Weinviertler „ui“ ist für Kids fremd
Verstehen unsere Kids noch die heimische Mundart? Im Bezirk hört man noch Wörter in der ui-Mundart.
BEZIRK (jm). Wer von den Kids versteht heute noch die Aufforderung, nicht „ins Narrenkastl zu schauen?“ Oder ist ihnen der „Standby-Blick“ geläufiger? Und wer kann mit der Doppelbedeutung von „Doppler“ etwas anfangen? Eine Zweiliterflasche Wein ist ihnen vielleicht noch ein Begriff, aber eine neue Besohlung auf den Schuhen ist doch heute ein No-Go.
Andere Alltagssprache bei Kids
Wir fragten Pädagogen, ob Kinder die heimische Mundart noch verstehen. NMS-Lehrer Robert Löscher (NMS Zellerndorf): „Verstehen ja, aber der Dialekt ist nicht ihre Alltagssprache. Kinder verwenden heute eine Mischform mit vielen Anglizismen.“ Der Deutschlehrer nimmt aber Mundartgedichte im Unterricht durch, so z. B. Ralf Vocks „D’Schandama“. Löscher: „Beim Vortrag hatten die Kids anfangs eine Scheu, dann machte ihnen die Mundart Spaß.“
Auch an der NMS Göllersdorf unterhalten sich die SchülerInnen schon längst nicht im Dialekt, wenngleich sie ihre heimische Mundart verstehen. Direktorin Maria Graf: „Ihre Sprache ist eine Mischform von Standard- und Umgangssprache. Oft werden verkürzte Sätze verwendet.“
Sprache ändert sich
Der ehemalige Schuldirektor Professor Hermann Jagenteufel aus Watzelsdorf wird oft zu Dichterlesungen eingeladen und ist mittlerweile ein anerkannter Experte für die ui-Mundart geworden.
Dennoch ist für ihn klar: „Änderungen in der Sprache hat es immer gegeben. Und Ausdrücke, die Joseph Misson vor 150 Jahren verwendet hat, werden heute nicht mehr verstanden.“ Sein Publikum sind zumeist Erwachsene, die „gerne zuhören, aber eine gewisse Scheu haben, Mundarttexte zu lesen.“ Wer es versucht hat, weiß es: Mundart zu lesen ist schwer!
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