Das Bienensterben geht weiter
Nach dem Verbot der Neoniktinoide droht den Bienen neue Gefahr durch Milben und Viren.
BEZIRK (ae). Im Vorjahr glaubten die Imker, mit dem EU-Verbot von bienenschädigenden Pflanzenschutzmitteln erreicht zu haben, dass sich ihre Völker wieder erholen. Leider ist das nicht der Fall. Durch die gefürchteten Varoa-Milben und Virenbefall sind im Bezirk Hollabrunn rund 30 % der Bienen verendet, in manchen Regionen waren es sogar bis zu 70%.
Zu spät zugelassen
Imker Johann Gruscher aus Peigarten, Präsident des Österreichischen Imkerverbandes, sieht die Ursachen dafür im zu milden Winter und darin, dass es zwar ein wirksames Mittel gegen Varoa-Milben gibt, welches aber erst zu spät zugelassen wurde.
„Das Mittel wurde erst im Oktober freigegeben, und da konnten wir es nicht mehr einsetzen, weil es in die Brut hineingegangen wäre. Es wird erst im nächsten Jahr Wirkung zeigen.“ Obwohl es noch keine endgültigen Zahlen gibt, die entsprechende Bilanz wird erst Ende März erstellt, rechnet Gruscher mit einem dramatischen Rückgang der Honigproduktion für heuer und mit einer folgenden Verknappung des Angebotes an heimischem Honig, weil auch die Lager der Imker leer sind. „Wir hatten schon vor 2 Jahren wenig Honig, und das Vorjahr brachte das schlechteste Ergebnis seit 26 Jahren. Und weil es heuer im Herbst sehr viel Brut gab, haben die Bienenvölker auch mehr Futter verbraucht. Wir fürchten daher, dass verstärkt ausländischer Honig in den Markt drängen wird.“
Entwarnung für die Bauern
Entwarnung gibt es dagegen für die Kartoffelbauern, die im Vorjahr durch den Drahtwurm Millionenschäden erlitten, weil das Mittel dagegen verboten war, weil der Verdacht bestand, dass es die Bienen schädigt. Jetzt haben die Imker unter bestimmten Auflagen zugestimmt, dass das Drahtwurmmittel heuer wieder freigegeben wird. Gruscher: „Das wird nur unter der Erde eingesetzt und richtet daher nicht so große Schäden an den Bienen an, wie die Neonikotinoide, deren Einsatz weiter nicht erlaubt ist.“
Studie soll Klarheit schaffen
Welche Umwelt- und Pflanzengifte den Bienenvölkern besonders zu schaffen machen, will jetzt der Imkerverband gemeinsam mit der Universität Graz erforschen. Dazu werden 21 Stöcke in ganz Österreich regelmäßig kontrolliert, auch einer im Bezirk Hollabrunn, von dem dreimal jährlich Proben genommen werden.
Imker-Präsident Johann Gruscher glaubt aber, dass neben zahlreichen anderen Faktoren auch das Wetter der letzten Jahre eine Schlüsselrolle beim Bienensterben spielt. „Durch die beiden letzten warmen Winter waren viele Bienenvölker durchgehend aktiv. Dadurch werden sie geschwächt und anfälliger für Milben und Viren.“
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