"Wieder aus den Quellen des Glaubens schöpfen"

Pfarrer Josef Michal | Foto: Privat
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WINDHAAG/PERG. In der heutigen Zeit empfinden viele die Weihnachtszeit als besonders stressig. Pfarrer Josef Michal von der Pfarre Windhaag/Perg erklärt seine weihnachtlichen Vorhaben und Unterschiede zu früher.

Was bedeutet Weihnachten für Sie?

Michal: Gott ist wirklich ein “heruntergekommener” Gott. Das ist ein Faktum in der Menschheitsgeschichte, das nicht rückgängig gemacht werden kann. Das bedeutet für jeden, der sich da oder dort selber als ”heruntergekommen” fühlt, weil er nicht auf die Sonnenseite des Lebens gefallen ist, weil er sich als scheiternder, mit Defiziten behafteter Mensch erlebt, Hoffnung zu schöpfen. Jesus ist Gott, der gekommen ist, das Verlorene und den Verlorenen zu suchen. Er geht uns nach in seiner Menschwerdung. Auf uns kommt es darauf an, dies zu erkennen und zuzulassen.

Wie wichtig ist für Sie die Adventszeit und wie nehmen Sie diese heutzutage wahr?
Sie ist mir in dreifacher Weise wichtig: Jesus kam damals, er kommt heute, er wird kommen in Herrlichkeit. Die Adventzeit hilft mir gerade mit ihren biblischen Texten in der Liturgie und mit einigen Bräuchen z. B. dem Adventkranz, dem Herbergsuchen etc. diese Wirklichkeiten wieder bewusster in den Blick zu nehmen. Ich denke besonders an alle Menschen, von deren Nöten ich erfahre, dass sie Hilfe und Wandlung erfahren. Ich weiß, dass das Ziel des einzelnen Menschenlebens und dieser Welt schon fest steht und unveränderbar ist: die Begegnung mit Jesus in seiner Herrlichkeit. Alles was dieser Bewusstwerdung dient soll gefördert werden, alles andere ist verzichtbar.
Ich sehe die Sehnsucht vieler Menschen das Besondere der Advents- und Weihnachtszeit zu finden. Da und dort wird es auch gefunden, aber immer nur insofern Jesus dabei ins Spiel kommen darf oder nicht. Es wird da und dort verfehlt, wo er ausgeklammert wird.

Was ist der Unterschied zwischen Weihnachten heute und Weihnachten früher?
Es wird sehr viel erwartet von Weihnachten, was es alles an Stimmung, an Wärme, an Harmonie liefern soll, ohne dass man die Kernaussage akzeptieren will, die nötig ist um diesen Frieden, diese Wärme zu finden. Ohne Umkehr, ohne Schuldbekenntnis wirds nicht gehen. Ohne Entrümpelung der Verkomerzialisierung auch nicht.
Nach dem 2. Weltkrieg war die Gesellschaft insgesamt geläuterter und sah und erlebte die Alternative, die die christliche Weihnacht anbietet im Gegensatz etwa zum Julfest existentieller. Heute genügt es vielen, wenn das Weihnachtsgeld pünktlich ausbezahlt wird. Ein kleiner Unterschied ist auch, dass es Kekse erst am Heiligen Abend gab.

Wie verbringen Sie die Weihnachtsfeiertage, speziell Heilig Abend?
Sie sind natürlich von den Gottesdiensten, den Besuchen in der Familie und den Sternsingeraktionen geprägt. In der Hauskapelle wird auch alles vorbereitet. Immer gibt es ein Kripperl, manchmal auch einen Christbaum. Am Vormittag findet in der Kirche die Ministrantenprobe statt. Um 15 Uhr feiere ich beim Kindergottesdienst mit. Dann werden zu Hause die letzten Sachen gerichtet. Wir beten miteinander den Rosenkranz. Manchmal üben wir auch einen Brauch aus Polen, bei dem wir einander um Vergebung bitten, wo wir einander verletzt haben und ein Stück Brot miteinander essen. Dann gibt es ein Abendessen. Die letzten 20 Jahre waren auch immer Gäste dabei. Danach gehen wir mit Weihrauch und -wasser betend durchs Haus (wie auch an den anderen beiden Rau(ch)nächten: Silvester und Vorabend von den Heiligen Drei Königen). Dann folgen in der Kapelle die Verkündigung des Weihnachtsevangeliums, Weihnachtslieder und gemeinsame Lob- und Dankgebete und der Austausch kleiner Geschenke. Um 22 Uhr ist dann die Christmette.

Zum Abschluss vielleicht ein kleiner Tipp an die Menschen in der stressigen Adventszeit.
Schenkt euch in der Familie unser Gebetsbuch. Dort findet ihr bei Nr. 25 eine Anleitung zum Hausgebet im Advent und bei Nr. 26. einen Vorschlag für die Feier am Heiligen Abend.
Der Alttestamentler Norbert Lohfink spricht in seinem Buch “Das Jüdische am Christentum” davon, dass Israel schon gerufen war eine Alternative, eine Kontrastgesellschaft aufgrund der Offenbarung Gottes zu den anderen Lebens- und Gesellschaftsentwürfen in den Nachbarländern bilden müsste. Um wieviel mehr gilt das für das Christentum. Mainstreamverhalten und -denken schlagen sich oft mit dem Leben aus dem Glauben an Jesus Christus. Beginnen wir doch wieder, aus den Quellen unseres Glaubens zu schöpfen und zu leben und haben wir den Mut, auch mal etwas wegzulassen, was uns daran hindert, zum Frieden zu kommen.

Pfarrer Josef Michal | Foto: Privat
Die weihnachtlich geschmückte Kapelle. | Foto: Privat
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