Wasserkreuzkraut: Forschungsprojekt läuft
Bezirk Gmünd: Landeslandwirtschaftskammer & Bodenkultur-Uni erforschen Verbreitung, Giftigkeit und Bekämpfung der Pflanze
Das Wasserkreuzkraut-Vorkommen im Bezirk Gmünd ist – nicht zuletzt dank der Bezirksblatt-Initiative – inzwischen bestens erforscht. Heuer ist wieder ein „starkes“ WKK-Jahr, wie eine diesbezügliche Bezirksrundfahrt zeigte.
BEZIRK. Die an sich optisch ansprechende Pflanze „Senecio Aquaticus“ oder „Wasserkreuz(greis)kraut“ hat einen entscheidenden Nachteil: Sie ist stark giftig. Das bekommen vor allem Pferde, die dem Gift über Jahre hin ausgesetzt sind, zu spüren. Aber auch Rinder, vor allem auch deren Milch, sind vor dem Gift (ein Pyrrolizidinalkaloid) nicht gefeit. Dorthin gelangt es via Blutkreislauf.
Studien im Waldviertel
Seit im Jahr 2003 zwei Pferde erwiesenermaßen an einer – chronischen – WKK-Vergiftung eingingen, befasst sich nicht nur das Bezirksblatt, sondern auch die Landeslandwirtschaftskammer in Person von DI Johann Humer sowie die Universität für Bodenkultur in Wien mittels eigener WKK-Studie mit dem Phänomen WKK im Bezirk Gmünd.
Lokalaugenschein
Jüngst begab sich Humer zu einem Lokalaugenschein in den Bezirk Gmünd und hielt auch nicht mit neuesten Erkenntnissen hinterm Berg.
Nachdem das Vorkommen des WKK besonders auf extensiv bewirtschafteten Flächen beobachtet wird, lautet der – inzwischen auch praktisch bewiesene – Ansatz des Grünlandexperten wie folgt: „Eine intensivere Bewirtschaftung, also auch Düngung mit Wirtschafts- oder, wenn erlaubt, mit Mineraldünger ist insofern zielführend, als dass dadurch die anderen Gräser in den Wiesen nährstofftechnisch gestärkt werden. Wenn sie besser und rascher wachsen, wird das WKK verdrängt. Es findet schlechtere Keim- und Wuchsbedingungen vor. Auf diese Art konnten wir eine Pferdekoppel innerhalb zweier Jahre fast völlig WKK-frei bekommen.“ Auch die Möglichkeit, die Wiese umzuackern und neu auszusähen bestünde, wie die Erfahrung aber gezeigt habe, führe das in manchen Fällen nicht zum gewünschten Erfolg.
Umackern bringt wenig
Die Experten von der BOKU Wien, denen naturgemäß auch der Naturschutz sowie der Erhalt von Wiesenflächen mit mannigfaltigem Bewuchs ein Anliegen ist, raten von der Umacker-Methode ab, auch die Düngung sei für sie eine zweischneidige Angelegenheit. Mitunter betreffe das WKK-Vorkommen Flächen, die nicht gedüngt werden dürften – je nach Verpflichtung, die der Landwirt bei der Nutzung der Flächen eingegangen sei.
Zum richtigen Zeitpunkt mähen
Um den Bestand dennoch zu minimieren, gäbe es schließlich noch die Methode der zeitgerechten Mahd.
Hier erklärt Projektleiterin DI Gabriele Bassler: „Entweder man mäht während der Blüte des WKK, also erst Anfang Juli, um ein Ausreifen und Aussamen zu verhindern, oder noch effizienter ist eine ganz späte Mahd, also erst Ende September.“ Bassler räumt diesbezüglich allerdings ein, dass zweiteres eher nur theoretisch machbar sei, denn praktisch wäre dieses Gras unverwendbar.
Auch könne sie sich vorstellen, den zweiten Schnitt von besonders stark betroffenen Wiesen nicht als Tierfutter, sondern als Treibstoff für Biogasanlagen zu verwenden. Hiezu müsse allerdings erst geklärt werden, ob eventuell bereits reife Samen den Prozess der Güllewerdung überstünden. Wenn ja, könnte sich die Methode als kontraproduktiv erweisen, denn man brächte mittels Gülle-Düngung dann WKK-Samen auf Flächen, die bisher womöglich noch nicht „befallen“ waren. Bassler kündigte diesbezüglich weitere Forschungen an.
Heuer jedenfalls, wahrscheinlich begünstigt durch die Feuchtigkeit im Frühling und Frühsommer, sind jene Wiesen, die als WKK-Standorte bekannt sind, von einem besonders dichten gelben Flor überzogen, wie sich Humer während seiner Rundfahrt überzeugte.
Landwirte, mit denen Humer dabei ins Gespräch kam, wissen inzwischen über die Pflanze Bescheid. Die Bereitschaft, aktiv dagegen vorzugehen sei, so Humer, teilweise vorhanden, teilweise nicht, je nachdem, ob die Landwirte bisher negativ durch die Pflanze betroffen gewesen seien, oder eben nicht. Eva Jungmann
Zur Sache
Wieso im Bezirk GD
Die Böden im Bezirk Gmünd sind dank einer weiträumig anzutreffenden Gleyschicht relativ wasserundurchlässig, dadurch sauer und feucht und bieten somit wiederum den optimalen Lebensraum für das Wasserkreuzkraut.
Weiters wird das WKK vereinzelt im Bezirk Zwettl und Waidhofen gefunden.
Zur Sache
Wie wirkt das Gift?
• Das Gift (ein Pyrrolizidinalkaloid) schädigt die Leber insofern, als dass diese versucht, das Gift umzuwandeln bzw. wasserlöslicher zu machen, wobei sich tragischerweise die Giftigkeit erhöht und es zu irreparablen Zellschädigungen in der Leber kommt.
• Ist das Individuum lange genug – auch kleineren Dosen – ausgesetzt, folgt irgendwann der Tod durch Leberversagen.
• Dafür prädestiniert sind Pferde, auf Grund der deutlich längeren Lebensdauer und einer erhöhten Empfindlichkeit.
• Rindern ist ein Leben jenseits der 15 Jahre selten gegönnt, weswegen chronische Spätfolgen bei ihnen selten bis gar nicht beobachtet werden. Dafür aber gab es im Bezirk vor einigen Jahren Todesfälle mehrerer Rinder auf Grund akuter Vergiftungen. Mehrere Silageballen von einer stark befallenen Wiese waren den Tieren „unverdünnt“ – also ohne zusätzliches, WKK-freies Futter verabreicht worden. Zwei Kühe verendeten, mehrere verwarfen ihre Kälber.
• Das WKK behält im Heu seine volle Giftigkeit, in der Silage wird etwas davon abgebaut.
• Auf der Weide wird es, wenn genug anderes Futter vorhanden ist, in der Regel verschmäht.
Zur Sache
Natürlicher Feind
Ein kleiner, tierischer Helfer, der sich auf das Wasser- aber auch das Jakobskreuzkraut als Mahlzeit spezialisiert hat, ist der Blutbär, ein Nachtfalter, dessen Raupen sich vom WKK ernähren. Die Tiere wandeln das Gift um und werden dadurch für Fressfeinde selbst giftig. Leider konnten im Bezirk Gmünd nur wenige dieser Nützlinge beobachtet werden.
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