Gemeinde Lochen feiert 500 Jahre Flügelaltar in Gebertsham

LOCHEN. Die Gemeinde Lochen am See feiert heuer eines der seltenen, ganzheitlich erhaltenen gotischen Kulturdenkmäler Österreichs.

Während der Ort Gebertsham bereits im 13. Jahrhundert erwähnt wurde, dürfte die Filialkirche zum Hl. Kreuz im späten 15. Jahrhundert entstanden sein. In einer Verkaufsurkunde von 1483 ist "ein Hof zu Gebratzhaim zunächst beim Hl. Kreuz" erwähnt, was darauf schließen lässt, dass zu dieser Zeit nur ein Kreuz oder ein schlichter Holzbau vorhanden war.

Schon seit der Entstehung gehört sie kirchenrechtlich zur Pfarre Lochen, bis sie im Jahre 1785 im Zuge der josephinischen Reformen gesperrt wurde. 1791 haben aber der damalige Pfarrer Pyrmair und vier Gebertshamer Bauern am Landgericht Friedburg die Kirche wieder ersteigert.

Nach dem Tod von Pfarrer Pyrmaier im Jahr 1802 kaufte der Lochner Brauer Schmalzhofer die Kirche und begann mit Reparaturarbeiten. 1832 veranlasste Pfarrer Schmalzhofer auf seinem Totenbeet testamentarisch, dass die Kirche von seinen Erben niemals verkauft werden dürfe. Sollte jedoch wieder ein öffentlicher Gottesdienst eingeführt werden, so solle sie der Pfarrgemeinde geschenkt werden.

Am 3. Mai 1833 wurde die Kirche wieder feierlich eröffnet, seither ist sie im Besitz der Gemeinde Lochen am See. 1986 wurden 178 bunte Pflanzenornamente, Weihekreuze und vier Wandbilder entdeckt: Der Hl. Christophorus, die Kreuzigungsszene, sowie die Georgslegende und das Martyrium des Hl. Sebastian. Von 1988 bis 2001 wurde die Kirche restauriert und im September 2001 vom Apostolischen Nuntius Squicciarini feierlich eingeweiht.

Das Prunkstück der Kirche ist der Flügelaltar. Er wird dem Schnitzer Gordian Guckh aus Laufen zugeordnet. Die Entstehung des Altars fällt in die Zeit um 1515 bis 1520, also Anfang der Reformation. Im geöffneten Zustand zeigt der Altar im Mittelschrein die Kreuzigungsszene mit Maria, Johannes und Magdalena, den Hauptmann Longinus mit seinen Kriegsknechten. Im Hintergrund sieht man eine Zusammenrottung von Bauern. Sollte die Malerei aus der Entstehungszeit sein, so könnte das ein Hinweis auf die Bauernaufstände in dieser Zeit sein. Die reliefgeschnitzten Tafeln zeigen im oberen Bereich rechts die Legende von der Auffindung und Ausgrabung des Hl. Kreuzes unter Kaiserin Helena, links die Rückgabe des vom Perserkönig Chosroes entwendeten Kreuzes. Im unteren Teil der Tafeln sind Szenen aus der Passion dargestellt.

Vor dem Predellenschrein mit der Grablegung Christi halten an den Außenseiten der Flügel der Hl. Georg und der Hl. Florian Wache. Bei geschlossenem Altar sind die vier Passionsdarstellungen Gefangennahme, Geißelung, Dornenkrönung und Verspottung zu sehen. Auf der Rückseite des Altares befindet sich eine Inschrift, welche die Geschichte der Kirche dokumentiert.

Erwähnenswert ist auch die Holzempore und die beschlagene Sakristeitür, die der ursprünglichen Ausstattung des Raumes angehören sowie das aus der Spätgotik stammende Kruzifix an der Langhauswand mit blaugrün gefassten Gesichtspartien und echtem Menschenhaar.

Mit der nachträglich eingebauten Orgel steht das Kirchlein für Messen, Andachten, Taufen und Hochzeiten nach Anfrage bei der Gemeinde Lochen am See zur Verfügung.