Bis zu 80 Prozent der Erdbeeren erfroren
Konsequenzen des massiven Ernteausfalls: Späterer Start für Erdbeerländer – und wohl auch höhere Preise.
VILLACH (kofi). Der Eintrag auf der Homepage des Erdbeerland-Anbieters Bartlbauer ist kurz und bündig: "ACHTUNG!!!! Die kurze Erdbeersaison 2016 beginnt heuer wegen starker Frostschäden voraussichtlich erst ab ca. 10. Juni!" – Hinter diesen Zeilen verstecken sich brutale Zahlen.
Bis zu 80 Prozent
Je nach Erdbeer-Feld hat der schwere Frost vor wenigen Wochen große Teile der Ernte vernichtet. "Bei uns sind 70 bis 80 Prozent der Erdbeeren erfroren", sagt Hieronymus Weber, der – neben anderen Anlagen – ein Erdbeerfeld in Lind ob Velden betreibt. Die Familie sei schon seit Jahrzehnten in diesem Geschäft tätig, aber so einen Schaden habe man noch nie erlebt.
Späterer Start
Die Konsequenzen: Der eigentlich für Anfang Juni geplante Saisonstart muss verschoben werden. Und auch die Preise werden etwas steigen müssen. "Zuletzt hatten wir einen Kilo-Preis von 2,50 Euro. Heuer werden wir wohl Richtung drei Euro gehen müssen", sagt Weber.
Preis-Frage
Auch der Gailtaler Hans Mikl beklagt schwere Ernteausfälle. Neben seinem Pflück-Feld in Villach-Goritschach hat er auch Anlagen in Hart, Feistritz/Gail und Pöckau. "40 bis 50 Prozent der Ernte sind kaputt", sagt er. Ausfälle dieser Größenordnung habe er noch nie gehabt. Auch bei ihm wird die Saison etwas später starten müssen, ob er die Preise erhöhen wird, weiß er noch nicht: "Wir müssen uns das erst durchrechnen. Werden wir zu teuer, gehen die Leute in den Supermarkt und kaufen Erdbeeren aus Südeuropa." Besonders bitter sei es, dass gerade die sogenannte Erste Blüte erfroren sei, sagt Mikl: "Das sind die großen, schönen Erdbeeren. Die werden von den Leuten am liebsten gepflückt."
Die nächsten Tage werden darüber entscheiden, wie viel von der Ernte doch noch gerettet werden kann: "Wenn es jetzt warm wird und bleibt, kommen wir vielleicht noch mit einem blauen Auge davon", sagt Mikl.
Hunderte Millionen
Die Erdbeer-Felder sind freilich nicht die einzigen Opfer des heurigen, unerwartet starken Spätfrosts. Auch die Wein- und Obstbauern sind schwer betroffen. Was die Frostschäden im Unterschied zu Hagel besonders schlimm machen: Die meisten Bauern sind dagegen nicht versichert. Österreichweit geht man von Schäden in der Höhe von mehreren hundert Millionen Euro aus.
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