Die Schweiz hat mir Mut gemacht

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MÖDERNDORF (jost). Es war Kriegsbeginn, als Franz im August 1939 in Wien geboren wurde. Seine Eltern lebten damals berufich bedingt in der Bundeshauptstadt.
Doch die Kriegswirren wurden dort zunehmend stärker, sodass die Mutter 1943 aus Sicherheitsgründen wieder zum „Brenner“ nach Möderndorf zurückkehrte. Franz war damals vier Jahre alt, das Leben am Land war zu dieser Zeit nicht nur für sie und ihre vier Kinder, sondern generell, sehr karg. Darüberhinaus war der Vater zu Kriegs-Ende 1945 noch in Gefangenschaft.

Schulzeit und Bundesheer

Doch trotz all dieser widrigen Verhältnisse konnte der aufgeweckte Möderndorfer Bauernbub seine Pflichtschulzeit korrekt und unter geordneten Verhältnissen absolvieren.
Einen Tag nach seinem 14.Geburtstag, konkret am 17.August 1953, begann Franz Wiedenig seine dreijährige Lehre zum Gas- und Wasserleitungsinstallateur bei der damaligen Firma Sommeregger in Hermagor. Dann war der Führerschein ein Thema. Franz war allerdeings überzeugt, den „rosa Schein“ aus Kostengründen nur für Motorrad machen zu müssen. Sein Argument: „Ich kann mir nicht vorstellen, jemals ein Auto zu besitzen...“ Doch da haben alle zusammengeholfen, um dem bescheidenen Burschen doch auch die Berechtigung für PKW und LKW zu ermöglichen.
Nach dem Lehrabschluss arbeitete er in Hermagor noch bis zur Einberufung zum Bundesheer (1958). Der Präsenzdienst dauerte damals generell neun Monate und war von ausgeprägtem Drill und bedingungslosem Gehorchen geprägt.

Grosse Veränderungen

In diesen dürren Jahren haben zahlreiche Menschen unserer Region ihre berufliche Zukunft bevorzugt in der Schweiz gesucht. So auch der benachbarte Malermeister Hermann Regittnig, der damals bereits bei den Eidgenossen erfolgreich tätig war. Er war es auch, der für Franz Wiedenig seinen Einstieg bei einer für damalige Verhältnisse bereits starken Schweizer Installationsfirma in Arbon am Bodensee – etwa 50 km von Bregenz entfernt – durch persönliche Empfehlung ein wenig geebnet hatte. Franz war von der Idee angetan und trat ohne langes Zögern die spannende, aber lange Zugfahrt von Möderndorf nach Arbon an, um sich dort bei der von Regittnig empfohlenen Firma vorzustellen.
Und es hat tatsächlich gekappt!
Kurz darauf, am 17.Februar 1960, verliess er mit äusserst bescheidenem Gepäck, aber mit jugendlichem Feuer im Herzen, sein Heimatdorf definitiv, und war fest überzeugt, für seine weitere berufliche Entwicklung den richtigen Schritt getan zu haben.

Wichtige Jahre

Trotz der Tatsache, dass damals die Normalarbeitszeit in der Schweiz täglich mit zehn Stunden üblich war, wuchs in Franz Wiedenig die Freude an der neuen Tätigkeit von Tag zu Tag! Vor allem, dass er von Anfang an beim Heizungsbau mitarbeiten konnte, steigerte die Begeisterung zunehmend. Denn Heizungsbau war in diesen Jahren am Land im Raum Hermagor und Möderndorf noch kein wirkliches Thema.
Franz: „Die Schweiz war uns damals schon zehn Jahre voraus! Neben meiner beruflichen Tätigkeit habe ich in Zürich zwei Semester lang Heiztechnisches Zeichnen gelernt und abgeschlossen, die mich in der Folge auch dazu befähigten, entsprechende Projekt-Planungen und Ausschreibungen durchzuführen. Es war einfach rundherum alles zufriedenstellend und brachten mich beruflich einen grossen Schritt weiter!“

