Vienna Fans fordern mehr Transparenz von ihrem Verein
Robert Haidinger ist der Obmann der Vienna Supporters. Im Interview berichtet er über den Wunsch der Fans, ihrem maroden Verein unter die Arme zu greifen und was sie sich im Gegenzug wünschen.
DÖBLING. Die Vienna Supporters sind ein Dachverband, in dem sich Vienna-Fans organisieren. Wie haben Sie auf die derzeitige finanzielle Krise des Vereins reagiert?
ROBERT HAIDINGER: Wir haben eine Liste mit Vorschlägen erstellt, wie wir dem Verein helfen können. Daneben gibt es die Facebook-Seite Rettet die Vienna, auf der Vorschläge gesammelt werden.
Um was für Vorschläge handelt es sich da?
Der Verein braucht dringend Geld. Entsprechend handelt es sich um Ideen mit dem Ziel, möglichst schnell Geld zu lukrieren. Man könnte Jahresabos für mehrere Jahre auf einmal verkaufen. Man könnte Spiele Samstagnachmittag statt Freitagabend abhalten. Dann bräuchte es kein Flutlicht, man würde Strom und Geld sparen. Für größere Pläne wie etwa eine Crowdfunding-Aktion brauchen wir aber das Einverständnis des Vereins.
Gibt es die schon?
Der Verein hat sich dankbar für unsere Vorschläge gezeigt. Es gibt ansonsten aber noch keine Rückmeldung. Dort ist man derzeit zu sehr im Stress.
Welche Informationen gibt es über die Lage der Vienna? Wie viel Geld wird gebraucht?
Das wissen wir nicht. Die Vereinsspitze möchte darüber auf einer außerordentlichen Generalversammlung Anfang März Auskunft geben. Derzeit wird das Geld auf einem von der Vienna eingerichteten Konto gelagert. Es wird nicht angetastet, bis die Vereinsführung geklärt hat, wie sie mit der Situation umgehen will. Einerseits ist das gut, auf der anderen Seite spenden die Leute natürlich, damit etwas mit dem Geld geschieht.
Sie wünschen sich also mehr Transparenz?
Das wäre auf jeden Fall wünschenswert. Die Spendenbereitschaft ist nach meinem Bauchgefühl gut. Aber weil es so wenig Informationen gibt, entsteht auch ein gewisser Frust. Als Fangruppierung wünschen wir, dass die Informationen über den finanziellen Zustand des Vereins den Mitgliedern und Fans noch vor der Versammlung im März kommuniziert werden.
Zur Sache:
Die derzeitigen finanziellen Schwierigkeiten des ältesten österreichischen Fußballklubs, dem First Vienna FC 1894, haben am 21. Jänner begonnen. An diesem Tag ist der Manager Martin Kristek im Alter von 44 Jahren gestorben. Kristek war der Gründer und geschäftsführende Teilhaber des Hamburger Care-Energy Konzerns. Care-Energy war der wichtigste Sponsor der Vienna, Kristeks Vater, Richard Kristek, deren Präsident. Am 25. Jänner verkündete Richard Kristek seinen Rücktritt als Vereinspräsident. Auch die Care-Energy zieht ihr Engagement bei der Vienna zurück.
Neben der privaten Familientragödie steht der Fußballverein First Vienna nun vor finanziellen Problemen, deren Ausmaß der Öffentlichkeit bislang noch nicht bekannt ist. Dennoch schlug dem Verein in den vergangenen Tagen eine regelrechte Solidaritätswelle entgegen. Auf der Facebook-Seite „Rettet die Vienna“ wurden innerhalb weniger Tage knapp 7000 Euro gesammelt. Der SK Rapid Wien bot ein kostenloses Freundschaftsspiel auf der Hohen Warte unter dem Motto „Tradition verbindet“ an. Und die Austria Wien wird das 320. Wiener Derby am Sonntag, den 12. Februar für die finanzielle Unterstützung der Vienna, aber auch des Wiener Sportklubs, verwenden. Zwei Euro jeder verkauften Tageskarte sollen jeweils zur Hälfte an die beiden Vereine gespendet werden. Außerdem sollen Spendenboxen aufgestellt werden. Am 7. Februar gab es bereits ein kurzfristig anberaumtes Freundschaftsspiel zwischen der Austria und der Vienna. Auch hier wurde Geld gesammelt.
Die Vereinsführung der Vienna berät derweil das weitere Vorgehen. Näheres soll spätestens im März bekannt werden.
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