Zwischen Leid und Gelassenheit
Griechenland und seine Krise - wie Menschen aus dem Bezirk die Lage sehen, wir haben nachgefragt.
BEZIRK (jv). Die Top-Reiseziele der Österreicher sind die Türkei, Spanien und Griechenland, seit Jahren. Und das hat sich auch durch die Krisensituation und die Berichterstattung rund um die Geldprobleme von Griechenland nicht verändert. Das bestätigt auch Martin Horvath, Geschäftsführer von Komet-Reisen.
"Die Buchungen sind nicht rückläufig, sie sind auf gleich hohem Niveau." Fragen zur Situation hätten die Urlauber auch nicht wirklich, Griechenland zählt nach wie vor als sicher, kein Vergleich zu Tunesien zum Beispiel. "Der Krisenherd fokussiert sich eher auf Athen, das merkt der Tourist am Meer eigentlich nicht", so Horvath. Die Touristen statten sich mit mehr Bargeld aus, aber das wars dann auch schon.
Positive Stimmung
Ähnliche Erfahrungen hat auch Griechenland-Urlauberin und Werbeberaterin der Bezirksblätter Oberwart, Heike Tröstner gemacht. Sie war im Juni zehn Tage in Thassos und hat von den Problemen eher garnichts bemerkt. "Ich war zwar einige Tage vor den Bankschließungen dort, aber bei den Menschen mit denen ich gesprochen habe, herrschte druchwegs positive Stimmung. Nach dem Motto 'so lange wir was zum Essen haben, geht es uns gut' und genau das habe ich auch gespürt. Sie waren herzlich wie eh und je." Das einzige was ihr aufgefallen ist, dass sich in den Straßen der Müll häuft, da wohl das Geld für das nötige Personal fehlt.
Depressionen und Zuversicht
Lungenfacharzt Leonidas Mouratidis ist gebürtiger Grieche und lebt seit gut 50 Jahren in Österreich, hat seit 1987 seine Praxis in Oberwart. Er hat noch die Zeiten der Diktatur im Land miterlebt, musste nach seinem Studium in Österreich zurück und seinen Militärdienst ableisten. Was aktuell mit seinem Land passiert, tut ihm weh.
"Ich kenne die Umstände, ich stamme aus einer Gemeinde nähe Thessaloniki und habe viele Freunde und Verwandte dort. Die Menschen sind unglücklich, teilweise leiden sie an Depressionen. Die Selbstmordrate ist hoch wie nie" erzählt der Arzt etwas wehmütig. Und trotzdem macht sein Volk das Beste daraus. "Die Griechen sind ein freundliches, herzliches, hilfsbereites Volk. Touristen empfinden sie als Ehre, deswegen fühlt man sich als Urlauber auch nach wie vor so wohl." In den kleinen Dörfern merke man die Probleme nicht so heftig, da hilft man sich gegenseitig, und auch er sagt, solange man was zum Essen hat, ist man genügsam. In der Annonymität der Stadt sieht die Sache schon wesentlich empfindlicher aus. Besondere Menschlichkeit beweist hier die Kirche, der Erzbischof höchstpersönlich versorgt die Verarmten mit Nahrungsmitteln. "Die Politik hätte an einem Strang ziehen sollen, die Parteien sich zusammentun um gemeinsam eine Lösung zu finden" so Mouratidis, der seinem Volk wünscht, dass sie auch in diesen Zeiten den Mut nicht verlieren und ihre Herzlichkeit behalten.
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