Hilfswerk und Salzburg Research designen Wohnen der Zukunft im Alter
Hilfswerk-Geschäftsführerin Daniela Gutschi: "Die alte grauharige Dame, die maximal noch strickt, gibt es nicht mehr."
Stolperfallen in den Wohnungen ihrer Kunden zu erkennen und gemeinsam mit den älteren Bewohnern Lösungen zu finden, die das Zuhause behaglich, aber gleichzeitig auch pflegefreundlich gestalten, das zählt zum kleinen Einmaleins der Hilfswerk-Heimhilfen und Pflegehelfer. "Oft geht es dabei nur um Kleinigkeiten, wie einen Teppich oder ein Nachtkästchen geringfügig zu verschieben – es muss nicht immer gleich ein Pflegebett angeschafft werden", erläutert Hilfswerk-Geschäftsführerin Daniela Gutschi.
Wenn aber ein Pflegebett oder andere Pflegeeinrichtungsgegenstände benötigt werden, dann können die über Kooperationspartner des Hilfswerks nicht nur rasch besorgt, sondern auch günstig gemietet werden. "Und es gibt mittlerweile auch schon sehr schöne Pflegebetten in Holzdesign", ergänzt die Expertin.
Forschungsprojekte mit Salzburg Research
Doch das Hilfswerk beschäftigt sich auch mit der alternsgerechten Wohnumgebung der Zukunft. Gemeinsam mit Salzburg Research testen Kunden des Hilfswerks das Leben in mit Tablets gesteuerten "Smart Homes". Dabei gehe es darum, Gefahrenquellen des Alltags auszuschalten. "Etwa, indem sich Herdplatten nach einer gewissen Zeit automatisch ausschalten oder das Licht dank eines Bewegungsmelders automatisch angeht. Das bedeutet, dass der nächtliche Gang zur Toilette dann nicht zur Gefahr wird. Stolpern ist einer der häufigsten Unfälle, und gerade bei älteren Menschen kann das leicht zu einem Oberschenkelhalsbruch führen. Und das ist leider oft der Anfang vom Ende des Lebens in den eigenen vier Wänden", weiß Gutschi.
Ebenfalls (freiwillig) getestet wird eine Sensormatte, die feststellt, ob es während des Nachtschlafs zu vermehrter Unruhe kommt – oft ein Anzeichen für eine Demenzerkrankung. Oder eine Uhr, die rechtzeitig daran erinnert, Medikamente einzunehmen. "Die Wissenschafter und Techniker machen sich Gedanken über mögliche Anwendungen neuester Techniken, und wir schauen gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden, wie sich das mit der Praxis verträgt", so Gutschi.
Angst vor Technik kann Gutschi bei den älteren Herrschaften nicht erkennen, ganz im Gegenteil: "Die sind sehr fit am Computer und anderen Geräten. Wir müssen uns von dem Bild der alten grauhaarigen Dame, die höchstens noch strickt, endlich verabschieden."
Im Pyjama zum Frühstück
Neben dem möglichst langen Wohnen zu Hause hält sie teilstationäre Einrichtungen wie Seniorentageszentren oder Seniorenwohnheime weiterhin für unverzichtbar. Letztere seien vor allem für Menschen mit höheren Pflegestufen unverzichtbar. In den fünf Seniorenwohnhäusern des Hilfswerk Salzburg wird schrittweise auf das neue Hausgemeinschaftsmodell umgestellt. Das bedeutet, das Wohnzimmer mit der Wohnküche ist das Zentrum, Senioren können, soweit es ihnen möglich ist, selbst den Tagesablauf und Essenszeiten bestimmen und sich auch zwischendurch mal aus dem Kühlschrank bedienen. "Wir sehen, dass das unseren Bewohnerinnen und Bewohnern sehr gut tut, die nun spätere Bettruhe macht Schlafmittel verzichtbar – und unsere Senioren blühen regelrecht auf." Da darf es auch sein, dass man einmal später aufsteht und vielleicht im Pyjama und Morgenmantel zum Frühstück erscheint. "So wie man es halt zu Hause auch machen würde", erklärt Gutschi.
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