Schockbilder: viel Rauch um nichts?
Die BEZIRKSBLÄTTER wollten wissen, was die Brucker von der geplanten EU-Reform halten.
BEZIRK (sawa). Bilder von kaputten Zähnen, Tumoren, schwarzen Lungen und Ähnlichem sollen ab 2016 Zigarettenschachteln im Großteil Europas "zieren" und Rauchern die Lust an der Zigarette nehmen. Die endgültige Entscheidung darüber fällt das EU-Parlament in dieser Woche (bis Redaktionsschluss war noch kein Ergebnis bekannt).
Die BEZIRKSBLÄTTER haben sich im Bezirk umgehört und die Brucker gefragt, was Sie davon halten.
Erbost über das geplante neue Erscheinungsbild ist Violeta Ziegler aus Bruck/Leitha. Sie raucht selbst seit 20 Jahren ca. eine Schachtel pro Tag: "Ich finde diese Bilder richtig unanständig. Ich werde meine Zigaretten auch weiterhin rauchen und mir, wenn nötig, eine Hülle kaufen, um die Bilder zu verdecken."
Ähnlich sieht das Gerda Gruber aus Mannersdorf: "Ich rauche zwar seit 20 Jahren nicht mehr, damals hätte es aber sicherlich mehr gebraucht, als solche Bilder. Wenn man süchtig ist, hilft das wenig."
Etwas anders sieht das Johannes Bauer aus Mannersdorf, der vor rund vier Jahren zu rauchen aufgehört hat: "Mich persönlich hätten diese Bilder damals nicht vom Rauchen abgehalten. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es manche beeinflusst."
Szenenwechsel vom Konsumenten zum Verkäufer: Der Brucker Trafikant Karl Bayer verkauft seit 16 Jahren Zigaretten - für ihn sein Hauptgeschäft: "Das ganze ist einfach schwachsinnig. Wir sind alle mündige Bürger. Der Staat soll lieber darüber nachdenken, wie viele Steuern ihm ohne den Tabakkonsum entgehen würden."
Angst um sein Geschäft hat er aber keine: "Manche machen sich vielleicht sogar einen Spaß daraus und sammeln die Bilder." Auch der Mannersdorfer Trafikant Michael Wernheimer schließt sich Bayer an: "Diese Bilder bringen überhaupt nichts, das höre ich auch von meiner Kundschaft. Ob da jetzt ein Affe oder eine kaputte Lunge abgebildet ist, ist egal."
Dr. Johannes Krieg, Oberarzt der Inneneren Medizin im Landesklinikum Hainburg, sieht das ganz anders, geht von einem Rückgang des Tabakkonsums aus: "In Australien zum Beispiel sind solche Schockbilder üblich. Seit deren Einführung ist die Sterblichkeit merklich zurückgegangen." Um durchschnittliche zwölf Jahre früher sterben Raucher. Unter anderem an Herzinfarkten und Krebs: "98 Prozent aller Lugenkrebspatienten sind Aktiv- oder Passiv-Raucher", weiß Krieg und appelliert, "wir brauchen einen besseren Nichtraucher-Schutz in Österreich."
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