beschlossen. Warum es dieses noch nicht gibt? Die Länder und Parteien konnten sich nicht einigen. Es scheint, als müsse erst wieder etwas Schreckliches passieren, damit die Verantwortlichen die Verhandlungen wiederaufnehmen.
So wie zuletzt im Jänner dieses Jahres, als der Tod des dreijährigen Cain aus Vorarlberg ganz Österreich erschütterte. Als Folge gab es erneut eine Debatte im Wiener Landtag. Die Parteien waren sich einig, das Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetz zu forcieren. Zur Erinnerung: das war im Jänner 2011. Fast ein Jahr später ist das entsprechende Gesetz noch immer nicht in Kraft. Man könnte Reisingers Worten Glauben schenken: „Kinderschänder haben eine starke Lobby.“

Hinschauen, Signale erkennen und Leben retten – das raten Experten Menschen, die Verdächtiges beobachten. Sie warnen allerdings vor Überreaktion! So rät die Kärntner Kinder- und Jugendanwältin Astrid Liebhauser (KiJA): „Ungeplantes Vorgehen kann dem Kind schaden und zu einer weiteren Traumatisierung führen. Hören Sie zu, bewahren Sie sich das Vertrauen des Kindes und suchen Sie für sich selbst Unterstützung“. Die KiJA und andere Kinderschutzorganisationen stehen Betroffenen beratend zur Seite.
Den Schritt zur Anzeige wagen viele Opfer erst einige Jahre später, Verurteilungen sind selten. Bei zirka 700 Anzeigen im Jahr kommt es nur bei 25 Prozent zu einer Verurteilung. Reisinger weiß warum: „Einerseits steht Aussage gegen Aussage und andererseits: im Zweifel für den Täter.“

Zur Sache - Gesetzeslage:
Gewalttransparenzdatenbank wird von einigen Politikern gefordert. Sie sollte von der Polizei erstellt und für alle Jugendämter einsehbar sein – nicht für die Öffentlichkeit. Dennoch sorgt man sich um den Datenschutz der Täter.
Höhere Strafen fordert Martina Pucher vom Österreichischen Zentrum für Kriminalprävention Ktn. Als Beispiel nennt sie den § 207 StGB, der den sexuellen Missbrauch an Unmündigen regelt und den Schänder mit einer Strafe von sechs Monaten bis fünf Jahren bedroht: „Das ist dasselbe niedrige Strafmaß wie für den Einbruchsdiebstahl laut § 129. Wenn man weiß, dass missbrauchte Kinder oft lebenslang unter den Folgen leiden, steht das in keiner Relation.“

Buchpräsentation:
„Tote Kinderseele“ von Hermine Reisinger (Wieser Verlag). Präsentation: Heute, Mittwoch, 20 Uhr im Dinzlschloss in Villach.

Hermine Reisinger, 1951 in Linz geboren. Sie kam mit 32 Tagen ins Waisenhaus, mit sieben Monaten zu Pflegeeltern, war vom 14. bis zum 19. Lebensjahr in Erziehungsheimen.
www.gegensexuellegewalt.at

Autor: CK

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