Ärztemangel
"Reagiert nicht auf unsere Anfragen"

- Ortschef Alfred Artmäuer: "Wenn uns die ÖGK nicht entgegen kommt, haben wir bis auf weiteres keinen Arzt."
- Foto: Freisinger
- hochgeladen von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer
Niedergelassene Ärztin hat von einem Tag auf den anderen ihre Ordination geschlossen und ist nicht erreichbar.
GÜNSELSDORF. Aufregung herrscht derzeit in der Gemeinde Günselsdorf. Denn dort hat die niedergelassene Ärztin Dr. Derya Ö. in einer "Nacht-und-Nebel-Aktion" ihre Ordination geschlossen. So jedenfalls erzählt es der örtliche Bürgermeister Alfred Artmäuer: "Am letzten Märztag hat sie einen Zettel an die Ordinationstür gehängt mit der Info, dass die Ordination ab 1. April geschlossen wird." Darüber seien die Patienten vorab nicht informiert worden, genauso wenig wie der Ortschef selbst oder die Vertretung der Ärztin, Dr. Dieter Zwerina.
Auf Nachfrage des Ortschefs bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) konnte in Erfahrung gebracht werden, dass der Kassenvertrag der Ärztin zwar gekündigt wurde, aber noch bis Ende Juni aufrecht sei. "Allerdings hat sich Frau Dr. Ö. bis auf weiteres krank gemeldet", so Artmäuer. "Aber es geht noch weiter: unser ehemaliger Gemeindearzt Dr. Zwerina, der sie die vergangenen Jahre auch vertreten hat, würde sofort als Vertretung einspringen, damit die Patienten wenigstens bis zum Vertragsende versorgt sind. Doch auf sein Angebot reagiert sie nicht." Und ohne offizielle Erlaubnis dürfe Dr. Zwerina nicht ihre Ordinationsräume betreten.
"Ein Wahnsinn"
Auch Dr. Dieter Zwerina äußert sich auf Nachfrage verärgert über das Vorgehen. "Das ist ein Wahnsinn - man kann doch nicht von einem Tag auf den anderen eine Ordination schließen ohne die Patienten zu informieren", sagt er. "Ich würde sofort einspringen - damit wahrt sie ihr Gesicht vor den Patienten und finanziell ist es ja auch besser für sie." Doch Dr. Ö. reagiere weder auf Anrufe noch auf Textnachrichten. "Offensichtlich ist sie aber für niemanden erreichbar", sagt Dr. Zwerina. Der ehemalige Gemeindearzt würde sich zudem anbieten nach Vertragsende bis auf weiteres einzuspringen. Dafür würde er aber einen befristeten Vertrag bei der ÖGK benötigen. Hier gibt es allerdings ein Problem: in Österreich liegt die Altersgrenze bei Vertragsärzten bei 70 Jahren, danach werden keine Verträge mehr geschlossen. Und Dr. Dieter Zwerina ist bereits 70 Jahre alt.
ÖGK: hält sich bedeckt
Auf Nachfragen bei der ÖGK heißt es von Pressesprecher Walter Sohler zunächst: "In jedem Job werden Menschen krank, natürlich trifft das auch auf selbstständige Ärztinnen und Ärzte zu. Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Ordination krankheitsbedingt (oder auch aufgrund eines Urlaubs) geschlossen ist. Dauert ein Krankenstand einer Vertragsärztin bzw. eines Vertragsarztes länger, muss er dem Krankenversicherungsträger gemeldet werden. Gegebenenfalls wird auch eine Vertretung gemeldet." Allerdings habe die ÖGK als auch die Ärztekammer (NÖ) mit der Ärztin in Günselsdorf Kontakt aufgenommen. "Diese hat gesagt, dass sie für die Dauer ihres Krankenstandes eine vertrauenswürdige Vertretung in ihrer Ordination sucht und diese – so bald wie möglich – bekannt gibt."
Patienten vor verschlossener Tür
Was allerdings nichts daran ändert, dass Patienten bereits vor verschlossener Ordination standen, da sie nicht informiert worden waren, wie Ortschef Artmäuer erzählt: "Die wussten ja nichts von der Schließung. Eine Patientin hatte einen Termin für eine Chemotherapie - sie hat sich dann um eine Behandlung im nächsten Krankenhaus kümmern müssen." Wie es mit der Ordination nach dem 30. Juni weitergehe stünde derzeit in den Sternen. "Wenn uns da die ÖGK nicht entgegenkommt mit einem Sondervertrag für Dr. Zwerina hat die Gemeinde wohl bis auf weiteres keinen Arzt und einen neuen zu finden wird nicht einfach werden", so der Günselsdorfer Bürgermeister.
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