Traum entpuppte sich als Albtraum
Frauenhaus-Chefin Ingrid Schwarzenbacher berichtet in der WOCHE exklusiv über eine Fallgeschichte.
KLAGENFURT (emp). Seit mehr als 30 Jahren ist das Frauenhaus Klagenfurt oftmals der letzte Ausweg für Frauen und ihre Kinder aus einer Gewaltbeziehung. Für die WOCHE gewährt Leiterin Ingrid Schwarzenbacher Einblick in einen der zahlreichen Fälle.
Mutter mit Kind
"Eine 32-jährige Österreicherin rief im Frauenhaus an und ließ sich telefonisch zu ihrer erlebten Gewaltgeschichte beraten", so Schwarzenbacher. Über das Internet hatte sich das Gewaltopfer zuvor bereits über das Hilfsangebot des Frauenhauses informiert. "Schließlich vereinbarte sie einen Beratungstermin, nachdem sie unmittelbar ins Frauenhaus einzog", erinnert sich Schwarzenbacher.
Die Frau sei damals in Karenz gewesen und "lebte mit dem eineinhalbjährigen Sohn und dem alkoholabhängigen, arbeitslosen Lebensgefährten, dem Vater ihres Kindes, in einer Wohnung."
Die ersten Anzeichen
"Zu Beginn war es es eine gute Beziehung, der Mann war zuvorkommend und hat auch nicht getrunken", so Schwarzenbacher weiter. Mit fortschreitender Schwangerschaft veränderte sich jedoch das Verhalten des Lebensgefährten zunehmend: "Er kontrollierte die Frau, wurde immer eifersüchtiger und besitzergreifender und trank immer mehr Alkohol." In dieser Phase begannen die ersten körperlichen Übergriffe gegen die Kindsmutter.
Horror nach Geburt
Nach der Geburt des Sohns "verschlimmerte sich die Situation zusehends." Ständige verbale und körperliche Übergriffe durch Schläge und Tritte standen an der Tagesordnung.
Massive Gewalt
"Nach einem massiven körperlichen Übergriff, bei dem der Lebensgefährte die Frau ins Gesicht schlug und sie mit seinen Füßen in den Unterbauch trat, entschied sie sich letztendlich ins Frauenhaus zu gehen", sagt Schwarzenbacher. Mithilfe des Kärntner Gewaltschutzzentrums "konnte eine einstweilige Verfügung gegen den Gefährder erwirkt werden. Er dufte sich für einen bestimmten, vom Gericht verordneten Zeitraum seiner Lebensgefährtin nicht mehr annähern."
Hilfe zur Selbsthilfe
Wenige Tage nach dem Einzug ins Frauenhaus wurde der Sohn in einer Kindergruppe untergebracht, mit Unterstützung der Kinder- und Jugendhilfe.
Nachdem die Frau gemeinsam mit ihrer Bezugsbetreuerin im Frauenhaus neue Lebens- und Zukunftsperspektiven erarbeitet hatte, "war das Ziel klar, sich vom gewalttätigen Lebensgefährten zu trennen."
Die Frau habe sich nach Gesprächen bei der AVS und Caritas Lebensberatung für eine kostenlose Psychotherapie entschieden. "Die Wohnungssuche verlief überraschend schnell, nach einem Antrag beim Magistrat.
Ihr wurde eine kleine, leistbare Wohnung nahe ihres Arbeitsplatzes und der Kindergruppe zugesprochen." Der Umzug in die Wohnung erfolgte mit Unterstützung von Contrapunkt.
Obwohl der Lebensgefährte die Frau immer wieder überreden wollte, zu ihm zurückzukehren, "blieb sie standhaft und hielt an ihrer Entscheidung fest, die Zukunft mit ihrem Sohn alleine zu gestalten."
So hilft das Frauenhaus Klagenfurt den Opfern
24 Stunden Notruf und Aufnahme ins Frauenhaus zu jeder Tages- und Nachtzeit (Telefon: 0463/44 966)
Schutz und Sicherheit vor weiteren Gewaltübergriffen
Vorübergehende Wohnmöglichkeit
Rechtliche Basisinformationen
Begleitung zu Polizei, Gericht, Ärzten und anderen sozialen Einrichtungen
Unterstützung im Umgang mit Behörden
Beratung in finanzieller und sozialer Alltagsbewältigung
Unterstützung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche
Psychosoziale Beratung und Betreuung
Unterstützung bei der Integration von Migrantinnen
Gemeinsame Erarbeitung von Zukunftsperspektiven
Nachbetreuung als weiterführendes Beratungs- und Begleitungsangebot - nach dem Auszug aus dem Frauenhaus
Zusammenarbeit mit und Kontaktvermittlung zu anderen Facheinrichtungen
Psychosoziale und pädagogische Arbeit mit Kindern und Mütterberatung
Telefonische und ambulante Beratung bei Gewaltproblematik
Jede Aufnahme ins Frauenhaus basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit
Der Schutz vor Gewalt steht im Vordergrund
ZUR SACHE:
Rund 65 Frauen und 70 Kinder suchen pro Jahr Schutz im Frauenhaus Klagenfurt.
Seit der Gründung 1984 lebten mehr als 2.000 Frauen und rund 2.100 Kinder im Frauenhaus Klagenfurt.
Erreichbar ist das Frauenhaus Klagenfurt telefonisch unter 0463/44 966 oder per Mail an beratung@frauenhaus-klagenfurt.at.
Pro Jahr suchen rund 65 Frauen und 70 Kinder Zuflucht im Frauenhaus Klagenfurt.
Rund ein Drittel der Frauen kehrt wieder zum Gefährder zurück.
In Kärnten gibt es Frauenhäuser in Klagenfurt, Villach, Wolfsberg und Spittal an der Drau.
Das Prinzip des Frauenhauses: "Hilfe zur Selbsthilfe".
Aus Scham schweigen viele Gewaltopfer oft jahrelang, bevor sie Hilfe in Anspruch nehmen.
Spenden ans Frauenhaus Klagenfurt möglich:
Austrian Anadi Bank AG, IBAN: AT82 5200 0000 0956 6015, BIC: HAABAT2KXXX
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