Ärztin warnt vor „Intim-Tuning“
Immer mehr junge Frauen lassen sich im Schambereich operieren
NÖ. "Was bei uns rasant zunimmt, sind die Labienverkleinerungen - das Vaginal-Tuning sozusagen", schmunzelt Doris Linsberger, Sexualmedizinerin mit Ordination in Wien und Krems. "Die Nachfrage steigt seit einigen Jahren, vor allem bei jungen Frauen, die ihre Anatomie unbegründet als abnormal empfinden, vermutlich basierend auf einem verzerrten Selbstbild, ausgelöst durch fragwürdige Medienberichte. Die in einschlägigen Medien dargestellten Genitalien entsprechen nicht dem Durchschnitt, stellen tatsächlich operierte Frauen dar oder wurden mit Photoshop bearbeitet. "Das sage ich auch den Jugendlichen, wenn ich Vorträge halte. Nicht nur junge Frauen glauben den gefakten Bildern, auch Männer sind häufig der Meinung, dass ihre Frau dem Bild entsprechen müsse."
Lustempfinden nimmt nicht zu
"Oft werde ich mit der Meinung konfrontiert, dass Schamlippen zu groß sind und daher verkleinert werden müssen. Das Bild dieser Muschelform des jungen Mädchens, wo die großen Lippen die kleinen noch überdecken, ist das, was von den meisten angestrebt wird. Vielfach weigern sich die Betroffenen einfach zu akzeptieren, dass sich im Laufe des Lebens nicht nur der Körper sondern auch der Genitalbereich verändert, dass ein junges Mädchen, dessen Vulva als Idealbild dargestellt wird, sich zu einer erwachsenen Frau entwickelt. Jede Frau sieht individuell anders aus, jede Vulva ist individuell."
"Die meisten argumentieren für eine Verkleinerung der Labien, es störe sie in der engen Hose, beim Radfahren und in der Sauna. Dann stelle ich die Gegenfrage, ob sie je gehört haben, dass ein Mann sich darüber beschwert hat, dass ihn ein (großer) Penis in der Hose oder beim Radfahren störe...?" Durch die dennoch zunehmend durchgeführten Operationen werden für die Sexualität und das Lustempfinden wichtige Strukturen wie die weiblichen Schwellkörper oft gröblichst verletzt. Häufig kommt es zu zerstümmelnden Vernarbungen. "Wie man sich sicher vorstellen kann, kommt es sicher nicht zu der versprochenen Steigerung des sexuellen Erlebens, es ist eher das Gegenteil der Fall. Jede Frau sollte den ihr gegeben Körper so lieb haben, wie er ist."
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