Neues Zuhause für Linzer Frauenhaus
Mehr Platz und bessere Infrastruktur in der Schutzeinrichtung für von Gewalt betroffene Frauen.
Seit fast 35 Jahren bietet das Linzer Frauenhaus Schutz vor Gewalt. Der Bedarf ist in dieser Zeit jedoch nicht gesunken – im Gegenteil. In den vergangenen Jahren wurde der Platz langsam knapp. Nun ging ein lang gehegter Wunsch für die Verantwortlichen des Linzer Frauenhauses in Erfüllung. Seit Anfang August hat die Schutzeinrichtung für Frauen, die in ihren Beziehungen Gewalt ausgesetzt sind, ein neues Zuhause. Bis zu 17 statt bisher 14 Frauen finden im neuen Gebäude mit ihren Kindern Zuflucht vor ihren Peinigern.
Ausbruch aus der Gewalt
"Spätestens wenn auch die Kinder das erste Mal geschlagen werden, gehen die Mütter mit ihnen", weiß Margarethe Rackl, Geschäftsführerin des Linzer Frauenhauses. Im Vorjahr wurden in der Landeshauptstadt 78 Frauen und 82 Kinder betreut. Heuer mussten bereits mehr als 50 Betroffene das Frauenhaus aufsuchen. "Vor allem die Sommerferien sind eine starke Zeit", so die Vorsitzende des Linzer Frauenhauses, Dagmar Andree. In der schulfreien Zeit tun sich Frauen mit Kindern demnach leichter, aus Gewaltbeziehungen auszubrechen, weil der Nachwuchs nicht unter dem Jahr aus dem Klassenverband genommen werden muss. In den Ferien bleibt Zeit, nach alternativen Schulen zu suchen. Das ist auch notwendig, denn "drei Viertel der Frauen, die ins Linzer Frauenhaus kommen, kehren nicht zu ihren Peinigern zurück", so Andree. Diese stammen meist aus dem Familienkreis. 83 Prozent der Täter sind Ehemänner oder Lebensgefährten.
Geheime Adresse
Im Frauenhaus finden die Betroffenen mit ihren Kindern Schutz und Hilfe. Die Adresse des Frauenhauses wird aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. "Das neue Gebäude liegt jedoch zentral und ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar", verrät Andree. Auch Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, ärztliche Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in der Nähe. Das Haus ist barrierefrei und verfügt über einen kleinen Garten. "Gerade für Frauen, die sich aus Angst vor dem Gewalttäter nicht in öffentliche Parks wagen, ist das ein großer Fortschritt", sagt Andree. Die Verantwortlichen achten darauf, dass die Einrichtung nur zu 80 Prozent ausgelastet ist, damit bei Notfällen sofort ein Platz angeboten werden kann. "Es freut mich, dass es uns gelungen ist, mit dem neuen Linzer Frauenhaus eine dringend benötigte Ausweitung der Kapazitäten zustande zu bringen", sagt Frauen- und Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer.
Unterstützung im neuen Leben
Bis zu einem Jahr leben die Frauen im Linzer Frauenhaus. Der Start in ein neues Leben ist oft schwierig, da die Betroffenen meist über gar kein oder nur ein sehr geringes eigenes Einkommen verfügen. Die Beraterinnen unterstützen daher auch bei der beruflichen Neuorientierung und bei der Wohnungssuche. In den neuen Beratungsräumen werden außerdem auch ambulante Beratungen angeboten. Bis zu 1000 Beratungstermine werden pro Jahr in Anspruch genommen. "Wir sind sehr stolz auf unser neues Haus. Hier können wir Frauen Mut machen, den Schritt aus der Gewaltbeziehung zu setzen. Hier kommen sie zur Ruhe und können sich bereit machen für eine gewaltfreie, selbstbestimmte Zukunft", so Dagmar Andree und Margarethe Rackl.
Betroffene, die in gewalttätigen Beziehungen leben und nicht mehr weiter wissen, können sich jederzeit an den Frauenhaus-Notruf wenden: 0732/606700
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