Angriff auf die Sommerferien
Neun Wochen Ferien: Luxus pur, Fadesse pur oder Organisationshorror für Familien?
PIELACHTAL (ah). Neun Wochen Ferien im Sommer. Was für Lehrer und Schüler paradiesisch klingt, stellt immer mehr Eltern vor Herausforderungen, aber was sagen die pädagogischen Experten dazu?
Ferien verschieben
Familienministerin Karmasin forderte, zwei Wochen der Sommerferien in den Herbst zu verschieben. FP-Klubchef Waldhäusl will, dass die Schulen ab dem 1. August wieder öffnen und Nachhilfe anbieten. Wir haben Lehrer und Eltern im Bezirk gefragt, was sie von den Vorschlägen halten.
Christine Werth ist Schulleiterin der "Ganzheitlichen Privatschule für individuelles Lernen" in Ober-Grafendorf. Sie erklärt das Konzept der Privatschule: "Bei uns ist es so, dass wir wesentlich mehr Stunden machen als in öffentlichen Schulen." Nachmittage sind beispielsweise oft durch Projekte oder Exkursionen ausgefüllt. Aus diesem Grund gibt es für die Schüler in Ober-Grafendorf im Herbst bereits eine kleine Auszeit. "Schulautonome freie Tage, meist drei, rund um den 26. Oktober." Werth sieht diese Tage durchaus als sinnvoll an, denn diese Zeit kann von den Schülern genutzt werden, um sich zu strukturieren, zu ordnen, Schularbeitstermine zu erfassen.
Pause zu lang
Von zwei Wochen im Herbst halte Werth nichts, weil "zwei Wochen wären zu lang, denn man ist nach dem Sommer gerade wieder im Lernen drinnen, da ist eine solche Pause zu lange". Für die öffentlichen Schulen könnte sie sich eine Lösung vorstellen: "Sommerferien auf acht Wochen verkürzen und eine Woche frei im Herbst."
Peter Kärcher, Direktor der Neuen Mittelschule in Ober-Grafendorf kann dem Vorschlag durchaus etwas abgewinnen, gibt aber zu bedenken: "Macht eine Unterbrechung des Herbstes pädagogisch Sinn? Ich könnte mir schon vorstellen, dass sieben Wochen zur Erholung ausreichen, aber was ist mit der Ferialpraxis in höheren Schulen?"
Zentral festlegen
"Wichtig wäre vor allem, dass die sogenannten 'schulautonomen Tage' für alle Schulen gleich festgelegt werden." Für Eltern mit Kindern in unterschiedlichen Schulen eine enorme Erleichterung. Waldhäusls Vorschlag steht Kärcher ambivalent gegenüber: "Die Schule im August zu öffnen, wäre eventuell durchaus machbar. Es ist nur zu bedenken, dass die Reparaturarbeiten und Instandhaltung in der unterrichtsfreien Zeit stattfinden müssen. "Ich möchte aber betonen, dass es genug Lernbetreuung – abseits der klassischen Nachhilfe - gibt, welche Kinder in Anspruch nehmen können." Kärcher nennt zum Beispiel Kolpingkurse, Vifki, Kinderuni und Wifi-Sommerkurse. Christine Enne ist seit 25 Jahren Tagesmutter im Tal und mit der Betreuungsproblematik vertraut. "Ich würde die Feriendauer so belassen, denn die Kinder sind im Herbst dann schon so im Lernen drinnen. Außerdem brauchen die Eltern im Herbst ebenso eine Betreuung, eine Problemverschiebung also."
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