Meilensteine

Schlussendlich waren es sechs wertvolle, schöne Jahre, die Franz in der Schweiz verbrachte.
Auch privat lief alles überaus erfreulich, indem er seine Frau Marlies aus der Gegend von St.Gallen kennengelernt und 1965 geheiratet hatte. Ebenso absolvierte der nunmehr frischgebackene Ehemann und 26-jährige Heizungsbauer im selben Jahr in Bregenz die Meisterprüfung.
Zu Hause in Möderndorf haben die Eltern inzwischen unweit des „Brenner“-Stammhauses ein eigenes Häuschen gebaut. Franz hatte stets versprochen, dass er zur richtigen Zeit wieder aus der Schweiz zurückkehren würde, und hat dieses Versprechen im April 1966 auch eingelöst.
Beruflich neu durchgestartet wurde bei Lindner Installationen in Hermagor, aber die ursprünglich bereits in der Schweiz absolvierte Prüfung zum „Heizungsbauer“ musste Wiedenig in Klagenfurt nochmals machen, nachdem es damals noch keinerle zwischenstaatlichen Anerkennungs-Abkommen für Zeugnisse und Urkunden gab.

Selbständigkeit

Franz Wiedenig erinnert sich: „Gegen Ende der 60er-Jahre hat auch in den Häusern unserer Gegend eine deutlich spürbare Nachrüstung mit Zentralheizungen eingesetzt. Durch meine in der Schweiz gewonnenen Erfahrungen und durch meine Fachausbildung hat es für mich dabei keinerlei Unsicherheiten bei Planung, Berechnung und Abwicklung gegeben.
Dadurch reiften meine Gedanken in Richtung Selbständigkeit immer deutlicher, bis es dann ab Mai 1970 so weit war. Die formalen Voraussetzungen waren gegeben, und auch die gute Auftragslage hat mich zur Unternehmensgründung bewegt. Vor allem die Schweiz hat mir Mut gemacht!“
Wie für so viele Unternehmer-Pioniere war auch für Wiedenig in der Start-Phase jeder Tag mit starkem persönlichen Arbeitseinsatz ausgefüllt. „Ich war damals schon sehr froh, dass meine Frau Marlies alle anfallenden Schreibereien optimal erledigt hat, was neben dem Haushalt und der heranwachsenden vier Kinder auch nicht immer einfach war. Aber man hatte trotzdem Freude am Tun. Es gab kaum Verträge, sondern Handschlagqualität war eines der wichtigsten Merkmale einer verlässlichen Firma.“
Das Unternehmen wuchs Schritt für Schritt gesund heran, und irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, wo der Firmenchef zufolge der Aufgabenfülle auch Kompetenzen delegieren musste. „Ich erinnere mich noch genau an ein wichtiges Seminar in Traunstein, etwa Mitte der 80er-jahre. Das hat mich wohltuend befreit von dem Gedanken, alles, von der Planung über den Einkauf bis zur Umsetzung und bis zum Probelauf der fertigen Heizung, selbst machen zu müssen. Mit tüchtigen Mitarbeitern ist mir das ab diesem Zeitpunkt sehr gut gelungen.“

Wende

Sohn Franz junior, Jahrgang 1967, zeigte schon während der Schulzeit grosses Interesse an den Geschehnissen im elterlichen Betrieb. Durch dieses Nahverhältnis war es für den Firmengründer nie eine Frage, wer das Unternehmen irgendwann mal übernehmen und weiterführen würde.
Und früher als ursprünglich geplant, nämlich bereits 1996, musste Sohn Franz, nach vorübergehenden gesundheitlichen Problemen des Vaters, das Steuer eigenverantwortlich übernehmen. „Ich war damals sehr dankbar und erfreut, einen Nachfolger zu haben, der dieses Wollen schon in frühen Jahren klar signalisiert hat...“

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